Schneefälle:Winter in Ebersberg: Schweißtreibendes Schaufeln - aber auch Spaß

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Gemeinschaftliches Schneeschaufeln in Ebersberg. Sobald man an einer Stelle fertig ist, kann man an der anderen sofort wieder anfangen. (Foto: Christian Endt)

Eindrücke von SZ-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Landkreis Ebersberg.

Von Anja Blum, Christian Endt, Karin Kampwerth, Michaela Pelz und Thorsten Rienth, Ebersberg

Wohl dem, der nirgendwo hin muss und einfach den Winter genießen kann: Es gibt genügend Material für tausend Schneemänner, sogar die Schlitten bleiben im Schnee stecken. SZ-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schildern ihre Eindrücke aus dem Landkreis Ebersberg.

Grafing

Die Menschen versuchen alle, der Schneemassen irgendwie Herr zu werden - aber teils gibt es gar keinen Platz, wo der Schnee hin kann, also bleiben die Gehwege ungeräumt. Die Laune ist bei den meisten gut, wie SZ-Redakteurin Anja Blum berichtet, man kommt ins Gespräch, staunt und lacht. Der Parkplatz am Supermarkt ist leer wie nie, die meisten gehen zu Fuß zum Einkaufen. Viele Veranstaltungen wie Konzerte oder Handballspiele werden abgesagt.

Da, wo eigentlich die Bahn fahren sollte, glitzert eine geschlossene Schneedecke. Ein kleineres Räumfahrzeug braucht selbst Hilfe: Der hintere Reifen ist platt. Ein Traktor versucht, einen festgefahrenen Bus am Eisstadion abzuschleppen, bei der Solidarischen Landwirtschaft im Kerschbaumerhof versuchen Helfer, ihr Gemüse-Zelt vom Schnee zu befreien: Einsturzgefahr! Eine frisch an der Hüfte operierte Frau mit Krücke und Hund erkundigt nach dem Zustand der weiteren Wege.

Ein Traktor versucht in Grafing, einen festgefahrenen Bus abzuschleppen. (Foto: Anja Blum)
Da, wo eigentlich die Gleise sind, liegt eine geschlossene Schneedecke. (Foto: Anja Blum)

Von einer Begegnung am Samstagvormittag zwischen Seeschneider Kreisel und Grafinger Ortseingang berichtet SZ-Autor Thorsten Rienth: "Aus vielleicht zehn Metern Höhe bricht ein dicker Ast vom Baum. Im Durchmesser wie ein Basketball ist er ungefähr genauso lang wie die Münchner Straße breit - über die er quer liegt. Das erste Auto bleibt davor stehen, schaltet den Warnblinker ein. Von der anderen Seite kommt noch ein Wagen, er macht das gleiche. Zwei, drei weitere Autos bleiben stehen, ein Fußgänger kommt auch vorbei. Einer fängt an am Baum zu ziehen, doch der bewegt sich erstmal kaum. Nach ein paar Augenblicken packen nochmal zwei Hände an, dann nochmal zwei, am Ende sind es zusammen acht. Zwei, drei Minuten, dann ist die Münchner Straße wieder frei. Und eine von den Autofahrerinnen fragt den Fußgänger: "Soll ich dich irgendwo hin mitnehmen?" Der lehnt dankend ab, sagt, er sei ein bisschen im Schnee wandern."

Zorneding

Der winterlichste Wintertag seit gefühlt Jahrzehnten hat auch schöne Seiten. In Zorneding funktionieren Kinder die auf Höhe Herzogplatz abschüssige Birkenstraße unter großem Hallo kurzerhand zum Schlittenberg um. Autos fahren ja eh keine.

Und als der freundliche Bulldog-Fahrer sieht, wie man sich beim Räumen der Einfahrt abmüht, fährt er kurzerhand mit seiner Schaufel in den Schneehaufen und erspart einem mindestens eine halbe Stunde schweißtreibendes Schippen. Zeit genug, um Herrchen und Frauchen dabei zuzusehen, wie sie ihre kleinen Hunde zum Gassigehen tragen, weil deren vier Beine einfach zu kurz sind, um sich einen Weg durch die weiße Pracht zu bahnen.

Der Landkreis versinkt im Schnee - das hat durchaus auch seine schönen Seiten. (Foto: Christian Endt)

Ebersberg

SZ-Fotograf Christian Endt hat nicht nur Foto-Dienst, er kämpft auch gegen die Schneemassen vor seinem Haus. Von 6.15 bis 9.15 Uhr dauert das am Samstagmorgen - und nach dem Frühstück ist alles wieder zugeschneit, die nächste Runde steht an. 50 bis 55 Zentimeter sind in der Nacht von Freitag auf Samstag gefallen, so seine Schätzung.

Der ganze Landkreis ist unter einer dicken Schneedecke verschwunden. (Foto: Christian Endt)

Insgesamt ist die Lage auf den Straßen in der Kreisstadt ruhig, wie SZ-Mitarbeiterin Michaela Pelz berichtet. Nachbarn verabreden sich spontan zum Glühweintrinken, weil man eh nichts anders machen kann. Eine tapfere Verkäuferin im Edeka erzählt, dass sie ihr Auto zweimal ausgegraben hat - weil sie ihre Kundinnen und Kunden schließlich nicht im Stich lassen könne. Großen Einsatz hat auch ein Arzt der Kreisklinik gezeigt, er holte extra seine OP-Schwester zu Hause ab, damit ein Notfall operiert werden konnte.

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