Gemeinderatswahl:Vaterstetten: Manfred Schmidt verpasst Wiedereinzug

Lesezeit: 3 min

Manfred Schmidt, hier im Gemeinderat Mitte Februar, weist alle Anschuldigungen gegen ihn zurück. (Foto: Christian Endt)

Bei der Gemeinderatswahl in Vaterstetten verpasst ein umstrittener AfD-Kandidat den Einzug, nicht aber seine Partei.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

In der Großgemeinde legt das Spektrum links von der Mitte leicht zu. Gut abgeräumt haben die Grünen, sie gewinnen drei Sitze auf nun sieben, die SPD hält ihr Ergebnis von 2014 und bekommt fünf Mandate. Bei der CSU ist man künftig nur noch zu zwölft, einen Sitz müssen die Christsozialen abgeben. Dafür gewinnt die FDP ein Mandat hinzu und stellt nun zwei Gemeinderatsmitglieder. Die Freien Wähler haben sich dagegen deutlich verschlechtert, sie fallen von fünf auf drei Mandate.

Was Roland Meier, Spitzen- und Bürgermeisterkandidat bedauert, die Ursachen lägen aber eher nicht in der Gemeinde: "Ich denke, das ist die allgemeine Lage, wenn man sich Bayern anschaut, haben wir fast überall eingebüßt." Komplett unzufrieden ist Meier mit dem Wahlergebnis nicht, denn sein eigenes war gar nicht schlecht. Gut zwölf Prozent der Stimmen für die Freien Wähler entfielen auf Meier, besser ist nur SPD-Spitzenkandidatin Maria Wirnitzer mit knapp 15 Prozent.

Bei der CSU ist man mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden, schließlich hat man fast das Ergebnis von 2014 gehalten. Das sei anderswo eher selten gelungen, sagt CSU-Fraktionschef Michael Niebler. Zudem stelle die CSU in Vaterstetten nicht den Bürgermeister, könne also auch nicht auf den Amtsbonus setzen: "Da war es nicht zu erwarten, dass wir groß zulegen." Gewünscht, zuzulegen, hätte er sich schon, sagt SPD-Fraktionssprecher Josef Mittermeier. Damit, dass man das Ergebnis von 2014 gehalten hat, sei er aber "rundrum zufrieden". Schließlich sei die Gesamtsituation für die SPD derzeit schwierig. Nicht zuletzt durch den "Hype von den Grünen - die sind die großen Gewinner."

Darüber freut sich verständlicherweise Ortsvorstand Günter Glier. Allerdings sei es nicht nur der bundesweite Trend gewesen, der den Grünen drei zusätzliche Sitze beschert hat: "Wir haben uns auch ganz schön angestrengt." So habe man viel Präsenz gezeigt, viel plakatiert und gut besuchte Veranstaltungen abgehalten, das habe sich ausgezahlt. Erfreut ist man auch bei der FDP, schließlich ist es gelungen, die Mandate zu verdoppeln.

Viele haben anscheinend ganz davon abgesehen, die AfD zu wählen

Neben Renate Will, die bereits im aktuellen Gemeinderat einen Sitz hat, wird dort künftig auch Ortsvorsitzender und Bürgermeisterkandidat Klaus Willenberg vertreten sein. Man habe das selbstgesteckte Ziel erreicht und mindestens ein Mandat hinzugewonnen, sagt Willenberg, trotz widriger Umstände. Schließlich sei die Stimmung derzeit nicht gerade FDP-freundlich, da sei ein solches Ergebnis wie vom Sonntag schon erfreulich. Wie bei den Grünen macht man auch bei der FDP den engagierten Wahlkampf für den Zugewinn verantwortlich

Kommentar
:Warum die Stichwahl in Ebersberg trotz Proskes Vorsprung eng werden könnte

Proske bräuchte für die absolute Mehrheit nur dreieinhalb Prozentpunkte mehr. Die Frage ist, ob das Spektrum links von der Mitte das noch hergibt.

Kommentar von Wieland Bögel

Und es sieht so aus, als ob die AfD-Listenaffäre personelle Konsequenzen nach sich zieht. Deren Gemeinderat Manfred Schmidt war beschuldigt worden, Personen gegen ihren Willen auf die Wahllisten gesetzt zu haben. Im Februar forderte ihn der gesamte Gemeinderat deswegen zum Rücktritt auf, was Schmidt verweigerte. Auch die AfD erklärte, nichts mehr mit ihm zu tun haben zu wollen. Sie empfahl ihren Wählern, Schmidts Namen auf der Liste durchzustreichen. Viele haben anscheinend ganz davon abgesehen, die AfD zu wählen.

Sie ist zwar erneut im Gemeinderat vertreten, verliert aber einen Sitz und kommt nur noch auf ein Mandat. Welches aber nicht an Manfred Schmidt geht, der auf Platz drei der Liste gesetzt war. Wie in früheren Jahren wurde er auch diesmal nach vorne gehäufelt, aber nicht weit genug. Für den ersten Platz fehlten 33 Stimmen. Stattdessen zieht Brigitte Fischbacher ins Gremium ein, die 2017 für die AfD in den Bundestag wollte. 2018 sorgte sie für die Abschaltung der Facebookseite des AfD-Kreisverbandes, nachdem sie dort ein revisionistisches Video über "die wahren Hintergründe" des Zweiten Weltkrieges samt Hitler-Zitate eingestellt hatte.

CSU: Leonhard Spitzauer, Michael Niebler, Michelino Capezzuto-Zehetmeier, Josef Schmid, Florian Pöhlmann, Christine Mitterer, Benedikt Weber, Stefan Huber, Theresa Fauth, Maximilian Mack, Albert Wirth, Manfred Vodermair; Grüne: David Göhler, Stefan Ruoff, Elisabeth Mundelius, Katrin Pumm, Axel Weingärtner, Marina Ruoff, Felix Edelmann; SPD: Maria Wirnitzer, Günter Lenz, Cordula Koch, Josef Mittermeier, Annika Deutschmann; Freie Wähler: Roland Meier, Bianca Dusi-Färber, Wolfgang Schermann; FDP: Klaus Willenberg, Renate Will; AfD: Brigitte Fischbacher.

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Skandal um AfD-Listen in Vaterstetten
:"Er hat mich vor sechs Jahren schon verarscht"

AfD-Politiker Manfred Schmidt wehrt sich erneut gegen Vorwürfe, bei der Aufstellung von Wahllisten getrickst zu haben. Mehrere Personen fühlen sich verunglimpft.

Von Wieland Bögel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: