Jahresrückblick 2023:Die Leute des Jahres

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Helmut Hintereder geht nach 14 Jahren als Poinger Polizeichef in Pension. (Foto: Christian Endt)

Wer aus dem Landkreis Ebersberg hat heuer etwas Besonderes erlebt, etwas geleistet oder ein anderweitig aufregendes Jahr gehabt? Hier eine kleine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Helmut Hintereder

Er hat viel erlebt in seinem Job: einen Papstbesuch, einen Flugzeugabsturz, einen Amoklauf, natürlich auch viele Routineeinsätze. Einmal sah er selbst in die Mündung einer Schusswaffe, blieb aber glücklicherweise unverletzt. In seinen letzten Dienstjahren wartete auf den Poinger Polizeichef Helmut Hintereder noch eine besondere Herausforderung: Als Leiter der Inspektion musste er sicherstellen, dass der Betrieb auch während der Corona-Pandemie problemlos weiterlief. Künftig hat Hintereder nun aber weniger Stress, dafür mehr Zeit für Reisen mit seiner Frau, für seine Enkelkinder und seinen Garten. Nach 14 Jahren als Leiter der Polizeiinspektion Poing und knapp 42 Jahren im Dienst der Bayerischen Polizei geht Hintereder Ende Februar in den Ruhestand.

Virginia Ohlmann

Virginia Ohlmann aus Anzing wird von Innenminister Joachim Herrmann und Landespolizeipräsident Michael Schwald ausgezeichnet. (Foto: Foto: Matthias Balk/Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration)

"Sie sind ein wahres Vorbild für gezeigte Zivilcourage." Das Kompliment stammt von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und gilt Virginia Ohlmann aus Anzing. Die 17-Jährige hatte im Januar am Poinger S-Bahnhof beherzt gehandelt, als sie beobachtete, wie ein 25-jähriger Mann am S-Bahnhof auf einen weiteren Mann einschlug. Sie schrie den Mann an, bis dieser von seinem Opfer abließ, wählte den Notruf und verfolgte den Täter in einem gewissen Abstand bis zu dessen Wohnort. Dort konnte er durch Beamte der Polizeiinspektion Poing festgenommen werden. Für ihre mutige Tat wird Virginia Ohlmann im September mit der Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit für vorbildliche Zivilcourage ausgezeichnet.

Katharina Woll

Katharina Woll (3. v.l.), Filmregisseurin aus Grafing, hier beim Fünf Seen Festival mit Markus Kaatsch, Anne Ratte-Polle und Ulrike Willenbacher (v.l.). (Foto: Fünf Seen Filmfestival/oh)

Die aus Grafing stammende Regisseurin Katharina Woll gewinnt mit ihrem Kino-Erstlingswerk "Alle wollen geliebt werden" gleich zwei Preise. Die Komödie über zwischenmenschliche Kompliziertheiten wird mit dem Förderpreis "Neues Deutsches Kino" für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Woll selbst kann sich, nachdem ihr Werk auch in einer internationalen Version auf dem Filmfestival von Dhaka gelaufen ist, über den dort vergebenen Regiepreis freuen. Nach dem Abitur in Grafing hatte Woll, Jahrgang 1984, unter anderem Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin studiert. Florian Plumeyer, mit dem Woll das Drehbuch zu "Alle wollen geliebt werden" schrieb, gehörte zu ihrem Jahrgang. Gleiches gilt für Kameramann Matan Radin und Produzent Markus Kaatsch.

Magdalena Lugmayr

Magdalena Lugmayr aus Ebersberg hat ein Buch über ihre Depression geschrieben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Magdalena Lugmayr, 19 Jahre alt und Sonderpädagogik-Studentin, hat sich in ihrem literarischen Debüt "Unter den Straßen von Paris" ein Thema vorgenommen, das von Jugendlichen und jungen Leuten heute üblicherweise auf Instagram und Tiktok verhandelt wird: die eigene Depression und der Weg aus ihr heraus. Die Ebersbergerin erzählt gefasst und in klaren Sätzen von ihrer Erkrankung, ihren Suizidgedanken und der Hilfe, die fast in letzter Minute kam. Ein Grund, warum Magdalena Lugmayr das Buch geschrieben hat, ist auch, weil sie selbst keine Hilfe in der Literatur für sich finden konnte, als sie diese gebraucht hätte: "Ich hätte mir gewünscht, dass es was anderes gäbe zu dem Thema als Sachbücher."

Maria Sommer

Maria Sommer berät in den Räumen des Hospizvereins Ebersberg oder daheim beim Ausfüllen von Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. (Foto: Christian Endt)

Maria Sommer aus Markt Schwaben ist seit Jahrzehnten vielfältig sozial engagiert. Im Juli bekommt sie dafür die Bezirksmedaille in Bronze des Bezirks Oberbayern verliehen. Die gebürtige Oberpfälzerin lernte erst Erzieherin und studierte später Sozialpädagogik. Im Markt Schwaben war sie 24 Jahre bis zu ihrer Rente im Jahr 2014 das Gesicht der Caritas im Ort. In dieser Zeit hat sie unter anderem Gesprächskreise für pflegende Angehörige sowie Besuchsdienste im Krankenhaus und im Altenheim ins Leben gerufen. Sommer ist außerdem Gründungsmitglied des Christophorus Hospizvereins Ebersberg, den es seit 1997 gibt. Ihr Zuhause in Markt Schwaben ist ein genossenschaftliches Seniorenwohnprojekt, das Sommer mit zwei weiteren Senioren initiiert hat, 2017 erhielt es den "Zuhause-daheim"-Innovationspreis des bayrischen Sozialministeriums.

Michael Krug

Michael Krug, hat im Rentenalter noch Bundesfreiwilligendienst geleistet. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Beim Wort Bundesfreiwilligendienst denken die meisten wohl zuerst an junge Leute, die gerade mit der Schule fertig sind und sich für die Allgemeinheit engagieren wollen. Letzteres trifft auf jeden Fall auch auf Michael Krug zu, allerdings ist der Markt Schwabener bereits im Ruhestand, als er als Bufdi bei der Offenen Behindertenarbeit (OBA) anfängt. Dort ist Krug bereits seit 2012 ehrenamtlich tätig und berät Menschen zu den Themen Versicherung und Rente. Als er 2021 selber Rentner wurde, sei es ihm zuhause zu langweilig geworden. Auch habe es in seiner Jugend noch keinen Zivildienst gegeben, sagt Krug, diese sinnvolle Alternative zum Wehrdienst wollte er nun nachholen. Bei der OBA war Krug unter anderem im Büro tätig, aber auch im Kindergarten, sowie als Alltags- und als Schulbegleiter. In diesem Sommer endete nach 18 Monaten Michael Krugs Zeit als Bundesfreiwilliger. Der OBA will er aber über seine Beratungen weiter verbunden bleiben und kommt natürlich auch zum offenen Treff.

Werner Meier

Liedermacher und Buchautor Werner Meier. (Foto: privat/oh)

Finster wird es gelegentlich auch im Buch von Werner Meier "Sieben Küah - acht Kinder - 40 Knödel - ein Kanapee". Darin hat der Liedermacher aus Ottenhofen Erinnerungen an seine Kindheit in den Fünfziger- und Sechzigerjahren gesammelt. Meier ist beim "Neimoar z'Reischham" aufgewachsen: dem Neumeier-Hof auf einer kleinen Anhöhe über dem Dorf Reichertsheim im Landkreis Mühldorf. Das Buch enthält viel fast Vergessenes zu Dialekt und Brauchtum in Bayern, vor allem aber ist es ganz ohne falsche Sentimentalität daher, es geht Meier nicht um die Verklärung eines Idylls. In seinem Vorwort schreibt er: "Manches hätte man vielleicht gerne bewahrt und herübergerettet in unsere Zeit, aber vieles vermisst kein Mensch - es ist sogar gut, dass es vorbei ist." Etwa die damals vorherrschende Sorglosigkeit im Umgang mit der Natur oder Meiers leidvolle Internatszeit in einem katholischen Kloster.

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