Wasserinsekten wie Prachtlibellen, Maifliegen oder die an Sommerabenden schwärmenden Köcherfliegen sind nicht nur von einer eindringlichen Schönheit, sondern dienen meist schon im Larvenstadium vielen Fischen als Nahrungsgrundlage. Auch die im Flussbett lebenden Bachflohkrebse sind nicht nur Nahrung, sondern auch Putzkolonne, die moderndes Holz ebenso verspeisen wie tote kleine Fische. Aber ihr Lebensraum ist bedroht: Die Isen mit ihren Nebenbächen hat Gewässerrandstreifen als Pufferzonen dringend nötig, so wie es in Bayern seit dem Volksbegehren Rettet die Bienen im Jahr 2019 und damit im Bayerischen Naturschutzgesetz festgelegt ist. Denn sie sind in vielen Bereichen verschlammt und mit Nitrat aus der Gülle belastet.
Insgesamt 15 Messstationen
Nach 2019 und 2020 hat die Bund Naturschutz (BN) Ortsgruppe Dorfen auch im Herbst 2021 Dorfens Fließgewässer untersucht. Es gab insgesamt 15 Messstationen, die über das gesamte Gemeindegebiet verteilt sind - darunter die Isen an mehreren Stellen, aber auch die Goldach, der Seebach oder der Kallinger Bach.
Durchgeführt wurden chemische Schnelltests, mit denen auf den Nitrat- und Phosphatgehalt sowie auf den Sauerstoffgehalt und den pH Wert getestet werden kann. Die Ergebnisse waren so direkt an Ort und Stelle nach kurzer Wartezeit sichtbar.
"Wir wollten uns selbst ein Bild machen vom Zustand der Gewässer in unserer direkten Umgebung. Natürlich sind die Werte immer eine Momentaufnahme, aber wir reden über einen Trend von drei Jahren und möchten unsere Messungen in den Folgejahren fortsetzen", so Rita Rott, die die Ortsgruppe derzeit verantwortet.
Die Auswertung der Ergebnisse aller Messstellen zeigt ein gemischtes Bild. Die pH Werte lagen alle im Normalbereich zwischen 6 und 7,5 - wie zu erwarten ist im Einflussbereich der Kalkalpen. Auch für Phosphat, das in höheren Konzentrationen Probleme wie Sauerstoffmangel für die Lebewesen im Wasser verursachen kann, ergaben sich bei den Messungen kaum auffällige Werte. Eine Ausnahme war über die vergangenen zwei Jahre der Rettenbacher Bach zwischen Grüntegernbach und Kalling, der erhöhte Belastungen zeigte.
Unbelastete Proben sind die Ausnahme
Bei Nitrat, das im Wesentlichen über Einschwemmungen aus landwirtschaftlichen Flächen und zum geringeren Teil aus der Luft in die Fließgewässer gelangt, sei die Situation allerdings eine besorgniserregende. Unbelastete Proben wie beim Mainbach, dem Seebach und allen drei Messstellen der Isen, die über die drei Jahre konstant niedrige Werte zeigten, waren die Ausnahme. Fast alle Messstationen zeigten über alle drei Jahre mindestens leichte Belastungen, oft aber erhöhte Belastungen von bis zu 50 Milligramm pro Liter - dem Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser. Besonders auffällig waren der Rettenbacher Bach, der Holzmannbach, die Goldach und die Lappach.
Ist der Nitratgehalt im Bach oder Fluss zu hoch, führt das zu erhöhtem Wachstum von Algen und Pflanzen und damit zu viel organischer Masse im Gewässer. Das bedeutet eine konstante Überdüngung des Gewässers, also Nährstoffanreicherung, bei gleichzeitig hohem Sauerstoffverbrauch - letztendlich kann es "umkippen".
Einen intensiven Blick warf der Bund Naturschutz 2021 auf die Kleinlebewesen mit einer systematischen biologischen Gewässergüteuntersuchung, die bestimmte Lebewesen bestimmten Gewässerqualitäten zuordnet. Gefunden wurden unter anderem Eintagsfliegen- und Köcherfliegenlarven, kleine Muscheln und Schnecken, Zuckmückenlarven und Strudelwürmer. Die Funde deckten sich gut mit dem jeweiligen Zustand des Baches und gaben im Wesentlichen die Ergebnisse der chemischen Untersuchungen wieder.
Ein Bach ist mehr als das Wasser, das fließt
Besonders auffällig und besorgniserregend ist für den BN aber die ebenfalls kartierte Verschlammung der Bachsohlen: "Über die Hälfte der Messstellen war stark verschlammt wie etwa der Geislbach oder der Rettenbacher Bach. Das ist ein Problem, weil sehr viele Wassertiere zur Vermehrung und zur Nahrungsaufnahme darauf angewiesen sind, in die Lücken im Kiesbett zu gelangen. Wenn mehr als 20 Zentimeter Schlamm am Grund liegen, kann es diese Tiere dort langfristig nicht mehr geben. Die Hauptquelle ist hier der Oberflächeneintrag direkt in die Gewässer, vor allem bei Starkregen", sagt Rita Rott.
"Ein Bach ist mehr als das Wasser, das durch ein Bachbett fließt - er ist Lebensraum und Wanderachse", fasst Rott die Situation zusammen. "Der Eintrag von Feinmaterial ist ein großes Problem. Diese wichtigen Achsen müssen wir in Zukunft mit Gewässerrandstreifen als Pufferzonen schützen."
Interessierte, die weitere Informationen zu den Messungen haben möchten oder mitmessen möchten, können sich an den BUND Naturschutz Dorfen unter dorfen@bund-naturschutz.de wenden.