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Die Ebersberger Kommunen sollten die Chance nicht verstreichen lassen, eine Fachakademie für Sozialpädagogik in den Landkreis zu holen.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Chancen sind ja bekanntlich dazu da, ergriffen zu werden. Insofern sollte das Ergebnis der Bürgermeister-Dienstbesprechung für nächste Woche eigentlich bereits feststehen: Die Ebersberger Rathauschefs sollten die Gelegenheit beim Schopfe packen und der Gemeinde Kirchseeon bei der Umsetzung der Fachakademie für Sozialpädagogik zur Seite stehen. Sie selbst müssen dazu eigentlich gar nichts mehr beitragen, denn das Projekt, das für Entlastung auf dem schwierigen Gebiet der Kinderbetreuung sorgen soll, wird ihnen quasi auf dem Silbertablett serviert. Die Johanniter haben bereits ein detailliertes Konzept dazu ausgearbeitet.

Nun gilt es, die Hilfsorganisation damit nicht alleine zu lassen, sondern ihr alle notwendige Unterstützung zukommen zu lassen. Diese betrifft in erster Linie die finanziellen Mittel, die der Verein nicht selbst stemmen kann. Auf die Hilfe des Freistaates können die Johanniter zunächst nicht zählen, denn der öffnet seinen Geldbeutel erst nach einer Frist von fünf Jahren - wenn sich die Berufsschule eigentlich längst etabliert hat. Es liegt deshalb an den Ebersberger Kommunen, hier die notwendige Starthilfe zu leisten.

Etwas unglücklich ist allerdings der Zeitpunkt des Projekts. Da die Johanniter die dafür nötigen Anträge bis spätestens Ende Februar eingereicht haben müssen, ist nun Eile geboten. Viele der Kommunen haben aber bereits ihre Haushaltspläne für das laufende Jahr verabschiedet und damit ihren finanziellen Spielraum für 2022 festgezurrt. Andererseits greift hier das Gemeinschaftsprinzip: Je mehr Partner sich an den Kosten beteiligen, desto weniger entfällt auf jeden einzelnen.

Dass von dem Projekt der ganze Landkreis profitieren kann, steht derweil außer Frage. Durch das duale Ausbildungssystem könnten bereits im Herbst des nächsten Jahres 25 pädagogische Mitarbeiter in den Kitas der Region eingesetzt werden - rein rechnerisch also mehr als eine Fachkraft pro Gemeinde. Bis zum September 2026 würde die Zahl der Auszubildenden in der Praxis auf 125 steigen, zudem würden dann die ersten 50 Absolventen die Schule als staatlich anerkannte Erzieher verlassen und für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen - und im besten Fall der Region erhalten bleiben.

Die Johanniter haben ihre Kompetenz als Träger einer solchen Fachakademie für Sozialpädagogik bereits an mehreren Standorten in ganz Deutschland nachgewiesen. Nun bietet sich auch für den Landkreis Ebersberg die Möglichkeit, einen großen Schritt im Kampf gegen den Erziehermangel zu gehen. Diese Chance dürfen die Kommunen nicht verstreichen lassen.

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