Naturschutz:Bahn sucht Rückzugsraum für Kiebitze

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Selten geworden im Landkreis: der Kiebitz, den man an seinem markanten Schopf erkennen kann. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Erst wenn die Ausgleichsflächen für zwei Brutpaare vorhanden sind, kann die Elektrifizierung des Filzenexpress vorangetrieben werden.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Der Kiebitz ist im Landkreis selten geworden: Während 2021 laut einer Erhebung der Unteren Naturschutzbehörde noch 60 Brutpaare und 51 Gelege dokumentiert wurden, konnten 2022 nur noch 31 Brutpaare und 25 Gelege festgestellt werden. Zudem schlüpfen aus den Eiern immer seltener lebensfähige Jungvögel, der sogenannte "Bruterfolg" liegt bei unter 50 Prozent. Ausgerechnet zwei der seltenen Brutpaare haben sich entlang der Bahnstrecke zwischen Ebersberg und Wasserburg angesiedelt, deren Elektrifizierung in den kommenden Jahren vorangetrieben werden soll. Das Ausbauprojekt, das laut einer Schätzung von 2016 mindestens 22 Millionen Euro kosten wird, kann daher erst dann konkret weiterverfolgt werden, wenn passende Ausgleichsflächen gefunden sind, wie ein Bahnsprecher nun mitteilt.

Hintergrund ist die Tatsache, dass beim Neubau von Strecken oder beim Ausbau von vorhandenen Strecken die Eingriffe in die Natur so klein wie möglich gehalten werden müssen, zudem muss ein Ausgleich an anderer Stelle geschaffen werden. "So schaffen wir nicht nur neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sondern auch wichtige Erholungsräume für Menschen", erläutert ein Bahn-Sprecher.

Es gibt wenige geeignete Flächen

Konkret bedeutet dies für die Strecke von Ebersberg nach Wasserburg, dass die Bahn nun Ausgleichsflächen für zwei Kiebitzbrutpaare sucht - kein einfaches Unterfangen, so der Bahn-Sprecher: "Die sehr geringe freie Flächenverfügbarkeit durch die intensive Landwirtschaft und die Baulandausweisung in Oberbayern stellen eine Herausforderung dar." Wenn die Fläche gefunden sei, könne mit einem Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt München begonnen werden. In Abhängigkeit von der Dauer des Verfahrens könne dann - nach Vorliegen des Baurechts - mit den Baumaßnahmen begonnen werden. Während der Bauarbeiten wird es zur zeitweisen Sperrung der Strecke kommen. Da die Bauzeit noch nicht festgelegt werden könne, seien auch die Dauer und der Zeitraum der Streckensperrung noch nicht bekannt, so der Bahn-Sprecher.

Noch tuckert der Filzenexpress mit Dieselloks durch die Landschaft. Geplant ist bisher, dass er bis zum Jahr 2026 elektrifiziert ist. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Elektrifizierung der 18 Kilometer langen Strecke zwischen Ebersberg und Wasserburg-Bahnhof ist seit vielen Jahren beschlossene Sache. Verfolgt werden damit mehrere Ziele: Zum einen soll die S-Bahn bis Wasserburg verlängert werden können, außerdem müssten Fahrgäste zwischen Wasserburg und München nicht mehr umsteigen. Klimafreundlicher wären elektrifizierte Züge ebenfalls als die alten Diesel-Loks.

Vor allem aber werden mit der Maßnahme barrierefreie Zustiege an den Stationen zwischen Ebersberg und Wasserburg-Bahnhof geschaffen - dass gerade in Steinhöring, wo viele Menschen mit den Behinderung im dortigen Einrichtungsverbund arbeiten, kein barrierefreier Zustieg in die Züge möglich ist, ist in den vergangenen Jahren immer wieder von Betroffenen und Politikern kritisiert worden. Bisher war das Jahr 2026 als Fertigstellungszeitpunkt für die Elektrifizierung genannt worden - ob das klappt, dazu gibt es nun keine Festlegung mehr.

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