Promi-Tipps für München und Bayern:Die Woche von Eva Löbau

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Eva Löbau ist "Tatort"-Kommissarin, spielt an den Kammerspielen und ist Teil des Performance-Duos "Die Bairishe Geisha". (Foto: Katarina Ivanisavic)

Die Film- und Theaterschauspielerin freut sich in der Woche vom 17. bis zum 23. April auf ihre Rückkehr nach München und ihre alten Wirkungsstätten, aber auch auf Bouldern und den Biergarten. Ein Gastbeitrag.

Sie ist die alleinstehende Mutter, die naive Junglehrerin aus der Provinz und die Rucksacktouristin, die vor ihren Beziehungsproblemen in einen indischen Ashram flüchtet. Kurz: Eva Löbau beherrscht viele Spielformen ihres Berufs. Im Fernsehen sieht man sie regelmäßig als "Tatort"-Kommissarin , den Münchnern ist sie auch bekannt als Teil des wunderbar schrägen Performance-Duos " Die Bairishe Geisha" und als ehemalige Kammerspiele-Schauspielerin. Zurzeit steht Eva Löbau am Berliner Gorki Theater auf der Bühne, im Kino kann man sie vom 4. Mai an sehen: Im Drama "Das Lehrerzimmer" von İlker Çatak schlüpft sie in die Rolle einer Schulsekretärin, die unter Verdacht gerät.

Montag: Rückkehr nach München

Die "Räuberinnen", angelehnt an Schillers "Die Räuber", hatte 2019 Premiere an den Kammerspielen. Das Stück war Eva Löbaus erste Zusammenarbeit mit der Regisseurin Leonie Böhm (Szene mit Gro Swantje Kohlhof, Julia Riedler, Sophie Krauss, v.l.n.r.) (Foto: Judith Buss)

Heute komme ich zurück nach München. Es ist der Tag nach unserer Premiere von " Antigone" am Gorki Theater in Berlin, einer Inszenierung von Leonie Böhm, mit der ich zum ersten Mal an den Münchner Kammerspielen bei "Räuberinnen" zusammengearbeitet hatte. Ich werde also wahrscheinlich erschöpft und melancholisch sein und meinen Vater überreden, mit mir zu Franco Mittagessen zu gehen, dessen Feinkostladen in der Wotanstraße auch Mittagstisch hat. Alles schmeckt dort gut! Auf dem Weg dahin kaufen wir vielleicht noch eine Zeitung beim Tabak- und Schreibwarenladen Fäth. Diese beiden Orte gehören zu den Gründen, warum ich mich 2018 schnell in meiner neuen Nachbarschaft zuhause gefühlt hatte. Abends gehe ich, wenn ich nicht zu schlapp für alles bin, ins Pathos Theater zur Eröffnung von Ella Ponizovsky Bergelsons " Wordscapes". Ich kenne dieses Haus sehr gut, habe dort oft gespielt, viel gesehen, hoffe also darauf, Freundinnen und Bekannte zu treffen und bin gespannt auf die Verwandlung des Raumes durch die gemalte Poesie an den Wänden.

Dienstag: Gebrauchte Schätze

Ein Ort der Inspiration: Im Gebrauchtwarenhaus "Halle 2" des Abfallwirtschaftsbetriebs in Pasing stöbert Eva Löbau gerne. (Foto: Florian Peljak)

Ich spaziere zur Halle 2, dem Gebrauchtwarenkaufhaus des Münchner Abfallwirtschaftsbetriebs. Ich laufe durch den Nymphenburger Schlosspark dort hin und schaue unterwegs, ob die Blässhühner schon ihre schwimmenden Nester gebaut haben, der Schwan wieder oben am Wehr brütet und was überhaupt so los ist bei den Bibern, Rehen und Vögeln im Frühling. Die Halle 2 ist ein Ort der Inspiration für mich. Dort habe ich bereits drei Sofas und einige Paare Rollschuhe für eine der Inszenierungen der "Bairishen Geisha" erstanden, Ölgemälde aus dem Nachlass eines unbekannten, aber guten Malers, das Fahrrad für meine Nichte, den Rollator für meinen Vater, Stühle für diverse Wohnungen und Kochtöpfe, Lampen, Geschirr und Bücher. Meistens gehe ich nur mit einer Tasse und einem Kriminalroman wieder durch den Park zurück nach Hause.

Mittwoch: Sehnsucht nach dem Bad

Normalerweise kann man im Dantebad das ganze Jahr draußen schwimmen. Wegen der Energiekrise hatte das Warmfreibad diesen Winter geschlossen, im Mai mit Beginn der Freibadsaison soll wieder geöffnet werden. (Foto: Catherina Hess)

Es ist schrecklich, dass das Dantebad noch immer geschlossen hat. Ich würde da gerne am Mittwoch mit meinen Patenkindern zum Schwimmen gehen. Ich bin absolut dafür, dass ein Tempolimit auf Deutschlands Straßen eingeführt wird, um Energie zu sparen und um die Klimaüberhitzung aufzuhalten. Aber das Dantebad mit seinen beheizten Becken im Freien soll bitte wieder im Winter geöffnet haben. Bis dahin lasse ich mich vielleicht von Nelly zum Bouldern überreden. Abends würde ich gerne ins Werkstattkino in der Fraunhoferstraße gehen. Der Film steht zum Zeitpunkt meiner Planung noch nicht. Aber dieses Kino ist meine Entdeckung des letzten Jahres. Ich kann mir überhaupt nicht erklären, warum mir dieser Ort bisher verborgen blieb. Sie haben so ein tolles Programm. Dass ich davor ins Gasthaus Fraunhofer gehe, ist eh klar.

Donnerstag: Frauenfriedenskongress

"Wie Frauen den Krieg bedrohen" zeigen Moses Leo, Jelena Kuljic, Maren Solty, Leoni Schulz, Stefan Merki und Joyce Sanhá im Stück "Anti War Women" in den Kammerspielen. (Foto: Julian Baumann)

Ich will zu " Anti War Women" von Jessica Glause und Ensemble mit Musik von Eva Jantschitsch, einem Projekt im Rahmen des " Female Peace Palace" der Münchner Kammerspiele und der Monacensia im Hildebrandhaus. Ich bin Fan von Frau Jantschitsch alias Gustav und den Arbeiten von Jessica Glause. Der Untertitel: "Wie Frauen den Krieg bedrohen" zieht mich auch an. Ich muss unbedingt mehr wissen von dem Frauenfriedenskongress in Den Haag 1915. Ich suche eine Möglichkeit, mich zu den gegenwärtigen Kriegen zu verhalten. Helfen die "Visionen und Strategien" der Suffragetten, uns zu wappnen?

Freitag: Preisgekröntes Drama

Heute fahre ich wieder nach Berlin, um dort abends Antigone zu spielen. Wenn ich in München wäre, würde ich wahrscheinlich um 18 Uhr ins Filmmuseum gehen und dort den Film "L'Evénement" ("Das Ereignis") ansehen, inszeniert und gespielt von Audrey Diwan nach dem Roman von Annie Ernaux. Ich habe mich in den letzten Jahren begeistert durch das Werk der französischen Autorin und Nobelpreisträgerin gelesen und die Verlockung, diese Art von Literatur zu verfilmen, kann ich mir - ausnahmsweise - gut vorstellen. Davor würde ich wahrscheinlich noch zu Kustermann gehen und irgendwas Nützliches für den Haushalt besorgen, Möbelfilze für die Stuhl- und Tischbeine oder einen Emaille-Lack, um endlich die Macke an der Badewanne auszubessern.

Samstag: New Yorker Tanzstil

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Ich würde mich gerne persönlich einstimmen auf das Ereignis des Abends und an einem der Voguing-Workshops im Pathos Theater teilnehmen. Aber ich werde erst nachmittags, also zu spät, aus Berlin zurück sein. Zum ersten Mal hat mich diese Kunst als Jugendliche beeindruckt, als eine Mitspielerin des Jugendspiel-Clubs der Württembergischen Landesbühne in Esslingen bei einer Probe plötzlich die Choreografie zu Madonnas Lied "Vogue" tanzte. Es war toll! Abends gehe ich zu "The Fashion Icons Kiki Ball" ins Pathos Theater, um die Stars und neuen Talente in ihrem Putz zu feiern, ihre Moves zu bewundern und zu erfahren, wo es langgehen könnte mit der Mode und mit einer Gesellschaft, in der nicht-weiße und nicht-heteronormative Menschen keine Randgruppen mehr bilden, sondern mitregieren auf der großen Tanzfläche.

Sonntag: Filmpremiere

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Mein Vater und ich gehen in den Hirschgarten Mittagessen. Ich hoffe, das Wetter ist gut, dann setzen wir uns ins Freie und hören der Blasmusik zu. Wir wollten uns schon länger mal in den Bereich setzen, wo man auch Mitgebrachtes auftischen kann. Aber normalerweise setzen wir uns an einen der Tische, wo man bedient wird. Das Essen ist vertraut und gut. Wir können anderen Leuten bei ihren Familienfeiern zuschauen und teilen uns zum Schluss eine Bayrisch Creme. Abends breche ich dann auf nach Baden-Baden, zum Drehstart einer neuen Folge des "Tatort Schwarzwald", so dass ich am 27. April leider nicht bei der München-Premiere des Films "Das Lehrerzimmer" im City Kino dabei sein kann. Der Film sorgte auf der Berlinale für einiges Aufsehen. Ich drücke mich zwar gerne vor den Aufführungen der Filme, in denen ich mitgespielt habe, aber in diesem Fall bin ich traurig, denn es war eine besonders schöne Zusammenarbeit mit allen Beteiligten.

Die Theater- und Filmschauspielerin Eva Löbau, ausgebildet am Max Reinhardt Seminar in Wien, ist einem breiten Publikum durch den Film "Der Wald vor lauter Bäumen" und Fernsehproduktionen wie "Tatort" oder "Familie Bundschuh" bekannt. Sie spielte in Filmen von Detlev Buck und Max Färberböck. Auch international wurde sie besetzt, unter andrem in "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino. Löbau war Gründungsmitglied des Theaterkollektivs "Die Bairishe Geisha" und von 2018 bis 2020 Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Für ihre Rolle im Kinofilm "Einsamkeit und Sex und Mitleid" von Lars Montag und Helmut Krausser war sie 2017 für den deutschen Filmpreis nominiert.

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