Kommunalpolitik:Die erste Kandidatin steht

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Walentina Dahms ist derzeit Zweite Bürgermeisterin in Markt Schwaben. Jetzt wollen sie CSU und FW als Nachfolgerin für Michael Stolze in den Wahlkampf schicken. (Foto: Christian Endt)

Nach dem Rücktritt von Michael Stolze braucht Markt Schwaben einen neuen Chef oder eine neue Chefin im Rathaus - und es muss schnell gehen, denn wahrscheinlich wird schon im Juni gewählt. Seit Kurzem steht fest: CSU und Freie Wähler wollen mit Walentina Dahms in den Wahlkampf ziehen.

Von Barbara Mooser, Markt Schwaben

Walentina Dahms kennt die Arbeit im Markt Schwabener Rathaus bereits recht gut, schließlich ist die CSU-Politikerin Stellvertreterin von Bürgermeister Michael Stolze (parteilos) und auch in den vergangenen vier Jahren immer wieder für ihn eingesprungen. Jetzt will sie Stolze, der zermürbt angesichts des Tons und der Angriffe, die er aushalten musste, vorzeitig sein Amt abgibt, nachfolgen. Am Wochenende haben CSU und Freie Wähler bekannt gegeben, dass sie mit der 46-jährigen Unternehmerin in den Wahlkampf ziehen - der wohl sehr kurz ausfallen wird: Denn wenn alles läuft, wie momentan geplant, wird die Abstimmung über das Bürgermeisteramt zusammen mit der Europawahl am 9. Juni stattfinden. Die einzige Bewerberin wird Dahms dabei wohl nicht bleiben.

Dass Dahms ihren Hut in den Ring werfen würde, war schon allgemein vermutet worden. Am späten Samstagabend dann die Mitteilung: CSU und FW werden gemeinsam auf Dahms setzen, die ihrer Überzeugung nach die richtige Frau für die momentan schwierige Zeit in Markt Schwaben ist - man müsse das Miteinander wieder in den Fokus stellen: "Von Bürgermeister Stolze angeschobene Projekte müssen mit größtmöglicher Kontinuität weiter zum Erfolg geführt und neuen Herausforderungen mit sachlicher Politik begegnet werden. Eine Situation wie die aktuelle darf sich nicht wiederholen", heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Walentina Dahms ist Zweite Bürgermeisterin, hat aber noch weitere politische Ämter inne

Dort ist auch viel Lob für den aktuellen Amtsinhaber zu lesen, dessen Arbeit man sehr geschätzt habe - den Eindruck hatte man in den vergangenen Wochen nicht durchgehend, insbesondere während der Auseinandersetzung gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft war auch aus Reihen der CSU und der FW deutliche Kritik gekommen, sogar ein Antrag gegen die Unterkunft.

Walentina Dahms bringt einiges an Politikerfahrung mit, sie ist Mitglied im Bundesvorstand der Mittelstandsunion, Gemeinderätin und Kreisrätin, Vorsitzende der Kreis-Frauenunion und seit vergangenem Herbst auch Bezirksrätin. Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie eine Firma, die sich die digitale Optimierung logistischer Prozesse zur Aufgabe gemacht hat. Im Falle ihrer Wahl soll sie dazu beitragen, "auch in der Kommunalpolitik wieder das Miteinander in den Fokus zu stellen", heißt es in der Pressemitteilung.

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Allerdings wird es wohl auch andere geben, die sich für den Chefposten im Rathaus bewerben werden. "Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir uns zum Thema Bürgermeister-Kandidatur sowieso schon Gedanken gemacht haben", sagt etwa Sascha Hertel (Zukunft Markt Schwaben). Zwar habe man natürlich erst mit einem Wahltermin im Jahr 2026 gerechnet, doch die ZMS könne auch jetzt mit einigen Personen aufwarten, die sich eine Kandidatur für das Amt vorstellen könnten. Auf die Frage, ob er selbst vielleicht gern diese Aufgabe übernehmen würde, sagt Hertel, er sei "noch im Überlegungsprozess" und wolle nicht vorgreifen. Ein Bürgermeisterwahlkampf wäre für Hertel nicht neu, bereits 2014 und 2020 war er angetreten und hatte 19,3 beziehungsweise 17,8 Prozent der Stimmen für die ZMS eingefahren.

Andere Parteien sind noch relativ am Anfang der Findungsphase. "Stand jetzt gibt es vonseiten der Grünen niemanden zu benennen, der den Hut in den Ring werfen würde", sagt Joachim Weikel, Dritter Bürgermeister. Wie bei der ZMS habe man schließlich damit gerechnet, erst 2026 wieder Bürgermeisterwahlen bestreiten zu müssen. 2020 hatten die Grünen einen eigenen Kandidaten gestellt, Raphael Brandes hatte im ersten Wahlgang 17 Prozent geholt.

Und die SPD? Die hat besonders viel zu verlieren - schließlich hat sie in den vergangenen Jahrzehnten immer ihren Wunschkandidaten ins Rathaus gebracht. 2002 Bernhard Winter, 2011 Georg Hohmann und schließlich 2020, gemeinsam mit den Freien Wählern, Michael Stolze. "Es ist jetzt nicht ganz einfach, weil wir alle überrascht wurden", sagt Magnus Gfüllner, Marktgemeinderat und Mitglied im Ortsvorstand. Dennoch liefen natürlich die Gespräche im Hintergrund, in dieser Woche sei auch eine Vorstandssitzung angesetzt, in der man das weitere Vorgehen klären wolle.

Schon kurz nach Ostern müssen alle Kandidaten und Kandidatinnen stehen

Viel Zeit zur Kandidatensuche bleibt den übrigen Fraktionen jedenfalls nicht mehr, wenn es sich bestätigt, dass schon am 9. Juni abgestimmt wird. Festgelegt wird der Termin von der Rechtsaufsicht im Landratsamt, die allerdings bei der Entscheidung von einigen Faktoren abhängig ist. Zum einen muss der Marktgemeinderat den Rücktrittsantrag von Michael Stolze am kommenden Donnerstag in seiner nächsten Sitzung erst genehmigen und somit die Voraussetzungen für eine Neuwahl schaffen - dies dürfte aber eine reine Formsache sein. Dann muss die Rechtsaufsicht noch die Zustimmung des Innenministeriums einholen, wie Jan Köhnen erklärt, der im Landratsamt für dieses Thema zuständig ist. Dies ist deshalb nötig, weil es sich um zwei Wahlen handelt, die eigentlich nicht zusammengehören.

Sollte die Erlaubnis kommen - davon ist auszugehen -, müsse der Wahltermin 66 Tage vor der Wahl bekannt gemacht werden, erläutert Köhnen, das wäre also in der Woche nach Ostern. Und kurz darauf sind auch schon die Parteien und Gruppierungen, die Bewerber und Bewerberinnen ins Rennen schicken wollen, in der Pflicht, denn Wahlvorschläge müssen bis zum 59. Tag vor der Wahl, 18 Uhr, eingegangen sein.

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