Der Landkreis muss sein Gymnasium in Kirchseeon erweitern, weil nach der Rückkehr zum G9 dort bald 13 Jahrgangsstufen unterrichtet werden. Doch mindestens ein Schuljahr lang müssen diese mit dem aktuellen Baubestand zurechtkommen, dies hat Landrat Robert Niedergesäß (CSU) nun bei einem Pressegespräch erklärt: Frühestens nach den Sommerferien 2026 könnte der Erweiterungsbau im jüngsten der vier Landkreisgymnasien fertig sein - bereits vor Ferienbeginn 2026 wird dort aber der erste G9-Jahrgang die Abiprüfungen ablegen.
Hintergrund der Baumaßnahme ist, dass die 2008 eröffnete Schule für acht Jahrgangsstufen und für insgesamt viel weniger Beschulte geplant wurde. Damals waren Räumlichkeiten für vier Parallelklassen vorgesehen, inzwischen ist man bei sechs. Dass man das Gymnasium dringend erweitern muss, gilt daher in der Politik als unstrittig, bereits im Frühjahr gab es in dieser Sache einen ersten Zwischenbericht im zuständigen Kreistagsausschuss. Wie Niedergesäß nun erklärte, geht er davon aus, dass das Gremium die Erweiterung der Schule in Kirchseeon im Herbst von der Warteliste nimmt, so dass für den kommenden Haushalt dafür Mittel eingestellt werden können.
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Wie viel Geld das sein wird, dazu gebe es aktuell nur eine eher grobe Schätzung, sagt Brigitte Keller, Leiterin der Zentralabteilung im Landratsamt. Bereits in früheren Sitzungen der Kreisgremien genannt wurde eine Summe von 22 Millionen Euro - das sei aber derzeit nur eine auf dem geplanten Raumprogramm basierende Kalkulation. Man wolle versuchen, diese Summe möglichst noch zu drücken, so Niedergesäß, so werde derzeit in der interfraktionellen Arbeitsgruppe Schulen unter anderem über die Möglichkeiten modularen Bauens gesprochen. Dies, so Keller, könne viele Prozesse vereinheitlichen.
Und idealerweise auch beschleunigen - denn das wäre dringend geboten: Sollte der Kreistag im Herbst die Erweiterung in Kirchseeon in die Umsetzung bringen, werde es etwa zwei Jahre dauern, bis der Bau tatsächlich beginnen könne, also bis Herbst 2025. Idealerweise ist der Anbau dann binnen eines Jahres fertig - laut Niedergesäß durchaus im Bereich des Machbaren: Auch bei einer anderen kreiseigenen Bildungseinrichtung - der Realschule Poing - habe es von Spatenstich bis Eröffnung nicht mehr als ein Jahr gebraucht.
Dazu, wie lange es dauern könnte, bis in Poing eine weitere Bildungseinrichtung des Kreises - das fünfte Gymnasium - den Betrieb aufnehmen kann, gibt es derzeit keine belastbaren Aussagen. Nicht zuletzt deshalb, weil auch noch ein anderes bildungspolitisches Großprojekt auf der Warteliste steht: die in Grafing-Bahnhof geplante Berufsschule.
Der Landrat hat eine klare Meinung dazu, welche neue Schule zuerst gebaut werden soll
Dass man beide Schulen gleichzeitig bauen wird, "halte ich nicht für realistisch", sagt Niedergesäß. Klar sei aber auch, dass man beide Schulen im Landkreis benötige. Die Priorisierung müsse letztlich der Kreistag treffen, indem das Gremium entscheide, welche der beiden Vorhaben man zuerst von der Warteliste nimmt. Auch dies sei derzeit Thema in der interfraktionellen Arbeitsgruppe. Niedergesäß selbst erklärt - nicht zum ersten Mal - dass er selbst für eine vorrangige Umsetzung des Gymnasiums plädieren würde: "Der Druck auf die Schulen im nördlichen Landkreis wächst." So sei das Vaterstettener Gymnasium auch nach Fertigstellung der derzeit laufenden Erweiterung am Rande seiner Kapazität und in Markt Schwaben stiegen die Schülerzahlen ebenfalls.
Was nun aber - sollte der Kreistag mehrheitlich die Einschätzung des Landrates teilen - nicht bedeutet, dass so bald in Poing ein Gymnasium gebaut werden würde. Frühestens im kommenden Jahr könnte die nächste Schule von der Warteliste in die Umsetzung gehen, Baubeginn wäre damit nicht vor 2026. Zumindest, wenn es gelingen sollte, auch hier den Kostenrahmen noch zu drücken.
Denn nach den vorläufigen Schätzungen wird der Landkreis gut 110 Millionen Euro für das fünfte Gymnasium und etwa 100 Millionen für die Berufsschule aufbringen müssen. Auch hier wolle man noch nach Einsparmöglichkeiten suchen, so Niedergesäß. Neben der schon erwähnten Modulbauweise - die im Falle der Berufsschule auch eine schrittweise Inbetriebnahme ermöglichen könnte - will man auch neue Baustandards erproben. Etwa die Haustechnik zu reduzieren, was auch bei den Unterhaltskosten Einsparungen bringen könnte. Erste Erkenntnisse dazu, wie es mit den Schulbauten im Landkreis weitergehen könnte, sollen bereits in gut einem Monat im LSV-Ausschuss des Kreistages präsentiert werden.