Konzert:Frieden finden

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Musik zwischen Judentum, Christentum und Islam: Mehmet C. Yeslicay (vorne Mitte) und sein Ensemble. (Foto: Serkan Eldeleklioglu)

Der Oud-Spieler Mehmet C. Yeslicay spürt mit seinem Ensemble im Herkulessaal der Rolle der Frau in der Religion nach.

Von Dirk Wagner

"Ich kann und mag mir kein göttliches Wesen vorstellen, das Nächstenliebe an Nationalität, Religion, Hautfarbe, Gender misst", sagt Katrin Richthofer von der katholischen Initiative Maria 2.0 im Grußwort zum neuen Programm "Femina" der Konzertreihe "Music For The One God". Initiiert von den Münchner Kulturaktivisten Respect Us spürt der musikalische Leiter Mehmet C. Yeslicay in jener Konzertreihe Gemeinsamkeiten und gegenseitigen Beeinflussungen der drei abrahamitischen Religionen in deren Musik nach.

Vielleicht auch, weil der Oud-Spieler und Gründer des renommierten Pera Ensembles sich in seinen musikalischen Vorlieben auf die Alte Musik spezialisiert hat, erscheint ihm das Leben in Andalusien zwischen 711 und 1492 als besonders gutes Beispiel für ein friedliches Miteinander der Vertreter aller drei monotheistischen Religionen. Unter muslimischer Führung fand damals nämlich im Süden Spaniens ein kultureller Austausch statt, der nicht zuletzt auch in Córdoba eine der führenden Universitäten der damaligen Zeit ermöglichte.

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Immer wieder sucht Mehmet C. Yeslicay in Archiven auf der ganzen Welt nach neuen Beispielen, an Hand derer er den kulturellen Austausch zwischen den verschiedenen Religions-Vertretern musikalisch aufzeigen kann. Ganz im Sinne von Maria 2.0, die auch die Rolle der Frau im katholischen Kirchenleben stärken will, blickt er nun in seinem vierten Münchner Programm jener auch andernorts aufgeführten Konzertreihe auf die Rolle der Frau im Alltag des Judentums, Christentums und Islams.

Komponistinnen wie Hildegard von Bingen oder Francesca Caccini werden dafür im Programm ebenso berücksichtigt wie zum Beispiel eine Musik, die der venezianische Komponist Antonio Vivaldi für ein von ihm gegründetes Mädchenorchester komponiert hatte. Weil es hingegen im Orient nicht üblich war, die Autorenschaft einer Musik namentlich zu dokumentieren, sind die Musikbeispiele, die dem Islam oder dem Judentum zugeschrieben werden können, nicht unbedingt als Kompositionen von Frauen nachgewiesen. Insofern sie aber auch das Leben von Frauen in den jeweiligen Gesellschaften beschreiben, zeigen auch sie ein Frauenbild, das Mehmet C. Yeslicay trotz des religiösen Kontextes seines Konzerts bewusst nicht auf die Darstellung von Heiligen und Frommen reduzieren will.

Zusammen mit den drei Sopranistinnen Carmit Natan aus Israel, Selin Yücesoy aus der Türkei und Monika Lichtenegger aus Deutschland, dem syrischen Sänger Mazen Mohsen, dem Mädchenchor der Regensburger Domspatzen und vielen weiteren Beteiligten werden Yeslicay und das Pera Ensemble mit "Music For The One God - Femina" am Freitag, 24. November, im Herkulessaal einmal mehr ein Miteinander stärken, das bewusst den Dialog sucht, statt sich mit menschenverachtendem Hass weiter voneinander zu entzweien. Oder, um es abermals mit dem Grußwort von Katrin Richthofer von Maria 2.0 zu sagen: "Umtobt von Kriegen und schockiert von Wahlen, in denen der Rechtsruck sich in erschreckenden Ergebnissen niederschlug, ist der Ruf nach friedlichem, respektvollem Miteinander so wichtig wie selten zuvor."

Femina, 24. November, Herkulessaal, 20 Uhr

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