Baumängel in Ebersberg:Schwimmen statt Turnen

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Schick, neu - und leider mit Dachschaden: Die Turnhalle der Ebersberger Grund- und Mittelschule in der Flossmannstraße. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Stadt Ebersberg plant ein Ausweichprogramm für die Nutzer der seit April gesperrte Halle in der Flossmannstraße. Die Politik diskutiert derweil darüber, wer an den Schäden schuld ist.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wasser: Der Ursprung und die Lösung zumindest einiger Probleme der Kreisstadt - so stellt sich verkürzt ausgedrückt der aktuelle Stand um die seit Ende April gesperrte Schulturnhalle in der Floßmannstraße dar. Ursache des Problems war ein durch Baumängel verursachter Wasserschaden im Dach. Um wenigstens einige der in der Halle darum nicht stattfindenden Sportstunden zu kompensieren, soll der Schwimmunterricht im städtischen Hallenbad ausgeweitet werden. Diese und andere Möglichkeiten wurden nun im Technischen Ausschuss vorgestellt - außerdem ging es um die Frage, ob sich die Stadt Fehler beim Umgang mit dem Baupfusch vorwerfen lassen muss.

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Wegen Problemen an der Statik muss die erst vor drei Jahren eröffnete Turnhalle an der Floßmannstraße auf unbestimmte Zeit gesperrt werden.

Von Wieland Bögel

Diese warf wenig überraschend Alexander Gressierer auf, der CSU-Stadtrat lässt seit seiner Niederlage bei der Bürgermeisterwahl 2020 kaum eine Gelegenheit aus, der Verwaltung und namentlich Rathauschef Ulrich Proske (parteilos) schlechte Arbeit zu bescheinigen. So auch im aktuellen Fall, die ganze Situation rund um die unbenutzbare Halle sei "ein organisatorisches und finanzielles Fiasko", für das zumindest mittelbar der Bürgermeister als Verwaltungschef verantwortlich sei.

Er sei sich schon bewusst, so Gressierer, dass man wegen der Gewährleistungsansprüche gegen die Baufirma das eigentliche Dach nicht verändern durfte, aber die Stadt habe es versäumt, sich gleich nach dem ersten Auftreten der Schäden um deren Begrenzung zu bemühen. Etwa in dem man ein Notdach über dem Gebäude errichtet, wie es nun auch geplant ist. Stattdessen habe man "alle Viere von sich gestreckt, bloß weil andere schlecht gearbeitet haben" dadurch sei der Schaden immer größer geworden, "das ärgert mich".

Steter Kritiker der Ebersberger Verwaltung: CSU-Stadtrat Alexander Gressierer. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Da war er an dem Abend nicht der einzige: "Das wundert mich nicht, dass man da gerne darauf losgeht", so ein doch merklich angesäuerter Bürgermeister. Allerdings, so Proske weiter, habe er sich eben an Vorschriften und Regularien zu halten. "Was passiert, wenn man das nicht tut, das sieht man gerade im Landkreis", meinte er in Anspielung auf einen kürzlich verlorengegangenen Rechtsstreit wegen eines widerrechtlich gekündigten Vertrages mit einem Investor - was den Kreis mehr als 400 000 Euro gekostet hat.

Nennt die Vorwürfe gegen die Verwaltung "totalen Schmarrn": Bürgermeister Ulrich Proske. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Etwa in dieser Preisklasse hätte sich auch das von Gressierer geforderte schnelle Eingreifen bewegen können, selbst wenn dadurch die Garantieansprüche nicht verfallen wären. Wie der von der Stadt beauftragte Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht Christian Sienz erläuterte, hätte die Stadt nachweisen müssen, dass die Errichtung des Notdaches wegen der Baumängel nötig geworden ist. Was aber nicht ohne das offizielle Gutachten eines Sachverständigen möglich sei und das liege eben erst seit März 2023 vor.

Ansonsten hätte es sein können, dass die Stadt zwar die Dachreparatur bezahlt bekommt, nicht aber die Kosten für das Behelfsdach - diese hätten laut Christian Stalla vom Bauamt alleine fürs Aufstellen gut 150 000 Euro gekostet, plus rund 100 000 Euro jährliche Miete und Unterhalt. "Dass wir geschlafen hätten, mag man so sehen", so Proske, "das ist aber totaler Schmarrn." Die Verwaltung habe mehrere Möglichkeiten geprüft, wie man das Dach schützen könne, keine sei praktikabel gewesen. "Natürlich stinkt mir, wie das gelaufen ist", befand der Bürgermeister, "aber ich habe das Dach nicht draufgesetzt."

Man hätte eben ein Satteldach bauen sollen, finden einige im Gremium

Unterstützung für die Verwaltung kam von SPD und Grünen, "es ist immer erstaunlich, wie kenntnisreich man auf die Vergangenheit blickt", meinte Jürgen Friedrichs (Grüne), ein Seitenhieb auf Gressierer, den dieser auch prompt mit einem verärgerten Zwischenruf konterte. Es sei vernünftig gewesen, das Notdach noch nicht zu bauen, sagte Christoph Münch (SPD), am Ende hätte es noch geheißen, genau dadurch sei der Schaden noch größer geworden.

Aus den anderen Fraktionen gab es Kritik nicht gegen das aktuelle Vorgehen der Verwaltung, aber gegen die Vorgeschichte des Hallenbaus. So erinnerte Toni Ried (FW) daran, dass es auch einen Entwurf mit Satteldach gegeben hatte, der aber zugunsten des Flachdachs verworfen wurde. "Jetzt ist es nicht nur hässlich, sondern macht auch Probleme." In eine ähnliche Richtung ging der Beitrag von Gerd Otter (Pro Ebersberg), der auch damals in der "Satteldach-Fraktion" gewesen sei. Allerdings sah er auch ein Problem in der Art und Weise, wie Ausschreibungen ablaufen müssten: Es gewinne eben nicht der Bewerber, der die beste Arbeit mache, sondern der am Besten auf eine Ausschreibung antworte.

Vor allem aber stand die Frage im Raum, wie es mit der Halle nun weiter geht, Münch wollte wissen, ob man diese vielleicht unter Auflagen wieder öffnen könne. Dies, so Sienz, sei nur nach einer aufwändigen Prüfung möglich. Dazu müsse man das Dach komplett abdecken, da könne man gleich in die Sanierung einsteigen. Aber das Notdach sollte jetzt, da man das Gutachten habe, schon so schnell wie möglich aufgestellt werden, so Josef Riedl (CSU).

Das Notdach soll demnächst aufgebaut werden, die Sanierung kann aber noch länger dauern

Laut Stalla sei man bereits mit einem Architekten in Verhandlungen, sobald dieser ein Angebot vorlege, werde dieses im Ausschuss beraten und sobald es einen Beschluss gebe "legt der sofort los". Was die eigentliche Dachsanierung angeht, hier müsse die Stadt eine Ausschreibung starten, daher gebe es noch keinen Zeitplan. Die Kosten hatte die Verwaltung bereits im April auf etwa 600 000 Euro geschätzt - Geld, das die Stadt wohl vorfinanzieren muss.

Denn, wie Sienz auf Nachfrage von Ried ausführte, könne es einige Zeit dauern, bis die Stadt ihre Ansprüche geltend machen könnte. So sei die verantwortliche Baufirma inzwischen pleite gegangen, die Forderungen richteten sich daher gegen die Haftpflichtversicherung des Architekten und Bauleiters. Falls diese die Sache vor Gericht durchfechten wolle, könne es bis zu drei Jahre dauern, bis es ein Urteil gibt - in erster Instanz wohlgemerkt.

Im Ebersberger Hallenbad, hier kurz vor Beginn der Sanierungsarbeiten vor zwei Jahren, soll ab Herbst ein Teil des Sportunterrichts stattfinden. (Foto: Christian Endt)

Für die Nutzer der Halle, also die Schule und den TSV, will die Stadt nun versuchen, Ersatz zu finden. Laut Proske gibt es die Traglufthalle noch, welche während der Bauzeit der nun gesperrten Halle im Einsatz war. Deren Lüftungsanlage brauche zwar eine neue Lärm-Dämmung, dann könne sie aber genutzt werden. Man suche auch nach weiteren Räumen, in denen Sportunterricht stattfinden kann, auch ein Bus-Shuttle zum neuen Waldsportpark sei in der Prüfung.

Außerdem soll mehr Sportunterricht in Form von Schwimmen stattfinden, wenn das städtische Hallenbad zum kommenden Schuljahr fertig saniert ist. Ob es schon im September so weit ist, könne man aber noch nicht sagen, so Proske auf Nachfrage - bis Oktober soll es aber klappen. Derzeit sei die Stadt noch mit der Schule in Abstimmung über die Aufsicht, so könnte man einige Rettungsschwimmer abstellen, welche die Lehrkräfte im Unterricht unterstützen.

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