Die Elektrifizierung des Filzenexpress ist etwas, das viele Menschen im Landkreis Ebersberg herbeisehnen. Das liegt nur zum Teil daran, dass die modernere Technik natürlich auch für die Umwelt besser wäre als die alten Dieselloks, die derzeit auf der Strecke nach Wasserburg verkehren. Vor allem aber würden dann Züge und Bahnsteige endlich zusammenpassen, ein barrierefreier Ein- und Ausstieg wäre möglich - während derzeit eine große Lücke zwischen den Zügen und den Bahnsteigen klafft.
Jungen, fitten Menschen macht das wenig aus, doch Eltern mit Kinderwägen oder Menschen mit einer Gehbehinderung ist es derzeit nur mit fremder Hilfe möglich, den Zug zu nutzen. Das trifft auch auf einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Werkstätten im Einrichtungsverbund Steinhöring arbeiten, zu. Sie können seit einigen Jahren immerhin einen Hublift nutzen. Doch wann die Elektrifizierung nun kommt, das scheint völlig unklar zu sein. Die Bahn zeigt sich jedenfalls auf Nachfrage sehr bedeckt.
Vor gut einem Jahr war bekannt geworden, dass zwei Kiebitzpaare, die an der Strecke nisten, eine Verzögerung für das Projekt bedeuten könnten. Denn wenn beispielsweise Brutflächen für seltene Vögel durch eine Maßnahme beeinträchtigt werden, müssen andernorts Ausgleichsflächen geschaffen werden. "Die sehr geringe freie Flächenverfügbarkeit durch die intensive Landwirtschaft und die Baulandausweisung in Oberbayern stellen eine Herausforderung dar", sagte ein Bahn-Sprecher im März 2023 auf Nachfrage der SZ Ebersberg. Ob diese Ausgleichsflächen inzwischen gefunden sind und wie der Zeitplan für die Elektrifizierung jetzt aussieht, dazu gibt sich die Bahn nun - knapp ein Jahr später - wortkarg: "Es gibt zu den Informationen, die wir Ihnen bei unserer letzten Antwort zugesandt haben, keinen neuen Stand", teilt eine Bahn-Sprecherin mit.
Noch im Jahr 2021 hatte sich die Bahn nicht gescheut, Termine zu nennen: "Spätestens 2026 wollen wir den Strom einschalten und den Filzenexpress emissionsfrei durch Orte und Regionen fahren lassen können", teilte Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der DB für Bayern, mit. Damals war die Planfeststellung für die Elektrifizierung des rund 18 Kilometer langen Abschnitts beantragt worden. Allerdings wurde zwischenzeitlich auch das Debakel um die zweite Stammstrecke öffentlich, die nicht nur zehn Jahre später fertig wird, sondern auch doppelt so viel kostet wie geplant - was befürchten lässt, dass für andere Bahnprojekte nicht mehr viel Geld übrig bleiben könnte.