Bienenrettung:Volksbegehren: Ebersberg offenbar deutlich über dem Bayernschnitt

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Bei den Unterschriften für den Erhalt der Artenvielfalt haben einige Landkreis-Gemeinden bereits die Zehn-Prozent-Hürde geknackt.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Wie ein Kleid aus Pappe sieht das aus, was ein Mann in der Ebersberger Fußgängerzone trägt: An Bauch und Rücken baumeln zwei Plakate: "Rettet die Bienen!" steht darauf. Der Mann lächelt und streckt einer Frau einen Flyer entgegen.

Solche und ähnliche Aktionen scheinen bislang viele Menschen im Landkreis Ebersberg zu motivieren, das Volksbegehren zum Schutz der Artenvielfalt zu unterstützen: Bis Mittwochmittag hatten einige Gemeinden die Zehn-Prozent-Marke bereits geknackt - für einen Erfolg des Volksbegehrens müssen bayernweit zehn Prozent der Stimmberechtigten unterschreiben.

Bisheriger Spitzenreiter im Landkreis ist die Stadt Grafing. Hier unterstützen 1262 Bürger das Begehren offiziell und damit 12,6 Prozent der Stimmberechtigten. Die zehn Prozent haben auch Zorneding und Pliening bereits hinter sich gelassen. Hier haben bis Mittwochmittag 11,2 Prozent und 10,7 Prozent unterschrieben.

In den zweistelligen Bereich folgen dürften am Donnerstag Aßling, Poing, die Stadt Ebersberg, Anzing und Hohenlinden. Hier unterstützten am Mittwoch zwischen 9,5 Prozent (Anzing) und 9,9 Prozent (Aßling) der Stimmberechtigten das Volksbegehren. Die meisten der übrigen Kommunen stehen zwischen sieben und neun Prozent. Damit liegen so gut wie alle Gemeinden im Landkreis Ebersberg deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt von fünf Prozent, der am Dienstagabend gemessen wurde, also einen halben Tag früher als die Ebersberger Zahlen.

Nur Emmering und Frauenneuharting sind abgeschlagen

Im kreisinternen Vergleich sind Emmering mit derzeit 3,4 Prozent und Frauenneuharting mit 3,9 Prozent abgeschlagen. "Gemeinden, in denen vor Ort nur wenig ehrenamtliche Helfer für das Volksbegehren werben", sagt die ÖDP-Kreisvorsitzende Rosi Reindl. Sie betont, dass trotz der überdurchschnittlichen Zwischenbilanz nichts entschieden sei. "In anderen Landkreisen unterschreiben vielleicht nicht so viele." Das müsse ausgeglichen werden, um insgesamt erfolgreich zu sein.

In Euphorie verfällt Rosi Reindl deshalb nicht. Dazu schlägt ihr an vielen Ecken auch zu starker Wind entgegen. Sie berichtet von Gesprächen, in denen sie ihr Gegenüber aggressiv wahrgenommen hat. "Manchen steht die Wut in den Augen", sagt sie. Ob das jene Menschen sind, die mancherorts Plakate stehlen, zerstören oder überkleben, kann Reindl nicht sagen. "In Oberpframmern kann ich gar nicht so schnell hängen, wie die dort wegkommen." Drei Plakate würden dort mittlerweile fehlen.

Auch in Grafing wurden in der Nacht zu Montag zwei Transparente gestohlen, wie Olaf Rautenberg, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz, erzählt. Verständnis hat er dafür nicht. Wenn sich Gegner eines rechtmäßig durchgeführten Volksbegehrens nur durch Diebstahl und Vandalismus zu helfen wüssten, "dann zeugt das von einer sehr undemokratischen Einstellung."

Rosi Reindl von der ÖDP hofft, dass sich die Wogen bald glätten, "damit wir vernünftig miteinander sprechen können." So wie es jüngst der Fall war, als sie sich mit einem Ortsobmann vom Bauernverband unterhielt. "Wir haben uns gegenseitig neue Dinge erzählt und festgestellt, dass wir uns in vielen Punkten einig sind", sagt sie. "Das war für beide Seiten ein sehr aufschlussreiches Gespräch."

Unter www.volksbegehren-artenvielfalt.de/rathausmeldungen/ aktualisieren Gemeinden regelmäßig den Stand an bisherige n Unterschriften. Letzter Tag der Eintragungsfrist ist der 13. Februar.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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