Im Parsdorfer Gewerbegebiet soll eine weitere Elektrotankstelle entstehen. Bereits vor etwas mehr als einem Jahr hatte der Autobauer Tesla dort Ladesäulen aufgestellt, künftig sollen auch die Nutzer anderer Elektrofahrzeuge dort tanken können. Der zuständige Ausschuss des Vaterstettener Gemeinderates votierte nun einstimmig für einen entsprechenden Bauantrag.
Demnach sollen insgesamt 24 Schnell-Lade-Plätze entstehen, als Standort ist ein derzeit unbebautes Grundstück in der Von-Myra-Straße östlich des Kreisverkehrs vorgesehen. Ebenfalls entstehen soll neben technischer Ausstattung wie Trafo- und Übergabestation auch eine Sitzgruppe für die wartenden Autofahrer. Das Grundstück soll außerdem Richtung Süden und zur Straße hin eingegrünt werden.
Einen Tankstellen-Shop oder eine Werkstatt soll es an der Ladestation nicht geben
Was es indes an der Elektrotanke nicht geben soll, ist tankstellenüblicher Betrieb. Namentlich führt das Bauamt in seiner Stellungnahme darunter etwa "bestimmte Wartungs- und Pflegearbeiten (sog. kleiner Kundendienst)" auf, genau wie den Verkauf von "Waren, die in einem Sachzusammenhang mit dem Tankstellenbetrieb stehen, oder dem Reisebedarf dienen".
Dass sich die Kundschaft bei Bedarf an einer regulären Tankstelle verproviantieren muss, hängt mit den Vorgaben des Bebauungsplanes für das Gewerbegebiet Parsdorf im Bereich östlich der Gruber Straße zusammen. Dieser, so hatte es der Bauausschuss 2012 beschlossen, schließt bestimmte Nutzungen explizit aus. Neben Spielhallen und Bordellen betrifft dies auch unter anderem Tankstellen - eine solche sei die E-Ladestation allerdings ausdrücklich nicht, so das Bauamt.
Denn solange dort kein herkömmlicher Kraftstoff und kein Reisebedarf verkauft werde, sowie wegen der im Vergleich zur üblichen Tankstelle längeren Verweildauer der Fahrzeuge beim Laden, sei eine solche Station als nicht störender Gewerbebetrieb einzustufen, also gleichbedeutend etwa mit Einzelhandel oder kleinen Handwerksbetrieben. Auch hinsichtlich des Ortsbildes gebe es keine Einwände, so das Bauamt weiter, da keine größeren Gebäude auf dem Grundstück entstehen und zudem Richtung Westen und Süden Bäume und Hecken angepflanzt werden sollen.
Betreiber ist offenbar ein europaweiter Anbieter von Schnell-Lade-Infrastruktur
Wer die Ladestation bauen und betreiben wird, teilt die Gemeinde zwar nicht mit, gewöhnlich gut unterrichtete Quellen nennen allerdings die Firma Ionity. Diese wurde vor gut fünf Jahren von den Autobauern BMW, Daimler und VW und Ford gegründet, später schlossen sich Renault und der Tankstellenbetreiber Shell an. Größter Teilhaber ist mittlerweile der US-Spekulationskonzern Blackrock.
Ziel des als GmbH organisierten Unternehmens ist der europaweite Ausbau von Schnell-Lade-Stationen entlang der Autobahnen. Nach eigenen Angaben betreibt Ionity aktuell 2276 Ladesäulen an insgesamt 476 Standorten in Europa, weitere 83 sogenannte "Ladeparks" seien im Bau. Die Elektrotankstelle in Parsdorf könnte bald Nummer 84 werden.
Passenderweise befindet sich nur rund 350 Meter von der geplanten Ladestation entfernt, eine Forschungseinrichtung zu Elektromobilität eines der Ionity-Partner: Im Gewerbegebiet Parsdorf III nördlich der Autobahn hat sich BMW angesiedelt. Die Einrichtung, welche der Autobauer selbst als "Cell Manufacturing Competence Center (CMCC)" bezeichnet arbeitet an der Serienreife eines neuartigen Batterietyps, wie BMW kürzlich mitteilte. Konkret geht es um Akkus, die ohne flüssige Komponenten auskommen, sogenannte Solid-State-Batterien. Bis übernächstes Jahr will man zumindest ein Prototypenfahrzeug mit dieser Technologie fertig haben.