Feuerwehr Vaterstetten:Wohnungsmangel bremst Retter aus

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Das Vaterstettener Feuerwehrhaus liegt leider nicht sehr zentral, was sich auf die Einsatzzeiten auswirkt. (Foto: EBE)

Die Großgemeinde Vaterstetten könnte in den kommenden Jahren ein Problem mit der Einhaltung der Hilfsfristen bekommen.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die gute Nachricht zuerst: Wer in der Gemeinde Vaterstetten die Feuerwehr ruft, kann sich schneller Hilfe sicher sein. Die nicht ganz so gute: In einigen Ortsteilen klappt das nur, weil die Feuerwehren aus den Nachbargemeinden aushelfen. Grund dafür ist ein in der Region nicht ganz unbekanntes Problem: Der Wohnungsmangel.

Zu diesem Schluss kommt nun der neue Feuerwehrbedarfsplan für Vaterstetten, alle zehn Jahre wird dieser aktualisiert. In der neuesten nun vorgestellten Version stellte der damit beauftragte Experte Stefan Deschermeier den insgesamt sechs Feuerwehren in der Gemeinde Vaterstetten grundsätzlich ein sehr gutes Zeugnis aus. Die Zusammenarbeit funktioniere gut, die einzelnen Feuerwehren ergänzten sich was Fähigkeiten und Ausrüstung betrifft. Im Vergleich zu 2012 habe sich bei letzterer auch viel verbessert, besonders hervorzuheben seien die neuen beziehungsweise erweiterten Feuerwehrhäuser in Purfing und Neufarn sowie zahlreiche neue Fahrzeuge.

Mindestens vier Feuerwehrautos werden in den kommenden Jahren durch neue ersetzt

Solche empfahl der Fachmann auch für die kommenden Jahre, so sollten die Feuerwehren in Vaterstetten und Baldham-Dorf in nächster Zeit Ersatz für ihre Mehrzweckfahrzeuge bekommen. Ebenfalls in Vaterstetten sollte man demnächst das Logistik- und Gerätefahrzeug auswechseln, bei der Feuerwehr Parsdorf das sogenannte Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, das mit Wassertank und diversem Gerät zur technischen Hilfeleistung ausgerüstet ist. Für die Gemeinde keine Überraschung, laut Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) habe man die Ersatzbeschaffungen auch schon in die Finanzplanung der kommenden Jahre eingestellt.

Deutlich schwieriger umzusetzen dürfte eine andere Anregung des Experten sein: Den Vaterstettener Feuerwehrleuten Wohnraum in der Nähe des Feuerwehrhauses zur Verfügung zu stellen. Dies sei sinnvoll, so Deschermeier, weil die Lage des Gerätehauses der Vaterstettener Feuerwehr in der Verdistraße nicht ganz optimal, weil nicht zentral ist. Im Durchschnitt bleiben den Einsatzkräften etwa 3,5 Minuten von der Alarmierung bis zum Eintreffen im Feuerwehrhaus, dies ergibt sich aus der gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfrist.

Die Fahrt zwischen Feuerwehrhaus und Einsatzort darf nur fünf Minuten dauern

Das ist die Zeit, die zwischen dem Eingang des Notrufs in der Leitstelle und dem Eintreffen der Feuerwehr am Einsatzort maximal vergehen darf. Insgesamt sind dies zehn Minuten, abzüglich der Alarmierung durch die Leitstelle und der Zeit, welche die Retter für ihren Weg ins Feuerwehrhaus und zum Umziehen brauchen, bleiben für den Weg zum Einsatzort gerade noch fünf Minuten.

Zwei Bereiche in der Gemeinde sind innerhalb dieser Zeit indes nicht sicher zu erreichen. Das ist zu einen der äußerste Osten und Süden von Baldham um den Ingelsberger Weg, die Hochwald- und Wankstraße bis zum Mozartring. Zum anderen ein Streifen ganz an der südwestlichen Gemeindegrenze, inbegriffen der gesamte südliche Teil der Bahnhofstraße und das Dreieck zwischen südlich der Bahnlinie inklusive Station Vaterstetten und der Möschenfelder Straße.

Die Gefahr, dass bei einem Notruf aus einem dieser Bereiche keine Feuerwehr kommt, bestehe dennoch nicht, so Deschermeier, die beiden Gebiete würden von den Feuerwehren aus Neukeferloh und aus Pöring mitversorgt. Was aber nicht oder zumindest seltener nötig wäre, würden einige der Vaterstettener Feuerwehrler näher am Gerätehaus wohnen. Der Fachmann rechnet damit, dass dadurch etwa zwei bis drei entscheidende Minuten gewonnen werden könnten, damit ließe sich das Gemeindegebiet wohl vollständig innerhalb der Fünf-Minuten-Frist abdecken.

Braucht Vaterstetten bald ein weiteres Feuerwehrhaus?

Auch, was auf Vaterstetten zukommen könnte, würde sich das Problem der zu langen Anfahrtszeiten verschärfen, sprach Deschermeier an: Der Bau eines zweiten Feuerwehrhauses für die Kerngemeinde - inklusive aller Kosten für eine doppelte Ausstattung. In der Nachbargemeinde Haar war dies beispielsweise kürzlich nötig. Aktuell sei man in Vaterstetten zwar noch weit von dem Punkt entfernt, an dem das nötig werde, trotzdem sei die Verbesserung der Wohnraumsituation für Feuerwehrleute sehr zu empfehlen.

Die Problematik, dass sich zu bestimmten Tageszeiten nur wenige Einsatzkräfte in der Nähe des Feuerwehrhauses aufhalten, sei leider nicht neu, so Bürgermeister Spitzauer, selbst lange Zeit Feuerwehrkommandant in Parsdorf: "Früher, vor 150 Jahren, als die Freiwilligen Feuerwehren gegründet wurden, da haben alle noch am Ort gewohnt und gearbeitet - und waren da, wenn es zweimal im Jahr gebrannt hat."

Zumindest mittel- bis langfristig könnte sich das Problem in Vaterstetten etwas entschärfen lassen, durch die in relativer Nähe zur Feuerwehr am Kreisel an der Dorfstraße geplanten Gemeindewohnungen. In den kommenden Jahren ist indes nicht mit einer Verbesserung zu rechnen, der Bau des kommunalen Wohnblocks liegt wegen der schwierigen Finanzierung aktuell auf Eis.

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