Gemeinderatsbeschluss:Kirchseeoner Hallenbad wird geschlossen

Lesezeit: 3 min

Viele Kinder aus dem Landkreis Ebersberg haben im Kirchseeoner Hallenbad das Schwimmen gelernt. (Foto: Christian Endt)

Die Einrichtung ist in die Jahre gekommen, eine Sanierung würde mehrere Millionen Euro kosten. Die will die Mehrheit der Gemeinderäte lieber anders investieren.

Von Barbara Mooser, Kirchseeon

Ein paar Wochen bleiben noch, dann schließt das Kirchseeoner Hallenbad seine Türen. Und zwar nicht nur für die Sommerpause, wie in den Jahrzehnten zuvor - sondern für immer. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Montagabend diese Entscheidung gefällt. "Das ist mehr als bedauerlich und macht mich persönlich sehr traurig. Aber man muss den Tatsachen ins Auge schauen", sagt Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) am Morgen darauf dazu. Das Bad war in die Jahre gekommen, eine Sanierung wäre dringend nötig gewesen. Angesichts teurer Pflichtaufgaben könne sich die Gemeinde die dafür nötigen sechs bis acht Millionen Euro aber nicht leisten, so Paeplow.

Dass es mit dem Bad nicht zum Besten steht, ist in Kirchseeon kein Geheimnis. Auch schon vor gut einem Jahr hatte sich der Gemeinderat mit der ellenlangen Mängelliste der 50 Jahre alten Einrichtung befasst. Damals entschied man sich, die drängendsten Reparaturen ausführen zu lassen, um eine Schließung des Bads vermeiden zu können.

Es gibt kaum mehr Ersatzteile

Doch inzwischen ist es mit Improvisieren und Flicken nicht mehr getan. Die Technik funktioniere momentan zwar, sagt der Bürgermeister, aber Ersatzteile seien kaum mehr zu beschaffen. Für die Sitzung am Montagabend haben die Gemeinderäte eine lange Liste bekommen, woran es im Bad hakt - kürzer wäre wahrscheinlich eine Aufstellung gewesen, wo es nicht hakt.

Das Kirchseeoner Hallenbad ist in einem schlechten Zustand. Eine Sanierung würde die Gemeinde bis zu acht Millionen Euro kosten. (Foto: Christian Endt)

So droht die Dämmung über dem Kinderbecken herunterzufallen, das wird lediglich durch die Folienverkleidung verhindert. Auch auf der Holzverkleidung über dem Schwimmbecken sind Wasserspuren zu sehen, die darauf hindeuten könnten, dass hier die Dämmung feucht ist. Genauer wüsste man das aber erst, wenn die Holzverkleidung entfernt würde. "Nicht einschätzbar ist im Moment ebenfalls der Schaden in Decke und Wände durch die undichten Becken. Durch einige Stellen dringt Wasser ins Technikuntergeschoss. Die vorhandene Kellerdecke wird in Bereichen feucht sein, was aber ohne Öffnen der Decke nicht komplett eingeschätzt werden kann", heißt es weiter in der Aufstellung.

Im Bereich der Heizungsrohre vom Technikraum ins Hallenbad, Turnhalle und Umkleideräume gab es vor kurzem einen Rohrbruch - welche genauen Reparaturkosten damit verbunden wäre, wurde noch gar nicht im Detail untersucht. Bei einer ersten Messung beziehungsweise Sichtuntersuchung auf Schadstoffe wurden zudem nicht nur im Technikraum, sondern auch im Hallenbad Altlasten festgestellt. Auch der Brandschutz ist problematisch, hier hat das Landratsamt schon immer wieder nachgefragt und nun erneut um eine Stellungnahme der Gemeinde gebeten, wie denn das weitere Vorgehen geplant ist. Frist: 15. Juli.

Das Aus für das Schwimmbad ist nicht das Aus für die Schwimmkurse

Letztlich entschied sich die Gemeinderatsmehrheit aus CSU und Teilen der UWG dafür, nun einen Schnitt zu machen und sich für die endgültige Schließung zu entscheiden - auch vor dem Hintergrund, dass die Gemeinde einige Pflichtaufgaben, etwa die neue Grundschule in Eglharting, finanzieren und dafür auch Schulden machen muss. Die finanzielle Situation der Gemeinde sei nun einfach nicht so, dass sie sich zusätzlich freiwillige Aufgaben wie den Weiterbetrieb des Schwimmbads einfach so leisten könne, sagt der Bürgermeister.

Ganz auf dem Trockenen werden die Kirchseeoner allerdings auch nach der Schließung nicht sitzen. Die Marktgemeinde hat bereits mit dem Berufsförderungswerk (BFW) verhandelt, das ebenfalls über ein großes Schwimmbecken verfügt. Hier könnten laut Paeplow die Kinderschwimmkurse stattfinden, auch Kurse der VHS und das Schwimmtraining der Vereine könnten hierher verlegt werden. Zwischen 13 und 21 Uhr könne das BFW Zeiten zur Verfügung stellen. "Wenn alles gut geht, werden wir mit unserem Programm einfach umziehen", so Paeplow. Nicht mehr geben wird es allerdings das öffentliche Schwimmen für alle. Auch für das Schulschwimmen müsse man eine andere Lösung finden, sagt Paeplow.

Das Berufsförderungswerk hat ein eigenes Hallenbad. Künftig könnte es beispielsweise auch für Kinderschwimmkurse genutzt werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Trotz der vielen Baustellen ist die Schließung für viele Gemeinderatsmitglieder nicht alternativlos. Susanne Markmiller (FDP) etwa hatte vorgeschlagen, die Entscheidung noch etwas zu vertagen, bis klar wird, wie ein neues Förderprogramm des Freistaats für Schwimmbäder aussehen wird. Auch Grüne und SPD stimmten gegen die Schließung. "Wir wollen das nicht einfach aufgeben", so Diana Thalhammer (SPD), unter anderem, weil ungeklärt sei, was der Unterhalt des Gebäudes, dem ja auch die Turnhalle angeschlossen sei, ohnehin auch in Zukunft koste. Zudem sei man nicht überzeugt davon, dass das BFW tatsächlich so viele Kapazitäten für Schwimmkurse und Vereinsbetrieb zur Verfügung stellen könne, wie es nötig sei. "Das Hallenbad ist so wichtig, dass wir schauen müssen, dass wir es irgendwie erhalten können", sagt Nathalie Katholing (Grüne), die zudem das Ende des öffentlichen Badebetriebs sehr bedauern würde.

Das Kirchseeoner Hallenbad ist nicht das erste, das aufgrund seines schlechten Zustands im Landkreis schließt. Bereits 2011 hatte die Gemeinde Poing das zum Teil auch öffentlich genutzte Schulschwimmbad aufgrund hygienischer Mängel geschlossen. Allerdings haben die Poinger die Perspektive, dass die Schwimmbad-lose Zeit auch irgendwann einmal wieder vorbei ist. Ende 2022 haben die Vorarbeiten für den Schwimmbadneubau begonnen, 2024 ist nach aktuellem Zeitplan die Eröffnung geplant.

Könnte Poing ein Vorbild für Kirchseeon sein? Wird es möglicherweise auch in der Marktgemeinde nach einigen Jahren Pause wieder ein Schwimmbad geben? "Das wäre sehr schön, da wäre ich sofort dabei", sagt der Bürgermeister. Doch leider sei das in seinen Augen keine realistische Perspektive, denn die finanziellen Möglichkeiten der beiden Gemeinden seien doch sehr unterschiedlich.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBadeseen im Landkreis
:Oasen der Erfrischung

Wer im Sommer Abkühlung sucht, muss nicht weit fahren: In Ebersberg und Umgebung warten gleich sieben Seen darauf, entdeckt zu werden. Eine Übersicht.

Von Moritz Rosen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: