Studenten-Fasching:Tusch und Schluss

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"Es läuft gut, und warum soll man nicht am Höhepunkt aufhören?" - Regisseur Georg Blüml. (Foto: ed)

Georg Blüml inszeniert nach zwanzig Jahren sein letztes Faschingskonzert an der Musikhochschule. Unter seiner Leitung wurde das Format zum Kult.

Von Michael Stallknecht

Im Fasching stehen die Verhältnisse kopf, sogar an einem ehrwürdigen Institut wie der Münchner Musikhochschule. Dazu gehört, dass deren Konzertformat mit der wohl größten Breitenwirkung ausgerechnet eines ist, in dem der Nachwuchs all das tut, was er in normalen Hochschulkonzerten nie darf: Instrumente falsch rum benutzen zum Beispiel, oder sich satirisch zu gesellschaftspolitischen Entwicklungen äußern. Auch in diesem Jahr erwartet die verantwortliche Studierendenvertretung 2500 Besucher, wie jedes Jahr sind alle Vorstellungen bereits ausverkauft.

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Maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt ist seit mehr als zwanzig Jahren Georg Blüml, zuerst seit 2002 Moderator des Formats, seit 2006 dessen Regisseur. Der Münchner Theatermacher hat das Faschingskonzert professionalisiert, von den Umbauten über die Lichtführung und Videozuspielungen bis zum Einsatz von Schneekanonen. Und die Hochschulleitung damit dazu gebracht, die Zahl der Konzerte von anfangs einem (plus Generalprobe) auf jetzt fünf zu steigern.

Maultrommeln und fliegende Frösche

Dennoch soll das Faschingskonzert 2024 nun sein letztes sein. Er habe es begleitet, "von den chaotischen Anfängen bis zum erfolgreichen Format durch die Krise der Corona-Jahre, die Jahre der gesellschaftlichen Spaltung", sagt Blüml im Gespräch mit der SZ. "Es läuft gut, und warum soll man nicht am Höhepunkt aufhören?" Es passt zu der unhierarchischen Entwicklung der Programme, bei der die Studenten selbst die meisten Vorschläge für ihre Nummern einbringen. Blüml sieht seine Aufgabe eher darin, sie auf ihre Bühnenwirksamkeit zu prüfen, mehrere zu Blöcken zusammenzufassen und "einen roten Faden reinzuschlingen". Dabei reizt ihn an der Zusammenarbeit mit jungen Menschen bis heute "die unglaubliche Leidenschaft, die Begeisterungsfähigkeit, die kreative Wildheit": "Wenn man mit sogenannten Profis arbeitet, bewegt sich doch alles im Rahmen kunstbetrieblicher Eingrenzung."

An Anarchismus hat es dem Faschingskonzert an der Musikhochschule nie gemangelt. (Foto: HMTM)

An Anarchismus hat es dem Faschingskonzert bei aller Professionalisierung denn auch nie gemangelt. Im Gedächtnis bleiben Blüml - und sicher auch den Fans - einige legendäre Szenen von der Aufführung eines Maultrommelkonzerts von Johann Georg Albrechtsberger mit fliegenden Fröschen bis hin zur Zerstörung eines Autos auf der Bühne. Dass er irgendwann einmal wieder als Gastregisseur zurückkehren wird, mag Blüml denn auch nicht vollständig ausschließen. Aber: "Nach zwanzig Jahren muss man irgendwann die Kinder auch mal flügge werden lassen."

Samstag bis Dienstag 10. bis 13. Februar, jeweils 19.19 Uhr; Sonntag, 11. Februar, auch 11.11 Uhr; Hochschule für Musik und Theater München, Großer Konzertsaal, Arcisstraße 12

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