Ebersberg:Aussehen wie Hobbit und Co

Lesezeit: 3 min

Hier wird Siri Widmann eine Waldnymphe. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dana Friedrichs verwandelt Menschen mit Schminke in Elfen und andere Fabelwesen. Für ein Make-up braucht die 22-Jährige meist mehrere Stunden. Über den Körper als Arbeitsfläche.

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Wer sich nach einem Stückchen Mittelerde sehnt, der könnte in Dana Friedrichs Zimmer fündig werden. "In a hole in the ground there lived a hobbit", steht dort in hohen Lettern an die Wand geschrieben, die ersten Zeilen aus "Der Hobbit", ein berühmtes Zitat von Fantasyautor J. R. R. Tolkien. Schräg gegenüber hängen Porträts von Legolas, Frodo, Gandalf und den anderen Gefährten aus dem Film "Der Herr der Ringe"; jedoch keine Fotos, sondern von Friedrichs selbst gestaltete Bilder.

Am besten lässt sich das Hobby der 22-Jährigen vielleicht an ihrer Begeisterung für die Welt der Hobbits, Elben und Orks erklären: Dana Friedrichs schminkt, und das hat sie in den vergangenen Jahren immer mehr professionalisiert. Ihre Werke hält sie fotografisch fest, die Ergebnisse zeigt sie auf dem Laptop. Sie sind verblüffend. Meistens schminkt sie sich selbst oder Freunde, die Spaß an der Verwandlung haben; danach erkennt man oft den Menschen unter Farbe und Perücke kaum wieder. "Am einfachsten ist es, mich selbst zu schminken, vor dem Spiegel", sagt Friedrichs. "Darin habe ich am meisten Übung." Avatare, Elfen, Fabelwesen zaubert sie aus sich und ihren Freunden, mal glitzert es, mal wird es dreidimensional.

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit ihren Equipment verwandelt Dana Friedrichs Menschen in...

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(Foto: privat)

... clowneske Blumen...

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(Foto: privat)

... Zukunftswesen wie aus James Camerons Film "Avatar"...

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(Foto: privat)

... oder Wassernixen.

An diesem Nachmittag kommt ihre Freundin Siri Widmann vorbei, um sich zu einer Waldnymphe verwandeln zu lassen. Das Motiv hat sich Friedrichs ausgedacht und auf Papier fest gehalten. Die Freundin, 22, Studierende der Theaterwissenschaft, bekommt ein Haarnetz übergestreift und darf sich auf einen hohen Hocker setzen. Auf dem Schreibtisch hat Friedrichs ihr Equipment ausgebreitet, Pinsel in allen Größen, Tiegel und Döschen mit Theaterschminke, Glitzer und Straß. Zuerst konturiert sie das Gesicht ihrer Freundin, versieht Wangenpartien und Schläfen mit grünen Elementen. Sie arbeitet mit raschen und ruhigen Handbewegungen, man hört einige Zeit nichts als das leise Ratschen den Schwamms.

Dana Friedrichs studiert Kommunikationsdesign an der Designschule München, mit dem Schwerpunkt Videofilm. In die künstlerische Richtung ging es schon früh bei der Ebersbergerin: Bereits als Kind malte sie viel, Aquarelle oder mit Acrylfarben. Zu Fasching hat sie sich schon immer gern selbst geschminkt. Vor etwa sieben Jahren nahm ihre Mutter sie dann mal mit zur Langen Nacht der Bildung auf Schloss Zinneberg - die schon nachmittags begann. Dort konnte Friedrichs zum ersten Mal Kinder schminken. Die Kleinen und vor allem auch die Eltern waren begeistert. Seitdem wird Friedrichs zu verschiedensten Veranstaltungen eingeladen, um Menschen zu schminken, etwa auf Kindergeburtstagen. Friedrichs arbeitet dabei auf Spendenbasis, nur die Materialkosten lässt sie sich ersetzen.

"So, Augen zu", sagt sie zu ihrer Freundin Siri, und bemalt den Nasenrücken mit grüner Farbe. Als nächstes holt sie einen Klebestift und macht sich an die Augenbrauen. "Kleber ist ein Supertrick, um Augenbrauen unsichtbar zu machen", erklärt Friedrichs. Anschließend pudert sie mit einem dicken Pinsel über eben diese und benutzt dann einen Concealer, um die Augenbrauen gänzlich zu verstecken.

Dana Friedrich, Schminkkünstlerin (rechts), verwandelt ihre Freundinnen gerne in fantastische Wesen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Meist denkt sich Dana Friedrichs ihre Motive selbst aus, ab und zu holt sie sich aber Ideen aus dem Internet. "Ich kopiere ungern", sagt sie. Neben dem Schminken von Gesichtern macht sie auch des Öfteren Bodypainting, also eine Komplettkörperbemalung, manchmal auch nur den Oberkörper. Wenn man sie nach den Gründen für diese recht körperliche Kunst fragt, erhält man als Antwort ein karges "Aus Spaß"; doch wenn man sich ihre Werke anschaut, wird schnell klar, dass mehr dahinter steckt.

Eine Freundin ließ sich etwa im vergangenen Jahr in einer Serie die verschiedenen Personen auf den Körper pinseln, die sich in einem verstecken. Friedrichs selbst versuchte sich im vergangenen Sommer am Thema Wasser, verwandelte sich in eine Qualle, eine Schildkröte. "Ich halte das meistens sehr abstrakt", sagt sie, "je nach Lust und Laune." Dass sie dafür Gesichter und Körper als Arbeitsfläche gefunden hat, ist auch auf praktische Gründe zurückzuführen. "Das ist etwas ganz anderes als auf einem platten Blatt Papier zu zeichnen", sagt sie, "es ist schon viel vorgegeben, zum Beispiel die Augenpartie."

Siri Widmann bekommt nun Nymphenohren aufgeklebt. Friedrichs hat sie zuvor aus Latexmilch geformt und macht sie nun mit Hilfe eines Wattestäbchens fest. Die meisten Masken in Filmen, erzählt Friedrichs, würden aus Latex hergestellt. Mit den Jahren hat sie viele Materialien und Farben ausprobiert und weiß genau, was am besten hält. Die Augen etwa müssen deshalb öfter und mit verschiedenen Mittelchen geschminkt werden, weil sie so viel in Bewegung sind. "Das Schwierigste ist, das Ganze symmetrisch zu machen", sagt Friedrichs. Da helfe meist nur ausprobieren und notfalls nachbessern.

Manche Schminktermine dauern nur drei Minuten, an diesem Nachmittag ist Friedrichs etwa eine Stunde am Malen, Pudern und Glitzer-Auflegen. "Je mehr Glitzer, desto besser", kommentiert sie. Zuletzt nimmt sie eine graue Perücke mit kleinen Zöpfchen, entwirrt das Kunsthaar vorsichtig und setzt es dann ihrer Freundin auf den Kopf. Auch den Elfen-Kopfschmuck hat sie selbst gebastelt; zwei Hörnchen, umspielt von Kunstgräsern und -blumen. Siri Widmann bewundert sich im Spiegel und scheint zufrieden mit der Maskerade. Sie scherzt: "So geh ich jetzt einkaufen." Warum auch nicht? Auch wenn sie wahrscheinlich kaum jemand erkennen würde, so wäre sie bestimmt ein schöner Hingucker.

© SZ vom 25.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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