Batterieforschung in Parsdorf:Colorado-Connection

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Zum Jahreswechsel hat BMW seine Batterieforschungsanlage in Parsdorf bezogen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Norden Vaterstettens wird der Münchner Autobauer BMW eine neuartige Batterietechnik testen. Ziel ist die Serienfertigung besserer Akkus für Elektrofahrzeuge.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die nächste Generation der Elektromobilität könnte im Norden der Großgemeinde Vaterstetten entwickelt werden. Wie der Autobauer BMW nun in einer Pressemitteilung schreibt, werde man noch in diesem Jahr in der Parsdorfer Batterieforschungsanlage an einem völlig neuen Typ Akkus arbeiten. Projektpartner ist die Firma Solid Power aus dem US-Bundesstaat Colorado, ein Startup, an dem neben BMW auch der amerikanische Autobauer Ford beteiligt ist.

Konkret geforscht werden soll in Parsdorf an sogenannten Solid-State-Batterien oder Festkörperzellen. Dies sind Stromspeicher, die ohne flüssige Komponenten auskommen. So enthalten etwa die klassischen Blei-Akkus Schwefelsäure, auch modernere Speicher, wie sie in Mobilgeräten aber auch in vielen Elektroautos verbaut sind, enthalten flüssige oder gelförmige Elektrolyte. Je nach Typ haben diese Akkus aber gewisse Nachteile, etwa hohes Gewicht, lange Ladezeiten, schneller Verschleiß oder auch das Risiko der Selbstentzündung.

Feststoff-Batterien können viele Probleme lösen, etwa die Brandgefahr bei Akkus

Durch Feststoff-Elektrolyte sollen, so die Erwartung der Entwickler, geringere Ladezeiten und höhere Reichweiten möglich sein, zudem enthalten sie keine entzündlichen Elemente mehr. Tatsächlich ist die Technologie dahinter nicht ganz neu, schon vor gut 200 Jahren experimentierte beispielsweise der Naturforscher Michael Faraday mit solchen Feststoffbatterien. Die allerdings - deshalb sind sie bisher auch kaum im Einsatz - in der Herstellung aufwändiger und daher auch teurer sind, als etwa die weitverbreiteten Lithium-Ionen-Akkus.

Und genau an diesem Problem soll nun unter anderem in Parsdorf gearbeitet werden. Denn offenbar, so berichtete es der Nachrichtensender CNBC im vergangenen Sommer, hat man in Colorado einen Durchbruch erzielt, was die Massentauglichkeit der Solid-State-Batterien angeht. Die Rede ist von einem "einzigartigen Vorsprung", den Solid Power gegenüber der Konkurrenz habe. Konkret soll die Firma einen Weg gefunden haben, die neuartigen Akkus in bestehenden Fabriken und mit bekannten Prozessen herzustellen, während die Feststoffzellen anderer Entwickler den Bau neuer Fertigungsanlagen nötig machten.

In München betreibt BMW bereits seit 2019 ein Batterie-Forschungszentrum, die größere Version davon soll die Anlage in Parsdorf werden. (Foto: Tom Kirkpatrick/BMW Group)

Wie das in der Praxis funktionieren soll, darum geht es künftig in Parsdorf. Wie BMW nun schreibt, wolle man hier "das Know-how für das Design und den Fertigungsprozess von Festkörperzellen weiter ausbauen". Die Anlage in Parsdorf - mit der BMW-internen Bezeichung "Cell Manufacturing Competence Center (CMCC)" - soll "Festkörperzellen auf der Grundlage der Designs von Solid Power in unserer eigenen Pilotanlage herstellen", so Frank Weber, Mitglied des Vorstands der BMW AG für Entwicklung.

Langfristiges Ziel ist, in Parsdorf die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Solid-State-Batterien in die Serienproduktion gehen können. Dazu hat sich der Münchner Autobauer nun eine Forschungs- und Entwicklungslizenz von Solid Power besorgt, noch heuer sollen die ersten Feststoffzellen aus Colorado nach Parsdorf geliefert und dort getestet werden. Die daraus resultierende Prototypenlinie soll auch möglichst bald auf der Straße getestet werden, schreibt der Autobauer weiter: "Ein erstes BMW Demonstrationsfahrzeug mit der Technologie ist vor 2025 geplant."

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