Ehrung für Landkreisbürgerin:Auszeichnung für eine Anpackerin

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Maria Sommer berät in den Räumen des Hospizvereins Ebersberg oder daheim beim Ausfüllen von Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. (Foto: Christian Endt)

Caritas, Seniorenwohnprojekt, Hospizverein: Maria Sommer aus Markt Schwaben bekommt für ihr vielfältiges soziales Engagement die Bezirksmedaille in Bronze des Bezirks Oberbayern verliehen.

Von Michaela Pelz, Markt Schwaben

In ihr wichtigen Sachfragen meldet sich Maria Sommer bei Bedarf durchaus entschieden und vernehmlich zu Wort. Wenn es jedoch um sie selbst geht, möchte die Markt Schwabenerin eigentlich jegliches Aufhebens vermeiden. Das aber wird ihr an diesem Dienstag, 4. Juli, nicht gelingen, denn da erhält die 74-Jährige die Bezirksmedaille in Bronze des Bezirks Oberbayern.

Eine solchen Auszeichnung hätte sich die gebürtige Oberpfälzerin wohl nicht träumen lassen, als sie der Mittleren Reife zunächst eine Ausbildung als Erzieherin folgen ließ. Zwar habe der Vater sie eher als Lehrerin gesehen, diesen Beruf aber wollte sie nie. "Ich arbeite gern mit Leuten, die etwas freiwillig wissen wollen, nicht mit solchen, die man dazu zwingt", sagt Sommer mit ihrem charakteristischen herzlichen und manchmal ein wenig spitzbübischen Lächeln.

Via Abschluss an der Fachakademie und damit einhergehender fachgebundener Hochschulreife konnte sie ihre Vorstellungen ab 1972 an der Freiburger Fachhochschule für Sozialwesen verwirklichen. Bewusst konzentrierte sie sich auf Erwachsenenbildung, legte einen Schwerpunkt auf "Gemeinwesenarbeit" gemäß dem Credo der 70er Jahre: Man darf nicht den Einzelnen individuell ändern wollen, sondern muss das Umfeld beeinflussen.

Sie war das Gesicht der Caritas in Markt Schwaben

Das tat Sommer auf vielfältige Weise an immer wieder anderen Orten, bis sie schließlich im Landkreis Ebersberg landete - und blieb. Bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2014 war sie 24 Jahre lang das Gesicht der Caritas in Markt Schwaben. Dabei galt ihre Fürsorge vor allem jenen, die "im öffentlichen Leben keine große Rolle spielen und leicht übersehen werden" - wie etwa pflegende Angehörige. Denen wollte sie zuhören.

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Den Grundstock für diese Haltung sowie den Willen, Verantwortung zu übernehmen, stamme wohl aus der Kindheit in einer politisch sehr engagierten Familie, sagt Sommer. Beim Vater, einem Schneidermeister, lief den ganzen Tag das Radio - "Bundestagsdebatten waren die Begleitmusik für meine Hausaufgaben".

Den Blick weit über den Tellerrand hinaus gab Maria Sommer nie auf. Ihre Liebe zu Brasilien etwa entstand durch eine dort tätige Freundin aus Hochschulzeiten. "Wohl 15 bis 17 Mal" sei sie mittlerweile dort hingereist. Zu wechselnden Orten, aber immer zu denselben Leuten. Darum freut sie sich nun sehr auf den Oktober, wenn es nach vierjähriger Pause endlich wieder auf "Familienbesuch" nach Südamerika geht: "Manche kenne ich seit 1985, wir werden miteinander alt."

Für ihr Seniorenwohnprojekt gab es 2017 einen Innovationspreis

In Markt Schwaben wiederum wohnt Sommer in einer Elf-Parteien-Hausgemeinschaft. "Niemand soll alleine alt werden müssen" - so lautete der Grundgedanke, als sie dieses genossenschaftliche Seniorenwohnprojekt gemeinsam mit einem Ehepaar initiierte. 2017 erhielt es den "Zuhause-daheim"-Innovationspreis des bayrischen Sozialministeriums. Nun ist der Einzug genau sieben Jahre her. "Alles realisiert als reines Bürgerprojekt - ganz ohne großen Verband im Rücken. Darauf bin ich immer noch stolz", sagt die Markt Schwabenerin.

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Und noch etwas könnte sie sich auf die Fahne schreiben: Die Gründung des Christophorus Hospizvereins Ebersberg im Februar 1997, zu der Maria Sommer maßgeblich beigetragen hat. Als Bereicherung empfindet die jetzige Vorsitzende vor allem die Tatsache, "dass es so viele gibt, denen es nicht egal ist, wie wir alle von der Welt kommen". Das schätze sie auch so an der Sozialen Arbeit: Zu sehen, wie viel Positives in der Welt wachsen könne, wenn ein paar Leute "über die eigene Nasenspitze hinausschauen, statt nur an sich selbst zu denken".

Die Markt Schwabenerin selbst ist eine von diesen. Aufgrund ihres vielfältigen Engagements für das Gemeinwohl wurde sie von der Ebersberger Landtagsabgeordneten Doris Rauscher (SPD) für die Bezirksmedaille nominiert. "Frau Sommer heißt nicht nur Sommer, sie hat in ihrem bisherigen Leben auch sehr viel Sonne in das Leben vieler Menschen gebracht", so Rauscher. Zur Verleihung in Kloster Seeon sagt die Preisträgerin: "Vor allem freue ich mich auf einen Spaziergang rund um den See - ich liebe diesen Ort und fahre da auch ohne Medaille gern hin." So klingt trockener Humor gemischt mit Bescheidenheit. Typisch Maria Sommer halt.

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