Bürgerbeteiligung:Laut gegen Lärm

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Kirchseeon ist ganz besonders vom Bahnlärm betroffen. Das wollen die Bürgerinnen und Bürger nicht länger hinnehmen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Aus Kirchseeon gehen bundesweit die zweitmeisten Stimmen bei der Lärmaktionsplanung des Eisenbahn-Bundesamtes ein.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Der Markt Kirchseeon, durchschnitten von Bundesstraße und Bahngleisen, ist sicherlich der lauteste Ort im Landkreis Ebersberg. Laut sind aber auch dessen Einwohner - und zwar im Kampf gegen den Lärm. Wie der Arbeitskreis Bahnlärm nun mitteilt, sind im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung für den Lärmaktionsplan des Eisenbahn-Bundesamtes 354 Fragebögen aus der Gemeinde eingereicht worden - Kirchseeon belegt damit bundesweit den zweiten Platz. Nur aus der Stadt Düsseldorf haben die Behörde mehr Beschwerden erreicht, und zwar 389. "Es reicht! Diese Botschaft hat Kirchseeon in der Öffentlichkeitsbeteiligung des Eisenbahn-Bundesamtes verankert", schreibt dazu der AK Bahnlärm in einer Stellungnahme.

Der Arbeitskreis setzt sich schon seit Langem dafür ein, dass die Lautstärke entlang der durch die Marktgemeinde führenden Zugtrasse gesenkt wird. Noch mehr Brisanz bekommt das Thema dadurch, dass auf den Gleisen künftig auch die Güterzüge in Richtung Brenner-Basistunnel rollen sollen, was unweigerlich zu einer zusätzlichen Lärmbelastung führen wird. Nicht zuletzt deshalb waren die Kirchseeoner besonders eifrig, ihre Fragebögen beim Eisenbahn-Bundesamt einzureichen. 13,5 Prozent aller aus Bayern verschickten Interventionen stammen demnach aus der Marktgemeinde. "Bezogen auf die Einwohneranzahl sind wir somit, in ganz Deutschland, schon heute die am meisten vom Bahnlärm genervte Gemeinde", schreibt dazu der AK Bahnlärm.

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Aus dem nun veröffentlichten Lärmaktionsplan gehe hervor, dass die Strecke in Kirchseeon auf einen Lärmpegel von 65 dB(A) ausgelegt und auf einen geringeren Wert von 54 dB(A) zu sanieren ist, so der Arbeitskreis. Diese positive Nachricht werde jedoch relativiert, weil ein Zeitpunkt für diese dringend nötige Sanierungsmaßnahme nicht genannt wird. Die Analyse beschränke sich außerdem auf den derzeitigen Lärm und beziehe somit die erwartete Lärmzunahme ausgelöst durch Öffnung des Brenner-Basistunnels nicht mit ein. Die hohe Bürgerbeteiligung helfe jedoch im aktuell laufenden Austausch mit politischen Vertretern zum geplanten Streckenausbau und unterstreiche die Forderung nach dem dringend nötigen Lärmschutz.

Diesen würde man sich auch andernorts im Landkreis Ebersberg wünschen, wie ein weiterer Blick auf die Einreichungen beim Eisenbahn-Bundesamt zeigt. Denn auch der bundesweit dritte und fünfte Platz geht an Gemeinden aus der Region: Aus Vaterstetten stammen 180 Fragebögen, aus Zorneding 155. Für den AK Bahnlärm ist das ein gutes und wichtiges Signal, denn jeder gesendete Fragebogen stelle ein eindeutiges Zeichen an die politischen Entscheidungsträger in Berlin dar. "Jeder Fragebogen hilft, um unseren Anspruch auf Lärmschutz darzustellen", schreibt der Arbeitskreis.

Auf ihrem Erfolg ausruhen können sich die Gemeinden allerdings nicht, denn das war erst die erste Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung. Eine zweite Phase wurde nun gestartet - und erneut sind die Bürger dazu aufgerufen, sich an der Lärmaktionsplanung zu beteiligen. Der Fragebogen ist auf der Internetseite des Eisenbahn-Bundesamtes zu finden. Beim AK Bahnlärm jedenfalls würde man sich "über eine ähnlich große oder noch größere Beteiligung freuen".

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