Finanzpolitik:Millionen über Millionen

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Das Gymnasium Vaterstetten ist wegen seiner derzeit laufenden Erweiterung bereits eine Baustelle. Nun müssen Landrat Robert Niedergesäß (links) und die Mitglieder des Ebersberger Kreistags über die Zukunft der angrenzenden Turnhalle entscheiden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Turnhalle am Gymnasium Vaterstetten muss grundlegend saniert oder sogar komplett abgerissen werden. Nun gibt es dafür eine erste Kostenschätzung - und die hat es in sich.

Von Andreas Junkmann, Vaterstetten

Wäre der Landkreis Ebersberg auf der Suche nach einer eigenen Nationalhymne, er würde wohl bei Jupp Schmitz fündig werden. "Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?", trällert der Kölner Schlagersänger in seinem Hit von 1949. Es sind Fragen, die sich mehr als 70 Jahre später in fast jeder Sitzung der Ebersberger Kreis-Ausschüsse stellen. Berufsschule in Grafing-Bahnhof, Gymnasium in Poing, Rückzahlung des Kassenkredites für fälschlich einkassierte Gewerbesteuer oder das Geld, das dem Landkreis durch die gerichtliche Pleite im Kirchseeoner PPP-Streit flöten gegangen ist - es sind nur einige Beispiele für die enormen Ausgaben, die das Landratsamt in den kommenden Jahren stemmen muss. Und nun kommt noch ein weiteres Millionen-Projekt dazu: die Generalsanierung oder gar der Abriss und Neubau der Gymnasiumturnhalle in Vaterstetten.

Dass das Bauwerk aus den 70er Jahren nicht mehr im besten Zustand ist, war schon länger bekannt. Nun gibt es erstmals ein konkretes Preisschild für dessen Instandsetzung - und das hat es in sich. Mögliche Förderungen außen vor gelassen würde eine umfassende Sanierung rund 10,8 Millionen Euro kosten, ein Neubau käme gar auf 14,5 Millionen Euro. Es sind Summen, die den einen oder anderen Kreisrat in der jüngsten Sitzung des Liegenschaftsausschusses schlucken ließen, die aber wohl unvermeidlich sind. Der Grund ist vor allem das Dach der Dreifachturnhalle, das nach 50 Jahren zwingend erneuert werden muss, wie eine Untersuchung im Herbst 2022 ergeben hatte. Die Mängel sind inzwischen dermaßen gravierend, dass die Nutzung der Halle von 2025 an behördlich untersagt werden würde.

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Die Turnhalle am Vaterstettener Gymnasium muss wegen beschädigter Dachträger saniert werden - vielleicht ist sogar ein Neubau nötig.

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Da die Sportstätte aber nicht nur von der Schule sondern auch von vielen Vaterstettener Vereinen genutzt wird, muss der Landkreis reagieren. Drei Möglichkeiten gibt es dafür, wie Architekt Matthias Garbe in der Sitzung erklärte. Die erste Variante wäre eine reine Sanierung des Daches, von der der Architekt jedoch abriet. Da auch die Räume im Gebäude, also die Umkleidekabinen, die Toiletten oder die Lagerräume, nicht mehr auf dem heutigen Stand sind, sei es sinnvoll, diese ebenfalls zu modernisieren. Andernfalls müsste man in den nächsten Jahren erneut baulich an die Halle ran. Ein weiteres Problem ist die Statik des Gebäudes, zu der es offenbar keine Unterlagen mehr gibt. Es wären also Voruntersuchungen notwendig, die ebenfalls Geld kosten würden. Insgesamt käme eine Teilsanierung auf etwa 7,6 Millionen Euro. Eine Förderung sei hier nicht zu erwarten.

Diese steht auch bei der zweiten Variante noch in den Sternen. Da die Halle von der Größe her nicht mehr dem heutigen Standard entspricht - sie ist drei Meter zu schmal - sei unklar, ob der Freistaat eine Generalsanierung finanziell unterstützen würde. Denn bei dieser würde zwar auch der Innenbereich modernisiert und barrierefrei ausgebaut werden, an den Maßen der Halle würde sich dadurch aber nichts verändern. Dennoch würde eine umfassende Sanierung mit 10,8 Millionen Euro zu Buche schlagen. Sollte es doch eine Förderung geben, würde diese nach Angaben der Landkreisverwaltung etwa 3,7 Millionen betragen - damit wäre dann die Generalsanierung sogar günstiger als die Teilsanierung.

Die teuerste Variante wäre ein kompletter Neubau, der aber auch gewisse Vorteile hätte

Trotz Förderung die teuerste Variante wäre der Abriss und Neubau der Turnhalle. Dann allerdings würde der Landkreis ein Bauwerk bekommen, in das er so schnell kein Geld mehr investieren müsste. Rund 14,5 Millionen Euro veranschlagt die Verwaltung für diesen Weg, 4,3 Millionen Euro könnte sich der Landkreis vom Freistaat wieder zurückholen.

Welche Variante umgesetzt wird, soll dann beschlossen werden, sobald die Auskunft über etwaige Fördermöglichkeiten einer Generalsanierung vorliegt. Dass die Entscheidung keine einfache wird, deutete sich bereits in der Debatte im Liegenschaftsausschuss an. Während manche Kreisräte mit einem Neubau liebäugelten, plädierten andere für eine Sanierung, die aus energetischer Sicht nicht so viel schlechter sei. "Es steht und fällt aber alles mit der Förderung", brachte es Roland Frick (CSU) auf den Punkt. Einen anderen Aspekt gab jedoch auch Schulleiter Rüdiger Modell zu bedenken. Nämlich, dass ein Abriss und Neubau deutlich länger dauern würde und die Halle dadurch über einen größeren Zeitraum hinweg gar nicht nutzbar wäre. Andererseits bringe natürlich auch die längere Nutzungsdauer eines kompletten Neubaus ihre Vorteile mit sich. "Wir können mit beiden Varianten gut leben", sagte der Schulleiter deshalb ganz diplomatisch.

Ohnehin wird die Entscheidung über die Zukunft der Halle eine politische sein - und spätestens dann wird im Kreistag wieder die so vertraute Frage auftauchen: "Wer soll das bezahlen?"

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