Zorneding:Erster Unverpackt-Laden im Kreis Ebersberg nimmt Betrieb auf

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Nach längerer Vorlaufzeit ist am Aschermittwoch Eröffnung im Zornedinger Ortsteil Pöring. An die Bankfiliale von einst erinnert dort kaum mehr etwas.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Die etwas muffige Geruchsmischung aus Teppichboden und Überweisungsträgern ist dem Duft von frischem Holz gewichen. Bankschalter sind durch Verkaufsregale ersetzt worden und dort, wo früher bunte Bilder die Wand verziert haben, hängt nun eine Reihe mit großen Glasbehältern, die auf ihre Befüllung warten - die Raiffeisen-Filiale im Zornedinger Ortsteil Pöring ist inzwischen Geschichte. Von Mittwoch nächster Woche an beginnt in dem Gebäude in der Anzinger Straße ein neues Kapitel. Dann öffnet der erste Unverpackt-Laden im Landkreis Ebersberg seine Türen.

Noch sind die Naturholz-Regale größtenteils leer. Bis auf einige Behälter mit Fairtrade-Schokolade, etlichen Drogerieprodukten und einem mit Getränken gefüllten Kühlschrank deutet noch nicht viel darauf hin, dass hier in Kürze der Startschuss für den Verkauf fallen soll. Das wird sich in den nächsten Tagen aber ändern. "So langsam trudelt alles ein", sagt jedenfalls Alexandra Skeide. Die 45-Jährige vertritt die Genossenschaft "Deine Alternative", die den Unverpackt-Laden betreiben wird. Das Konzept ist klar: Beim Angebot setzen die Initiatoren auf nachhaltig produzierte, wenn möglich regionale Produkte. Der Einkauf selbst soll dann komplett plastikfrei vonstatten gehen.

Kunden können ihre eigenen Gefäße von zu Hause mitbringen oder sich ein Behältnis - aus Glas oder Weißblech - im Laden kaufen. Wie Skeide erklärt, muss dieses zunächst gewogen werden, dann kann man sich am Sortiment bedienen. Das will aber geübt sein, denn für die richtige Mengendosierung braucht es ein gewisses Gespür. "Wir werden deshalb Beispielgrößen aufstellen, an denen sich die Kunden orientieren können", so Skeide. Mit den abgepackten Waren geht es schließlich an die Kasse, wo die Behälter erneut gewogen werden. Ohne Wiegen kommt man bei den Produkten im Nebenraum aus. Dort wird alles verkauft, was man nicht essen kann. So sind in den Regalen etwa feste Zahnpasta, wasserneutrale Wattestäbchen oder Öko-Reinigungstabs ausgestellt.

Nicht zur Einkaufsladen, sondern auch Treffpunkt

Der Unverpackt-Laden soll aber nicht nur eine reine Einkaufsmöglichkeit sein, sondern zu einem echten Treffpunkt für Menschen aus der Region werden, wie Skeide sagt. "Wir wollen viel Kontakt mit den Kunden haben", so die Genossenschafts-Chefin. Und auch die Besucher untereinander sollen sich austauschen können, etwa im Aufenthaltsraum, in dem auch eine Spielecke eingerichtet ist. Hier sind Skeide zufolge regelmäßig Spielenachmittage geplant. Nebenan stehen leere Regale, die als Tauschbörse für nicht mehr genutzte Gegenstände, etwa Bücher, dienen sollen. Die Genossenschaft will zudem eine Anlaufstelle für soziale Hilfe etablieren, die Bürger bei Problemen unterstützt.

Im Laden selbst soll es immer wieder Infoveranstaltungen geben, bei denen regionale Händler ihre Waren vorstellen können. "Es geht auch darum, die Geschichten hinter den Produkten zu erfahren", sagt Skeide. Sie ist übrigens geprüfte Ernährungsberaterin und als solche auch in der Küche recht versiert. Zusammen mit einer Hauswirtschafterin wird sie deshalb für das wechselnde Mittagsangebot - zunächst immer dienstags, donnerstags und freitags - verantwortlich sein. Gekocht wird mit den Produkten, die im Laden angeboten werden. Zunächst wird es dort aus Platzgründen allerdings keine Fleisch- und Wurstwaren oder Fisch geben, man spiele aber mit dem Gedanken, zusammen mit regionalen Erzeugern eine Art Liefersystem zu entwickeln.

Der Nachhaltigkeitsgedanke schlägt sich aber nicht nur in den Produkten nieder, sondern auch in der Ausstattung. Die meisten Möbel sind gebraucht, teilweise sogar von der Bank übernommen. Das sieht man ihnen aber nicht an, denn über vier Monate hinweg haben die Genossenschaftsmitglieder alles auf Vordermann gebracht. Mit dem Ergebnis ist Alexandra Skeide sehr zufrieden: "Ich glaub' es ist alles ganz gut geworden."

Der Zornedinger Unverpackt-Laden in der Anzinger Straße 3 öffnet am Aschermittwoch, 26. Februar, von 9 Uhr an mit der Aktion "Plastikfasten".

© SZ vom 20.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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