Bildung im Kreis Ebersberg:Wie die Berufsschule in Grafing-Bahnhof aussehen soll

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Ein städtebauliches Konzept des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München zeigt, wie die Berufsschule in Grafing-Bahnhof einmal aussehen könnte. (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

Für das geplante Schulgebäude gibt es einen ersten Entwurf.

Von Wieland Bögel, Grafing/Ebersberg

Ein städtebauliches Konzept des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München zeigt, wie die Berufsschule in Grafing-Bahnhof einmal aussehen könnte. (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

Auf einer Wiese bei Grafing-Bahnhof wurde vor dreieinhalb Jahren die im Landkreis auf absehbare Zeit wohl größte Einzelinvestition in die Bildung offiziell: Dort stellten Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und die damalige Grafinger Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) im September 2018 den Standort für die geplante Berufsschule vor. Zwar ist weiter unklar, wann dieses Großprojekt, dessen Kosten auf 78 Millionen Euro geschätzt werden, tatsächlich umgesetzt werden kann - aber dazu, wie es einmal aussehen könnte, gibt es offenbar schon konkrete Vorstellungen.

Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München hat dazu bereits 2020 ein Städtebaulichen Konzepts inklusive Machbarkeitsstudie für das Berufsschulzentrum Ebersberg-München Land erarbeitet. Öffentlich vorgestellt wurde diese indes bisher nicht, im Landratsamt heißt es dazu, dass die Aussagekraft der Studie sehr begrenzt sei: "Die spätere Planung mit der Situierung der Baukörper ist noch nicht beauftragt und kann deshalb völlig von dieser Studie abweichen."

Zwei Varianten für das Schulgelände

Diese hat zwei Varianten untersucht, beide sehen ein Parkdeck auf der westlichen Seite des derzeitigen Park&Ride-Platzes in Grafing-Bahnhof vor. Bei Variante A befindet sich direkt dahinter, im Norden des Schulgeländes, die Turnhalle, die wahlweise aus drei oder vier Einheiten besteht. Westlich davon wären die Sportplätze. Südlich der Halle gibt es bei Variante A sechs kleinere Gebäude, drei davon sind je 8,5 Meter hoch und ordnen sich in einem leichten Bogen von Nord nach Süd, drei weitere zweigen fingerartig von diesem Bogen Richtung Westen ab, sie werden mit zwölf Metern etwas höher. Die Mensa würde in dieser Variante im nördlichsten der drei niedrigeren Gebäude entstehen, südlich davon dann die Aula und die Verwaltungsräume.

Variante A mit der Turnhalle im Norden. (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

Variante B sieht dagegen an der Stelle im Norden ein großes Gebäude für Mensa, Aula und Verwaltung vor, die Turnhalle läge weiter im Westen und südlich davon dann die Sportplätze. Bei dieser Variante würden die Unterrichtsräume in vier unterschiedlich langen, jeweils von Nord nach Süd angeordneten, und zwölf Meter hohen Gebäuden südlich des Verwaltungs- und Versammlungsbaus untergebracht.

Bei Variante B ist im Norden die Mensa samt Aula und Schulverwaltung. (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

Wie die künftige Berufsschule aber tatsächlich einmal aussieht, entscheidet sich wohl erst, wenn klar ist, wann sie gebaut wird - und das kann dauern. Die Berufsschule ist nämlich nicht nur das teuerste Projekt des Landkreises im Bereich Bildung, sondern wohl auch eines der langwierigsten. Dass junge Leute aus dem Landkreis Ebersberg, die eine Berufsausbildung machen, teilweise weit fahren müssen, wird seit Jahren kritisiert. Im Landratswahlkampf 2013 setzte SPD-Kandidat Ernst Böhm das Thema auf seine Agenda. Und auch wenn er bekanntlich dem CSU-Bewerber Robert Niedergesäß unterlag, wurde die Berufsschule seitdem immer wieder in den Kreisgremien diskutiert.

Konkret wurde das Projekt dann im Jahr 2016, als das bayerische Kultusministerium für die Landkreise München und Ebersberg eine neue Berufsschule für etwa 2000 Schüler in Aussicht stellte. Dies hat sich in den kommenden Jahren konkretisiert: Bis zu 2500 junge Leute sollen in der neuen Schule unter anderem in den Fächern Einzelhandel, Groß- und Außenhandel, Lagerlogistik, Kfz-Mechatronik, Zahnmedizin sowie Fachinformatik unterrichtet werden.

Schnell einigten sich die beiden Landkreise darauf, die Schule in Ebersberg zu bauen. Dort gestaltete sich die Standortsuche etwas komplizierter, zunächst war das Grundstück in Zorneding im Gespräch, auf dem schon einmal eine Schule hätte gebaut werden sollen: das vierte Gymnasium des Landkreises, das dann aber bis 2008 in der Nachbargemeinde Kirchseeon entstand.

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Im Herbst steht eine Entscheidung an

Nach längerem Hin und Her - es gab Proteste von Anwohnern, die mehr Verkehr befürchteten, zudem forderte die Gemeinde einen Erschließungszuschuss vom Landkreis - scheiterte das Vorhaben letztlich an der zu geringen Größe des Grundstücks: Maximal eine Schule für 1500 Azubis hätte dort Platz gehabt. Nachdem der Versuch der Gemeinde, ein Ersatzgrundstück aufzutreiben, scheiterte, zog Zorneding seine Bewerbung zurück.

Stattdessen stieg Grafing ein, im Spätsommer 2018 konnten Landrat und Bürgermeisterin schließlich bekanntgeben, dass das Grundstück in Grafing-Bahnhof gesichert und zum Schulbau geeignet sei. Die Verhandlungen zwischen Stadt und Landkreis zogen sich dann noch mehr als ein Jahr hin, erst im Oktober 2019 erklärten beide Seiten die Einigung über die Kostenaufteilung für das Grundstück.

Landrat Robert Niedergesäß und die damalige Grafinger Bürgermeisterin Angelika Obermayr präsentieren im Sommer 2018 das Grundstück für die geplante Berufsschule. Seitdem ist auf der Fläche bei Grafing-Bahnhof indes nichts passiert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seitdem ist allerdings nicht mehr viel in Sachen Berufsschule passiert, denn noch bevor der entsprechende Notarvertrag im Frühjahr 2020 ausgearbeitet und von beiden Seiten unterzeichnet wurde, kam die Corona-Krise. Die war auch der Grund, warum die Berufsschule Ende 2020 zusammen mit dem anderen großen Schulprojekt des Landkreises, das Gymnasium Poing, auf die Warteliste wanderte - wo beide bis heute stehen.

Ob man eines davon in die Umsetzung bringt, und wenn ja welches, entscheidet sich voraussichtlich in diesem Herbst. Laut Landrat Robert Niedergesäß wäre es in diesem Fall wahrscheinlicher, zuerst das Gymnasium zu bauen, so sagte er es im Februar. Denn in diesem Bereich gebe es dringenderen Bedarf. Möglicherweise könnte die Berufsschule aber auch zunächst ohne eigenes Gebäude den Betrieb aufnehmen: Derzeit wird im Landratsamt geprüft, ob die Einrichtung vorübergehend im Berufsbildungswerks St. Zeno in Kirchseeon unterkommen könnte.

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