Vor ein paar Tagen kam der große Rasenmäher, mehr schon ein kleiner Traktor, geschickt von der Gemeinde, um im Park vor dem Fenster die Wiese zu mähen. Das passiert nicht öfter als zweimal im Jahr, da darf blühen, was mag, der Artenvielfalt zuliebe. Tolle Sache! Zumindest für Nichtallergiker. Die anderen leiden, bis der Mann mit dem Mäher kommt.
Ganz anders sieht es aus in den Gärten der Nachbarschaft. Dort steht nur kurz geschorenes sattes Grün, Mischung Düsseldorfer Rheinstadion, Schattenrasensaat, Strapazierrasen. Kein Hälmchen wagt es, sich über die anderen zu erheben. Schneller als in Singapur die Polizei anrückt, wenn einer öffentlich Kaugummi kaut, ist hier der Elektromäher am Start. Und macht Krach. Morgens, mittags, abends. Bevorzugt aber samstagvormittags. Irgendeine Wiese findet sich immer, die lautstark in einen Golfrasen verwandelt werden muss.
Weil man sich also nicht selber einreihen wollte in die nervende Masse der Mählinge, musste eine lärmreduzierte Option her. Die fand sich im Baumarkt, ein mechanischer Rasenmäher, gut versteckt hinter Hightechmaschinen, die optisch an Formel-1-Boliden erinnern, und Rasenrobotern, die laut Naturschutzverbänden Killer für jegliches Kleingetier sind, manche sehen sogar aus wie Panzer im Miniaturformat.
Das leicht tönerne, rhythmische Schnarren des also erworbenen mechanischen Schneidegeräts ist nicht halb so laut wie das Brüllen der elektrogetriebenen Rennwagen aus der Nachbarschaft. Es erinnert dafür ein bisschen an den Opa, der früher im stetigen Rhythmus durch den Garten mähte. Perfekt also.
Theoretisch. Bald schon rüttelten die Schneiden - offenbar wird auf die Fertigung solch archaischer Geräte nicht mehr allzu viel Anstrengung verwendet -, dann wurden sie stumpf und hinterließen das bisschen Gras, das sie alle paar Wochen zu zerkleinern haben, als hätte eine Horde zahnloser Schafe daran herumgekaut. Das Ding muss also geschliffen werden. Ein Gerät ohne jegliche Elektronik? Sicher kein Problem, so die Überlegung.
Von wegen. Der Werkzeugladen ums Eck, der jeden Dichtungsring im Angebot hat, der auch schnell mal ein Brettl herschneidet: Hat dicht gemacht. Der Baumarkt? Leider hat die für Schleifarbeiten zuständige Auftragsfirma das Gerät "nicht im Programm". Also kann sie es offenbar auch nicht auseinanderbauen, schleifen und wieder zusammenbauen. Versteh einer, warum.
Im eigenen Keller findet sich kein Schleifwerkzeug. Also ein Scherenschleifer? Kamen die nicht früher einfach so vorbei? Das tun sie jetzt nicht mehr - bis auf einen. Der aber ist in ganz Bayern unterwegs und ist - nein, er war vor kurzem am Reitsbergerhof, dann verschwand er gen Niederbayern. Aber er kommt wieder, sagt das Internet. Nach Unterschleißheim, das ist nicht gerade ums Eck, aber einen Versuch ist es wert. Hoffentlich hat er unseren Rasenmäher im Programm!