Energiewende im Landkreis Ebersberg:Im Schatten der Sonne

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Auf dem Bahndamm im Westen von Zorneding würde die örtliche CSU gerne eine Photovoltaikanlage bauen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Gemeinde Zorneding würde gerne an mehreren Stellen im Ort Solarmodule aufstellen. Doch das ist gar nicht so einfach.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Der Standort wäre ganz neutral betrachtet ideal: Hanglage nach Süden ausgerichtet, den ganzen Tag Sonnenschein und keine störende Bebauung in der Nähe. Der Bahndamm in Zorneding würde sich also gut für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage eignen. Das dachte sich offenbar auch die örtliche CSU-Fraktion, die in einem Antrag nun den Bau einer solchen gefordert hat. Zusätzlich dazu könnten sich die Christsozialen Solarmodule entlang der Bundesstraße vorstellen. Doch beide Vorhaben sind nicht so einfach umzusetzen, wie zunächst gedacht.

Bereits vor mehr als einem Jahr hatte die CSU mit dem Gedanken gespielt, den Bahndamm zwischen Zorneding und Baldham sowie die Flächen rund um die B304 für klimafreundliche Energiegewinnung zu nutzen. Rund zehn Prozent des örtlichen Energiebedarfs ließen sich allein durch die Solarmodule an der Straße abdecken, "daran zeigt sich die große Bedeutung dieses Vorhabens für die Umsetzung unserer Energiewendeziele im Landkreis", hieß es damals in einem entsprechenden Antrag an den Gemeinderat.

Für Freiflächen-PV-Anlagen gibt es viele Vorgaben

Diesen haben die Christsozialen nun erneut vorgelegt, weil bisher noch nichts in Sachen Freiflächen-PV-Anlage passiert ist. Das liegt vor allem daran, dass die Rathausverwaltung zuerst ein Gutachten über alle potenziellen Standorte im Gemeindegebiet erstellen lassen wollte. Ein solches hat der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum inzwischen vorgelegt - und damit für Ernüchterung bei den Zornedinger Lokalpolitikern gesorgt. Nach Abzug aller Ausschlusskriterien nämlich bleiben nicht mehr so viele Flächen übrig, auf denen man Sonnenenergie gewinnen könnte.

Auch die Flächen entlang der Bundesstraße hat der Zornedinger Gemeinderat für PV-Anlagen im Hinterkopf. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vor allem die Abstandsregelungen sorgten in der jüngsten Gemeinderatssitzung für Kopfschütteln. Den Vorgaben des Freistaats zufolge, müssen Freiflächenanlagen mindestens 50 Meter von einem Waldgebiet, 100 Meter von Siedlungen und je nach Einstufung 15, 20 oder 40 Meter von Straßen entfernt stehen. Ähnliche Abstandsregeln gelten auch für Zuggleise, wie Martina Pfannmüller vom Planungsverband erklärte, denn: "Der Lokführer darf nicht geblendet und die Sicht auf Signale nicht versperrt werden." Außerdem, so die Landschaftsplanerin, seien bei PV-Anlagen entlang von Schienen die möglichen Ausbaupläne der Bahn zu berücksichtigen. In jedem Fall gilt: "Es darf keinerlei negative Auswirkungen auf die Sicherheit des Eisenbahnbetriebs geben."

Die Bahn will konkrete Projekte sehen, ehe der Konzern Aussagen zur Umsetzbarkeit macht

Ob also die CSU-Idee umsetzbar ist, lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit sagen. Man müsse erst mit einem konkreten Vorhaben an die Bahn herantreten, sagte Pfannmüllers Kollegin Susanne Bauer, "dann bekommen Sie eine Aussage". Hintergrund ist, dass der Bahndamm nicht der Gemeinde, sondern dem Schienenkonzern gehört. "Und auf Bahn-Grund kann nur die Bahn ein Projekt planen."

Beim Vorhaben an der Bundesstraße sei hingegen das Staatliche Bauamt Rosenheim der Ansprechpartner, wie Pfannmüller erklärte. Wie weit die PV-Anlage tatsächlich von der Fahrbahn entfernt sein müsse, sei eine Einzelfallentscheidung und müsse im Rahmen der Bauleitplanung geklärt werden. Ein größeres Hindernis sah die Planerin hingegen bei den Bodendenkmälern, die es in dem Gebiet reichlich unter der Erde gibt. Die archäologisch wertvollen Grabstätten könnten gegen den Bau einer Solaranlage sprechen, zumindest seien im Vorfeld entsprechende Grabungen notwendig.

Alte Gräber könnten die Energiewende im Landkreis bremsen

Dass uralte Knochen den Fortschritt im Landkreis bremsen könnten, hörte man im Zornedinger Gemeinderat gar nicht gerne. "Es geht uns doch um eine möglichst schnelle Verwirklichung der Energiewende", sagte etwa Helmut Obermaier (Grüne). Eine Meinung, die ein Großteil des Gremiums teilt: Bei nur zwei Gegenstimmen legten sich die Gemeinderäte darauf fest, dass bei Bodendenkmälern keine sogenannte Vermutungsfläche im Radius von 300 Metern angewandt werden soll. PV-Anlagen wären damit zwar näher an einer Grabungsstätte möglich, um die archäologische Begutachtung des Bodens würde ein möglicher Investor aber nicht herumkommen. Einig waren sich die Gemeinderäte darüber, dass auch auf Erholungsflächen der Bau von Solarmodulen grundsätzlich möglich sein soll.

Auf den Antrag der CSU hat das zunächst wenig Auswirkungen. Was dieses Projekt angeht, soll die Verwaltung nun Kontakt zur Bahn aufnehmen, um eine Realisierung der Anlage prüfen zu lassen. Auch die Idee von Solarmodulen im Bereich der Bundesstraßen soll weiter verfolgt werden.

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