Mobilität der Zukunft:"Mein Traum ist ein Ladepunkt an jeder Straßenlaterne"

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In Kirchseeon sollen an drei Standorten öffentlich zugängliche Elektrotankstellen errichtet werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Kirchseeon drückt beim Ausbau der Elektromobilität am Ort aufs Tempo. Neben mehreren Ladesäulen im Gemeindegebiet könnte es bald auch ein eigenes E-Carsharing-Netzwerk geben.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Spöttische Stimmen sagen dieser Tage, ein Halt an der Tankstelle habe nicht weniger als die Privatinsolvenz zur Folge. Ganz so schlimm ist es zwar noch nicht, dennoch sind die Spritpreise inzwischen auf einem Rekordhoch angekommen - und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Sehr wohl ein Ende wird früher oder später aber der herkömmliche Verbrennungsmotor haben. Davon ist man auch in der Marktgemeinde Kirchseeon überzeugt, wo man nun ordentlich aufs Tempo drücken will beim Ausbau der Infrastruktur für Elektromobilität. So sagt Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) etwa: "Mein persönlicher Traum ist ein Ladepunkt an jeder Straßenlaterne."

Dass das im Moment noch Wunschdenken ist, weiß der Rathauschef selbstverständlich. Dennoch will die Marktgemeinde nun erste konkrete Schritte in diese Richtung gehen. Bereits seit September vergangenen Jahres steht der Beschluss des Gemeinderates, dass zwei öffentliche Ladepunkte für E-Autos am Ort errichtet werden sollen. Als Standorte wurden der Bahnhof Kirchseeon und die Parkbucht an der B304 am Westring festgelegt. Insbesondere der westliche Ortsausgang wäre dadurch bereits gut mit Ladesäulen abgedeckt, gibt es doch auch halböffentliche E-Zapfsäulen auf dem Parkplatz des Aldi-Supermarktes und beim gegenüberliegenden Schnellrestaurant. Auch deshalb hat man sich nun im Kirchseeoner Rathaus Gedanken gemacht, wie man die kommunale Elektrotankstelle dennoch für Autofahrer attraktiv machen könnte.

Eine Schnellladesäule soll die E-Mobilität noch attraktiver machen

Die Lösung soll eine Schnellladesäule sein, bei der sich im Vergleich zu den herkömmlichen Modellen die Haltezeit deutlich verkürzt. Wie die örtliche Klimaschutzmanagerin Melanie Fuchs in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates sagte, sei diese Option zwar deutlich teurer, würde an bestimmten Standorten - wie etwa direkt an der Bundesstraße - durchaus Sinn ergeben. "In Zukunft werden Schnellladepunkte mehr und mehr Bedeutung gewinnen und für eine flächendeckende Nutzung der Elektromobilität unerlässlich sein", heißt es dazu in einer Stellungnahme der Rathausverwaltung. Am Westring soll deshalb anstatt eines herkömmlichen Ladepunktes eine Säule mit höherer Leistung errichtet werden.

Doch damit nicht genug, denn "um die E-Mobilität interessanter für die Bürger zu machen", wie Klimaschutzmanagerin Fuchs sagte, hat die Verwaltung nun einen weiteren Standort für eine E-Zapfsäule vor dem Kirchseeoner Rathaus vorgeschlagen. Deren Umsetzung soll nun in den kommenden Wochen geprüft werden. Mehrheitlich fix beschlossen hat der Gemeinderat dagegen nun die Elektrotankstellen am Bahnhof und eben am westlichen Ortsausgang.

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Da Tankstellen aber nur dann sinnvoll sind, wenn man auch das passende Auto dazu hat, soll außerdem geprüft werden, ob sich in der Marktgemeinde nicht ein Netzwerk für E-Carsharing etablieren lasse. "Carsharing gewinnt im Rahmen der Verkehrs- und Klimawende für alle Kommunen immer mehr an Bedeutung", heißt es von der Gemeinde. Laut Bürgermeister Paeplow sei es denkbar, mit einem externen Anbieter zusammenzuarbeiten. "Wir haben schon viele Angebote zum Carsharing aus ganz Deutschland bekommen", so der Rathauschef. "Da tut sich was auf dem Markt." Die Verwaltung bringt auch die Option ins Spiel, das E-Carsharing in Kooperation mit den Kirchseeoner Autoteilern umzusetzen. Eine grundsätzliche Interessensbekundung liege bereits vor, heißt es dazu.

Noch steht die Zusage über mögliche Fördergelder aus

Eine solche signalisierten auch die Kirchseeoner Gemeinderäte, die mehrheitlich dafür votierten, das Carsharing-Konzept weiter zu verfolgen. Auf die Gemeindekasse wird das zunächst keine Auswirkungen haben, anders als die geplanten Zapfsäulen. Hier warte man derzeit noch auf die Zusagen aus mehreren Förderprogrammen, wie Melanie Fuchs sagte. Eine erste Grobkalkulation liegt aber bereits vor: Für die geplanten Ladesäulen am Westring, am Bahnhof und vor dem Rathaus sind inklusive Netzanschluss und abzüglich einer zu erwartenden Förderung etwa 60 000 Euro fällig. Die jährlichen Wartungskosten pro Zapfsäule veranschlagt die Gemeinde mit 1000 bis 2500 Euro.

In Kirchseeon ist man davon überzeugt, dass das Geld an dieser Stelle gut investiert ist. Durch die Errichtung einer öffentlichen Ladeinfrastruktur werde ein Anreiz geschaffen, auf emissionsfreie Elektrofahrzeuge umzusteigen, heißt es aus dem Rathaus über das Projekt. "Zudem werden die Ladesäulen ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben, was zu einer zusätzlichen Vermeidung von CO2 führt." Damit sich der Wunsch von Bürgermeister Paeplow erfüllt, ein flächendeckendes Netz aufzuspannen, werden allerdings noch einige weitere Anstrengungen nötig sein, wie der Rathauschef selbst weiß: "Die E-Mobilität ist ein breites Feld. Aber das ist jetzt mal ein Start."

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