Finanzen des Landkreises:Das nächste Loch

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Die Betriebskosten für die Eishalle in Grafing sind stark gestiegen, mit einer neuen Photovoltaikanlage will man einen Teil der Kosten einsparen. (Foto: Christian Endt)

Der Landkreis Ebersberg muss kommendes Jahr rund 400 000 Euro in die Grafinger Eishalle investieren, bei den Betriebskosten steht zudem eine Erhöhung inklusive Nachzahlung an.

Von Wieland Bögel, Grafing/Ebersberg

Das Grafinger Eisstadion wird die Stadt Grafing und den Landkreis Ebersberg bis 2024 eine halbe Million Euro kosten - jeweils. Diese Summe wurde nun im zuständigen Ausschuss des Kreistages genannt. Sie setzt sich zusammen aus den Kosten für eine Dachsanierung samt Einbau einer PV-Anlage plus einer Nachzahlung wegen gestiegener Betriebskosten. Letztere werden zudem in den kommenden Jahren auf die Haushalte von Stadt und Landkreis stärker durchschlagen als bisher.

Für das neue Dach der Eishalle sollen jeweils 225 000 Euro, für eine Photovoltaik-Anlage noch einmal jeweils 175 000 Euro bezahlt werden. Die PV-Anlage soll vor allem dazu genutzt werden, die Stromkosten für die Eismaschine zu senken. Überschüsse, die etwa in den Sommermonaten entstehen, sollen an die Firma Rothmoser verkauft werden. Insgesamt, so eine Berechnung der Stadt Grafing, könnten sich die Stromkosten im Stadion dadurch halbieren lassen.

Außerdem sind noch 120 000 Euro Nachzahlung für die Betriebskosten der Jahre 2022 und 2023 fällig, künftig kostet dieser Posten Stadt und Landkreis jährlich je 170 000 Euro, bislang lag der Zuschuss bei 110 000 Euro. "Man zuckt schon zusammen, wenn man diese Zahlen sieht", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU), empfahl dem Gremium dennoch die Zustimmung, die Eishalle sei eine wichtige Einrichtung im Landkreis und die geplanten Maßnahmen seien sinnvoll und notwendig.

Der Landkreis hat derzeit eine Menge dringender und teurer Vorhaben auf der Agenda

Diese reihen sich allerdings ein in eine immer länger werdende Liste an dringlichen Instandhaltungs- und Ausbauprojekten des Landkreises. Ganz oben steht da sicher das Gymnasium Kirchseeon, die Schule ist durch die Rückkehr zum G9 und allgemein steigende Schülerzahlen am Rande ihrer Kapazität angelangt. Um die 22 Millionen dürfte eine Erweiterung laut Schätzungen aus dem Landratsamt kosten, Fertigstellung nicht vor Ende 2026.

Weder Preisschild noch Zeitplan gibt es bisher für ein weiteres Großprojekt: Die Sanierung beziehungsweise den Neubau der Turnhalle des Vaterstettener Gymnasiums. Diese steht seit gut einem Jahr unter Beobachtung - und das ist wörtlich zu verstehen. Wegen Mängeln an der Dachkonstruktion war die Halle zwischenzeitlich gesperrt, mittlerweile ist eine Alarmanlage eingebaut, die Verformungen in der Konstruktion registrieren soll. Allerdings scheint die Anlage auch auf hohe Temperaturen zu reagieren, in den vergangenen Wochen schlug sie daher schon gelegentlich an - für die Abschlussfeier des Abi-Jahrgangs nutzte man daher lieber die Halle der benachbarten Grund- und Mittelschule.

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Nicht zuletzt warten die beiden größten und teuersten Projekte seit Jahren auf einen Starttermin: das in Poing geplante fünfte Gymnasium - 110 Millionen Euro - und die Berufsschule in Grafing-Bahnhof - 100 Millionen Euro. Zwar zeichnet sich in den politischen Gremien derzeit eine leichte Präferenz für ersteres ab, angesichts der Kosten ist aber völlig unklar, wann eines der beiden Vorhaben in die Umsetzung kommen kann.

Die Grünen fordern eine Verschiebung der Eishockeysaison

Eine Tatsache, auf die Marlene Ottinger (Linke) im Ausschuss hinwies: So lange man zwei so wichtige Schulprojekte auf der Warteliste habe, solle man sich das Geld dafür aufheben, anstatt es in die Eishalle zu investieren. Nicht zuletzt auch darum, weil dies in Zeiten des Klimawandels ohnehin nicht mehr angemessen sei. In eine ähnliche Richtung argumentierten die Grünen: Zwar sei es zu begrüßen, wenn eine PV-Anlage aufs Hallendach komme, so Ottilie Eberl - aber zustimmen werde ihre Fraktion nur, wenn künftig nicht mehr schon im August die Eisfläche angelegt werde.

Dies wäre natürlich ökologisch sinnvoll, erwiderte Hubert Schulze vom Landratsamt - allerdings liege das nicht in der Entscheidungsgewalt des EHC, der die Halle nutzt, sondern des Eishockeyverbandes, der beschließe, wann die Saison zu starten habe. Dann müsse man eben auf den Verband einwirken, forderte Reinhard Oellerer (Grüne): "Wir müssen anfangen, zu denken."

Genau deshalb baue man ja die PV-Anlage, entgegnete Grafings Bürgermeister Christian Bauer (CSU), dies werde zudem die Betriebskosten senken. Die sind in der Tat in den vergangenen Jahren geradezu explodiert: Betrugen sie im Jahr 2009 noch etwa 150 000 Euro im Jahr - davon allein etwa 50 000 Euro für Strom -, rechnet man für dieses Jahr bereits mit 450 000 Euro, davon entfallen dann wohl 200 000 auf die Stromrechnung.

Ebersbergs Bürgermeister wirbt eindringlich für den Erhalt der Grafinger Halle

Das eindringlichste Plädoyer für Erhalt und Ausbau der Halle kam dann aus der Stadt, welcher deren Hauptnutzer - der EHC Klostersee - seinen Namen verdankt: Ebersbergs Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) äußerte durchaus Verständnis für die Argumente gegen ein größeres finanzielles Engagement - "aber es geht nicht anders". Zu dieser Überzeugung sei er nicht nur als bekennender Eishockeyfan gekommen, ohne die Halle würde eine große Zahl an Angeboten auch und gerade für Kinder und Jugendliche nicht mehr stattfinden können. CSU-Kreisrätin und Stadträtin in Ebersberg, Marina Matjanovski (CSU), nannte das Eisstadion einen "Ort der Begegnung". Susanne Markmiller (FDP) verwies auf einen ganz praktischen Aspekt: Das Dach müsse schließlich ohnehin erneuert werden.

Der Vorschlag der Verwaltung wurde schließlich gegen vier Stimmen, die der Grünen-Fraktion und Ottingers, beschlossen. Bei der Dachsanierung muss wegen der Höhe der Summe noch der Kreistag zustimmen, was angesichts der Mehrheiten aber wohl eine Formsache ist.

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