Energiewende in Ebersberg:Die Kreisstadt bekommt ein Windrad

Lesezeit: 3 min

In einem Waldstück an der Straße von Englmeng nach Pollmoos im Südosten von Ebersberg könnte das erste Windrad auf dem Gebiet der Kreisstadt entstehen. (Foto: Christian Endt)

Für das Projekt im Südosten Ebersbergs hat nun die Bauleitplanung begonnen. Die insgesamt 246 Meter hohe Anlage wäre erst die zweite überhaupt im gesamten Landkreis.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Südlich der Kreisstadt könnte sich bereits im übernächsten Jahr ein Windrad drehen, es wäre erst das zweite im Landkreis Ebersberg. Gut sechs Jahre nachdem das Windrad in Hamberg bei Bruck den Betrieb aufgenommen hat, wurde nun in Ebersberg die Bauleitplanung für die zwischen den Ortschaften Englmeng und Pollmoos geplante Anlage auf den Weg gebracht. Das Windrad soll eine Nabenhöhe von 166 Meter haben, mit Rotor ist es maximal 246 Meter hoch. Der Ferienausschuss des Stadtrates beschloss nun einstimmig, den Flächennutzungsplan entsprechend zu ändern und einen Bebauungsplan für das Projekt aufzustellen.

Dass dort am südöstlichen Rand der Ebersberger Flur ein Windrad gebaut werden soll, ist schon länger bekannt, spätestens seit Spätsommer vergangenen Jahres. Denn vor der Sitzung des Technischen Ausschusses des Stadtrates, der sich mit dem Standortkonzept für Windkraft beschäftigte, meldete sich ein Anwohner aus Pollmoos zu Wort. Und zwar nicht mit Kritik - wie es bei dem Thema Windkraft ja gelegentlich vorkommt - sondern mit dem Anliegen, die Potenzialflächen nicht zu weit einzuschränken, da er und einige seiner Nachbarn gerne ein Windrad bauen wollten.

Zumindest für Luftüberwachung und Wetterradar ist das Windrad unproblematisch

Letztlich kam der Stadtrat, als das Windradkonzept dann in seiner voraussichtlich finalen Fassung auf den Weg gebracht wurde - aktuell läuft noch die Auslegung, im Oktober könnte der Beschluss fallen - diesem Wunsch entgegen. Die Fläche, auf der das Windrad gebaut werden soll, gilt zwar nicht als erste Wahl, da sie keine 1000 Meter von der nächsten Bebauung entfernt liegt. Dort wären Windräder nach der jüngsten Änderung der Bayerischen Bauordnung sogar privilegiert, ähnlich wie landwirtschaftliche Gebäude. Dennoch liegt der Standort südlich von Englmeng in einem Bereich, in dem das Konzept grundsätzlich Windkraft für möglich erklärt.

SZ PlusFreizeit im Landkreis
:Der Steinsee - Idylle mit Komfort

Das Bad dort präsentiert sich unter seinen neuen Pächtern sehr gepflegt, sein Ruf ist bis weit jenseits der Landkreisgrenzen gedrungen. Allerdings sollte man reichlich Verpflegung mitbringen. Oder Geld.

Von Anja Blum

Allerdings - eben wegen der fehlenden Privilegierung - ist dazu ein eigenes Verfahren nötig, es braucht einen Bebauungsplan. Da das Windkraftkonzept, das eigentlich nichts anderes ist als eine Änderung des Flächennutzungsplanes, noch nicht beschlossen ist, muss für das Windrad auch ein Sondergebiet Windenergie in den Flächennutzungsplan geschrieben werden.

Wie Bauamtsleiter Christian Stöhr nun in der Sitzung des Ferienausschusses erklärte, gibt es aus dem Landratsamt bereits positive Nachrichten für das Projekt. Bei der Behörde wurde kürzlich ein sogenanntes immissionsschutzrechtliches Vorbescheidsverfahren abgeschlossen, mit dem Ergebnis, dass das Windrad weder eine Störung der Luftfahrt, militärisch und zivil, noch des Wetterradars oder irgendwelcher Richtfunkverteilanlagen und -strecken darstelle. Damit gelte die Anlage grundsätzlich als genehmigungsfähig.

Idealerweise kann der Bau der Anlage bereits im übernächsten Jahr beginnen

Was noch aussteht ist das Ergebnis der Artenschutzrechtlichen Prüfung für das Gebiet. Allerdings läuft diese bereits seit Frühling dieses Jahres, voraussichtlich Anfang 2024 soll das Gutachten dann vorliegen. Das Bauleitverfahren könnte wohl Ende kommenden Jahres abgeschlossen werden, so Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) auf Nachfrage, so dass bereits 2025 gebaut werden könnte. Einen ähnlichen Zeitplan hatten die Initiatoren des Projektes bereits im vergangenen Jahr genannt, sollte das Genehmigungsverfahren schnell gehen.

Der Bau selbst dürfte dann relativ zügig ablaufen, zumindest wenn man das Windrad in Hamberg zum Maßstab nimmt. Dort hatten die Arbeiten im August 2016 begonnen, Ende November desselben Jahres drehte sich bereits der Rotor. Mit dem Hamberger Windrad hat das bei Englmeng geplante auch gemein, dass es ebenfalls von einer von Anwohnern gegründeten Gesellschaft - die Föhrenpold GmbH & Co. KG - errichtet und betrieben werden soll. Bereits Ende März dieses Jahres wurde die Firma im Handelsregister eingetragen, Zweck der Gesellschaft ist "Planung und Errichtung sowie der Betrieb einer Windkraftanlage bei Ebersberg im Waldstück Föhrenpold und die Vermarktung der elektrischen Energie", das Unternehmen hat insgesamt acht Gesellschafter.

Wie die Stadtverwaltung in ihrer Beschlussvorlage schreibt, verfügt die Gesellschaft über die von der Planung betroffenen Grundstücke, entsprechende Nutzungsverträge lägen vor. Zudem sei die finanzielle Machbarkeit durch ein Schreiben der finanzierenden Bank bestätigt worden.

Etwas mehr als drei Monate nach Baubeginn wurden Ende November 2016 die Rotoren für das Hamberger Windrad montiert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seitens der Politik gab es nun ausschließlich positive Beiträge, das Projekt habe "eine Vorbild-Funktion", sagte etwa Grünen-Stadträtin Susanne Schmidberger. Darüber, dass es Anwohner sind, die das Windrad bauen und betreiben wollen, "freue ich mich sehr", genau wie über die gute Öffentlichkeitsarbeit der Föhrenpolder. Schmidberger lobte in dem Zusammenhang ausdrücklich die Infoveranstaltung, die im Frühjahr stattgefunden hatte. Sie regte allerdings an, dass die Gesellschafter vielleicht weitere Anteile an dem Windrad ausgeben - schließlich erhöhe es die Akzeptanz für Windkraft, wenn man damit Geld verdienen könne.

Christoph Münch (SPD) stellte die Frage, ob neben den Anwohnern auch Investoren von außen an der Firma beteiligt seien. Nach den Informationen, die der Stadt vorlägen, sei das nicht der Fall, so der Bürgermeister. Ansonsten sprach auch Münch ein Lob aus: "Das Thema ist nicht immer unumstritten, die Initiatoren haben es gut gemacht" und die Öffentlichkeit gut informiert. Dass auf Ebersberger Flur nun das erste Windrad gebaut werden soll, begrüße seine Fraktion sehr.

Auch Gerd Otter (Pro Ebersberg) lobte die künftigen Windradbetreiber, sie hätten ihr Vorhaben "sehr bürgerfreundlich" vorgestellt, "ich bin gespannt, wie es sich entwickelt". Eduard Zwingler (FW) erklärte, seine Fraktion sei "bis auf einen Kollegen" - gemeint ist der bekennende Windkraftgegner Toni Ried - ebenfalls für das Vorhaben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGeschichte
:"Große Einheiten sind nicht automatisch besser"

Bei der Gebietsreform in den 1960er und 1970er Jahren wurden Tausende Dörfer eingemeindet und verschwanden von der Landkarte. Ein Gespräch mit der Historikerin Julia Mattern über die Geschichte der Gebietsreform und warum Nettelkofen jetzt ein Teil von Grafing ist, Bruck aber nicht.

Interview von Merlin Wassermann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: