Bauprojekte in Ebersberg:Ebersberger Hallendebakel

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Christian Stalla vom Bauamt der Stadt Ebersberg, Architekt Wolfram Gollwitzer und Bürgermeister Ulrich Proske (v. l.) zum offiziellen Startschuss der Hallenbadsanierung im April 2021. Wann die Maßnahmen abgeschlossen sind, bleibt ungewiss. (Foto: Christian Endt)

Zwei Bauprojekte der Stadt Ebersberg laufen ganz und gar nicht nach Plan. Für den Sportunterricht muss die Grund- und Mittelschule deshalb auf gutes Wetter hoffen. Wohl auch noch im neuen Schuljahr.

Von Jakob Heim, Ebersberg

Gleich zwei Hallen bereiten der Stadt Ebersberg derzeit Probleme: Die Renovierung der Schwimmhalle verzögert sich immer weiter. Derweil beginnen an der erst 2020 in Betrieb genommenen Turnhalle in der Floßmannstraße bereits die ersten Sanierungsmaßnahmen. Seit April stehen der Grund- und Mittelschule beide Sportstätten nicht zur Verfügung. Eine Situation, die man eigentlich unbedingt vermeiden wollte. Dass das Problem zu Beginn des neuen Schuljahrs behoben ist, wird immer unwahrscheinlicher.

Im nächsten Jahr feiert das Ebersberger Hallenbad sein fünfzigjähriges Bestehen. Dass nach einer solch stattlichen Betriebsdauer eines Schwimmbads irgendwann die Zeit für eine Renovierung gekommen ist, zeigte erst jüngst das Beispiel aus Kirchseeon, wo es zur Schließung der örtlichen Schwimmhalle kam, da es der Gemeinde an Finanzmitteln für die notwendige Sanierung mangelt. Der Ebersberger Stadtrat fasste dagegen bereits 2012 den Grundsatzbeschluss, sein in die Jahre gekommenes Schwimmbad umfassend zu sanieren. 2016 folgte der Beschluss zur Umsetzung, im April 2018 versprach der damalige Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) den Baubeginn spätestens für das Jahr 2020, sodass man 2021 die Wiedereröffnung hätte feiern können. Doch dieser Zeitplan löste sich schon schnell in Luft auf.

So soll das Hallenbad nach seiner Wiedereröffnung einmal aussehen. (Foto: Stadt Ebersberg)

Erst Ende März 2021 schloss das Bad seine Türen. Im November hätten die Bauarbeiten begonnen, sagt Christian Stalla, Sachbearbeiter im Bauamt der Stadt und für die Zeit der Sanierung Betriebsleiter des Hallenbades. Bevor die Pandemie für eine weitere Verzögerung sorgte, begründete die Stadtverwaltung Verspätungen des Baubeginns mit dem parallel stattfindenden Neubau der Turnhalle in der Floßmannstraße. Schwimm- und Turnhalle sind Sportstätten der Ebersberger Grund- und Mittelschule. Eine von beiden sollte durchgehend für den Schulsport zur Verfügung stehen.

Bis auf Weiteres ist Sportunterricht im Freien angesagt

Doch das Konzept ging nicht auf: Seit April dieses Jahres ist die 2020 in Betrieb genommene Turnhalle gesperrt. Von Beginn an verfügte sie über ein undichtes Dach. Ein Rückgriff auf die Firma, die die Baumängel zu verantworten hat, ist nicht mehr möglich, da sie zwischenzeitlich Insolvenz angemeldet hat. Das kristallisierte sich bereits im Mai im Stadtrat heraus und das bestätigt auch Christian Stalla aus dem Bauamt.

Die neue Turnhalle mit undichtem Dach. (Foto: Peter Hinz-Rosin)
Seit April ist sie aufgrund von Baumängeln gesperrt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dennoch würden am kommenden Dienstag die Maßnahmen zur Schadensbeseitigung mit der Errichtung eines Notdachs beginnen, so Stalla. Sobald dieses steht, werde die Dachbegrünung entfernt. Erst dann werde man sehen, wie es weiter geht. Bestenfalls könne die Halle "im Herbst" wieder in Betrieb genommen werden, sagt Stalla. Sollten allerdings Arbeiten an der Holzkonstruktion des Dachs notwendig sein, könne es schnell "Mitte nächstes Jahr, wenn nicht Herbst" werden.

"Der Sportunterricht lässt sich gut bewerkstelligen mit der verbleibenden Turnhalle in der Baldestraße und dem Hallenbad", sagt Alexander Bär, Rektor der Grund- und Mittelschule. Da letzteres aber noch nicht wieder zur Verfügung steht, sei seit April "Sport im Freien angesagt", erzählt Bär. Beispielsweise gehe man mit den Schülern im Wald laufen. Bei schlechtem Wetter, berichtet er, sei dadurch allerdings auch schon die ein oder andere Sportstunde ausgefallen. Damit sich dies im Herbst nicht häuft, müsse man jetzt darauf hoffen, dass zu Beginn des neuen Schuljahres zumindest das Hallenbad fertig wird. "Wir gehen allerdings schon davon aus", ist Bär optimistisch.

Anlass für solchen Optimismus gab auch Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) im Mai, als man die Schließung der Turnhalle im Stadtrat behandelte. Als Ausweichstätte für den Sportunterricht verwies auch er auf das Hallenbad, es stehe ab Herbst wieder zur Verfügung. Im Februar noch, hatte Proske gegenüber der SZ von einer Fertigstellung im Mai gesprochen.

Als Ursache für die längere Bauzeit nennt Christian Stalla heute: die längere Bauzeit. Aufgrund von Verzögerungen, seien Terminbindungen der Baufirmen entfallen. Diese scheinen ihm "gut beschäftigt", so gestalte es sich schwierig nun wieder Firmen zu finden, die Aufträge übernehmen.

Der Architekt der Hallenbadsanierung sieht sich andernorts schwerer Kritik ausgesetzt

Einen weiterführenden Erklärungsansatz liefert ein Sachstandsbericht, den die Verwaltung im Oktober dem Technischen Ausschuss des Ebersberger Stadtrats erstattete. Dieser beginnt mit den Zeilen: "Die Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Gollwitzer und dessen Mitarbeiter funktioniert, ist jedoch sehr zeitaufwendig."

Wieso sich die Verwaltung überhaupt gezwungen sah, auf die Zusammenarbeit mit dem für die Hallenbadsanierung beauftragten Architekturbüro einzugehen? In einer anderen oberbayerischen Kreisstadt waren schwere Vorwürfe gegen das Architekturbüro Gollwitzer laut geworden.

In Dachau beschloss man im Jahr 2014 ein neues Hallenbad zu bauen, mit Planung und Bauleitung beauftragte man ebenfalls das von Wolfgang Gollwitzer geführte Büro. Im Juli 2022 entschied die Stadt Dachau, sich nach sieben Jahren Bau- und Planungszeit von Gollwitzer zu trennen. An der Baustelle waren erhebliche Mängel aufgetreten. Die Kosten erhöhten sich von ursprünglich veranschlagten 16,5 Millionen bis zum Zeitpunkt der Trennung auf 23,2 Millionen Euro. Inzwischen hat sich die Kostenschätzung auf 29,4 Millionen erhöht. Über die Schuldfrage befindet sich die Stadt Dachau mit dem Architekten im Rechtsstreit. Ihr Schwimmbad kann sie, obwohl die Fertigstellung ursprünglich für 2019 geplant war, in absehbarer Zeit nicht eröffnen.

Mindestens 2,3 Millionen Euro Mehrkosten sind bereits entstanden

Auch für die Sanierungsmaßnahmen in Ebersberg sind die Kosten im Laufe der Jahre stetig gestiegen. Jedoch in geringerem Ausmaß als beim Dachauer Neubau. Insgesamt beliefen sie sich nach jetzigem Stand auf über zehn Millionen Euro, sagt Hauptamtsleiter Erik Ipsen. Mit Gesamtkosten in Höhe von "circa 10 Millionen Euro" rechnet auch bereits der Bericht an den Technischen Ausschuss vom Oktober. Dies bedeute eine Kostensteigerung von 1,3 Millionen, heißt es dort. Die Berechnung bezieht sich allerdings auf die letzte Korrektur aus dem Jahr 2021. Bei Genehmigung der jetzigen Planung im Jahr 2020 war man noch von Gesamtkosten in Höhe von 7,7 Millionen ausgegangen. Insgesamt beträgt die Steigerung demnach mindestens 2,3 Millionen oder 30 Prozent. Von "konjunkturbedingten Preissteigerungen" spricht Christian Stalla. Die notwendige Schadstoffsanierung aufgrund der Asbestbelastung sei allerdings auch etwas umfangreicher ausgefallen als ursprünglich erwartet.

Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen musste das Ebersberger Hallenbad vollständig entkernt werden. Eine Aufnahme vom März 2022. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Frage, wann das Ebersberger Bad Wiedereröffnung feiert, beantwortet die Stadtverwaltung inzwischen vorsichtig. Christian Stalla möchte sich auf kein konkretes Datum mehr festlegen: "Ende des Jahres" werde es soweit sein. Ob das nun Oktober, November oder Dezember bedeute, könne er genau nicht sagen. Dass es pünktlich zum Schuljahresbeginn am 12. September klappt, scheint somit ausgeschlossen. Derweil gilt es bei der Turnhalle in der Floßmannstraße auf ein geringes Schadensausmaß zu hoffen.

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