2 G im Einzelhandel:"Ein Lockdown wäre schlimmer"

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Wer durch die Läden ziehen möchte, ohne an jedem Eingang seinen Impfnachweis vorzuzeigen, der muss sich sputen. Ab kommenden Mittwoch gilt 2 G auch im Einzelhandel. (Foto: Marco Einfeldt)

Von Mittwoch an gilt im Einzelhandel die 2-G-Regelung, ausgenommen sind Läden für den täglichen Bedarf. Freisinger Geschäftsinhaber akzeptieren den logistischen Mehraufwand für die Kontrollen.

Von Charline Schreiber und Anais Agudo Berbel, Freising

Am Freitag hat das bayerische Kabinett beschlossen, dass von Mittwoch an die 2-G-Regel auch im Einzelhandel gilt. Das bedeutet auch für die Freisinger Geschäftsinhaberinnen und -inhaber einen erheblichen Mehraufwand, weil Impf- und Genesenennachweise kontrolliert werden müssen. Die Händlerinnen und Händler nehmen das aber in Kauf, auch, weil die Angst vor einem neuen Lockdown gerade jetzt in der umsatzstarken Vorweihnachtszeit sehr viel schwerer wiegt.

In der "Moosacherie" an der Oberen Hauptstraße in der Freisinger Innenstadt müssen die Inhaberinnen Regina Hümpfner-Flad und Melanie Rainer für die Kontrolle des 2-G-Nachweises eine Zusatzkraft einstellen, erzählt Hümpfner-Flad. Ihr Sortiment umfasst Damenmode, Schmuck, Accessoires und Geschenkartikel. Weil sie die zusätzlichen Personalkosten nicht für eine ganze Woche finanzieren können, wird die Hilfskraft nur am Wochenende eingestellt, unter der Woche übernehmen sie selbst die Kontrolle. Die Zusatzkraft werde aus dem Familienkreis kommen und aushelfen. "Da müssen wir jetzt einfach zusammenhalten," betont die Inhaberin. Denn die Kontrollen am Eingang sind und bleiben zeitintensiv, der Einfluss auf den laufenden Betrieb sei weiterhin groß. Die Moosacherie ist noch nicht lange eröffnet und noch dabei, sich zu etablieren, das ist auch ein Grund, warum die Inhaberinnen Angst vor Umsatzeinbrüchen haben. Der Optimismus, dass alles gut geht, überwiegt aber.

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Wo nur eine Verkäuferin im Laden ist, hält die Kontrolle schnell den Betrieb auf

Die Inhaberin der Modeboutique "Feine Sache", mit Namen möchte sie nicht genannt werden, ist dagegen besorgt. "Die 2-G-Regelung ist sehr schlecht für den Einzelhandel", meint sie und nennt die Kontrolle der Impfnachweise "ungut". Sie führt den Laden alleine und wird auch die Impfpass- und Ausweiskontrollen selbst durchführen. Das koste Zeit und Arbeit, und die Kundenbetreuung dürfe ja auch nicht außer Acht gelassen werden, sagt sie. Natürlich befürchte sie hohe Einbußen beim Umsatz. Unter anderem auch, weil sie vermutet, dass das ohnehin schon sehr beliebte und bequeme Online-Shopping ihr nun noch rasanter den Platz streitig macht.

Agnes Beis aus "Glory's Boutique " hält die 2-G-Regelung für umsetzbar, ebenso die damit verbundenen Kontrollen stünden in ihren Möglichkeiten. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten meiner Kunden geimpft sind", sagt Beis. Das lasse wenigstens ein bisschen hoffen. Mit Umsatzverlusten rechnet Agnes Beis trotzdem. Es seien ja nun alle Weihnachts- und Adventsveranstaltungen abgesagt worden, da fallen im Umkehrschluss eben auch eine Menge Kunden, die Geschenke suchen, weg.

Mit 2 G besteht noch die Möglichkeit, sich gegen den Online-Handel behaupten

Hoffnungsvoller ist die Stimmung bei "Bücher Pustet". Jutta Ederer erklärt an diesem Freitagvormittag, dass es noch unklar sei, ob Buchhandlungen zum täglichen Bedarf gezählt werden. Sollte dies der Fall sein, so betreffe die 2G-Regelung "Bücher Pustet" nicht. Andernfalls werde ein Angestellter die Kontrolle am Eingang übernehmen, dadurch entstehe keine nennenswerte Beeinträchtigung des Betriebs, so Ederer. Zudem rechnet Sie nur mit geringen Einbußen, da Ungeimpfte die Bücher im Internet kaufen und abholen, oder sie direkt nach Hause bestellen könnten.

"Schließlich soll ja jeder lesen können, ob ungeimpft oder nicht", sagt Ederer und fügt mit Nachdruck hinzu: "Ein Lockdown wäre schlimmer!" Mit der 2-G-Regelung bestehe immerhin noch die Möglichkeit, sich gegen den Online-Handel zu behaupten.

© SZ vom 04.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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