Behindertengerechter Ausbau:Ein bisschen barrierefrei

Steinhöring Bahnhof nicht Barriefrei

Unüberwindbare Hürde: Bisher ist es für Rollstuhlfahrer unmöglich, in den Zug einzusteigen.

(Foto: Alexandra Leuthner)

An den Bahnhöfen in Steinhöring, Grafing-Bahnhof, Ebersberg und Wasserburg werden Hublifte installiert

In wohl keiner Gemeinde im Landkreis leben und arbeiten so viele Menschen, die auf Rollstühle angewiesen sind, wie in Steinhöring, wo der Einrichtungsverbund (EVS) angesiedelt ist. Doch mit dem Zug anzureisen, ist bisher für die Beschäftigten faktisch unmöglich: Denn in die Züge, die hier verkehren, führt vom Bahnsteig aus eine riesige Stufe. Jetzt soll sich die Situation wenigstens ein bisschen verbessern, wie der CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Huber nun mitgeteilt hat: Neue Hublifte sollen es auch Rollstuhlfahrern ermöglichen, in die Züge einzusteigen - allerdings nur, wenn sie sich einen Tag vorher angemeldet haben. Richtig barrierefrei nutzbar wird der Bahnhof wohl erst 2025/26, wenn die Elektrifizierung abgeschlossen ist und auf der Strecke neue Züge verkehren. Auch in Ebersberg, Grafing-Bahnhof und Wasserburg sollen Hublifte installiert werden.

"Der barrierefreie Zustieg am Steinhöringer Bahnhof wäre für die Betroffenen ein Geschenk und würde zu deutlich mehr Freiheit führen." So formulierte es David Kruzolka, Vorsitzender des Bewohnerrats des EVS Steinhöring, der sich seit langem für eine Lösung einsetzt. Bei einem Sozialempfang im September hatte er Huber von seinen Erfahrungen als Rollstuhlfahrer berichtet. Auf Initiative des Abgeordneten fand nun ein Gespräch aller Beteiligten im EVS Steinhöring statt, um über kurzfristige und umsetzbare Lösungsmöglichkeiten nachzudenken, wie Huber nun in einer Pressemitteilung berichtet. Neben David Kruzolka und der EVS-Leiterin Gertrud Hanslmeier-Prockl saßen auch Bürgermeister Alois Hofstetter sowie die Vertreter von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und der Südostbayernbahn (SOB) am "Runden Tisch".

"Es macht einfach keinen Sinn, wenn der Bahnhof in Steinhöring barrierefrei ist, aber der Zustieg in die Waggons nach wie vor noch nicht", so Huber. Es sei daher erfreulich, dass der Freistaat "unbürokratisch aktiv" werde und neue Hublifte anschaffe. Diese findet man heute schon an allen großen Bahnhöfen wie am Hauptbahnhof oder am Ostbahnhof in München. Die Anschaffung der neuen Lifte für die vier Stationen kostet 50 000 Euro. Ein Auftrag dafür ist bereits erteilt, die Lieferzeit beträgt voraussichtlich sechs Wochen.

Eigentlich hatte die Bahn bereits im Frühjahr angekündigt, dass der barrierefreie Zustieg in Steinhöring künftig möglich sei. Eine Zustiegslösung mit mobilen Rampen habe sich aber, so Huber, aufgrund versicherungsrechtlicher Probleme als nicht praktikabel erwiesen. Das habe sich aber erst nach der Einrichtung herausgestellt, so Matthias Krause von der Südostbayernbahn. Er versprach, dass es mit den neuen Hubliften dieses Problem nicht geben werde. Durch die Integration der Lifte in das bundesweite Netz "Mobilitätshilfe" der Deutschen Bahn könne die Benutzung jeweils einen Tag vorher unbürokratisch angemeldet werden. David Kruzolka, der selbst auf den Rollstuhl angewiesen ist, bewertete die Hublifte und die eintägige Vorlaufzeit laut Hubers Pressemitteilung als positiv und praxistauglich. Auch Huber sieht die Lifte als eine "gute und kurzfristige Lösung sowie eine wesentliche Verbesserung für Betroffene in der Übergangszeit bis zur Elektrifizierung". Der Abgeordnete verweist auf die geplante Elektrifizierung der Bahnstrecke Ebersberg-Wasserburg und die damit einhergehende vollständige Barrierefreiheit zwischen Zug und Bahnsteig.

Durch den Einsatz von S-Bahnzügen werde der durchgängige barrierefreie Zustieg voraussichtlich ab 2025/2026 erst möglich sein. "Das muss auch ins Bewusstsein der neuen Bürgerinitiative, die sich gegen die Elektrifizierung der Bahnstrecke ausspricht", so Huber. Auch Hanslmeier-Prockl sieht in der jetzt gefundenen Zwischenlösung einen Erfolg: "Für viele Bewohner des Einrichtungsverbunds ist eine gute Mobilität zwingende Voraussetzung für die Teilhabe am öffentlichen Leben." Bürgermeister Hofstetter pflichtete dem bei und fügte hinzu, dass auch ältere Menschen mit Rollator von den Hubliften profitieren werden.

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