Windenergie:"Die Zeit drängt"

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Der Ebersberger Forst vom Aussichtsturm Richtung Norden gesehen. Dort könnten die geplanten Windräder entstehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach der Insolvenz der Green City AG sind die Staatsforsten auf der Suche nach einem neuen Projektpartner. Landrat Robert Niedergesäß bringt einen Namen ins Spiel - konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.

Von Sina-Maria Schweikle, Ebersberg

Neue Entwicklungen zu den Abstandregelungen, bundesweite Änderungen der Landschaftsschutzverordnung und letztlich noch die Insolvenz des Projektpartners Green City AG: Es war ein wildes Jahr rund um die geplanten Windkraftanlagen im Ebersberger Forst. Doch bald könnte frischer Schwung in das Projekt kommen. "Wir machen einen Schnitt mit der Vergangenheit", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) in der vergangenen Woche und spielte damit auf die Insolvenz und das Vertragsende mit der Green City AG an. Nun sei es für die bayerischen Staatsforsten an der Zeit, einen neuen Partner für die Zukunft zu finden.

Auf die Frage, mit wem man denn diesen Weg in die Zukunft und in Richtung erneuerbarer Energien gehen könnte, brachte der Landrat einen Namen ins Spiel: Aktuell sei man mit der Münchner Investorengesellschaft "Surplus Equity Partners" im Gespräch. Diese sei laut Niedergesäß bereits am Projekt beteiligt gewesen und hat nach der Insolvenz der Green City AG deren Tochter "Green City Windpark Ebersberger Forst GmbH und Co KG" aus der Insolvenzmasse aufgekauft.

Aktuell fehlt es Surplus noch an einem ausgereiften Konzept

Ja, man sei in Gesprächen mit dem Unternehmen. Nein, noch nichts sei beschlossen, aber eines sei klar: "Die Zeit drängt", sagt Heinz Utschig, Leiter des Forstbetriebs Wasserburg der bayerischen Staatsforsten und damit auch für den Ebersberger Forst zuständig. Bereits seit mehr als zehn Jahren spreche und beratschlage man über das Thema - nun wäre es an der Zeit, auch mal etwas zu tun. Bereits im Frühjahr 2021 hatte sich eine knappe Mehrheit der Ebersberger Landkreisbewohner für das geschätzt 25-Millionen-Euro-Projekt ausgesprochen. Bisher hat sich aber bis auf Gesetzesänderungen und eben der Insolvenz der Green City AG, die das Projekt hätte umsetzen sollen, wenig getan.

Forstbetriebleiter Heinz Utschig möchte noch in diesem Jahr einen neuen Projektpartner für die geplanten Windkraftanlagen im Ebersberger Forst finden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nun ist man also wieder auf der Suche nach einem geeigneten Projektpartner. Nach einem "Profi" - und der muss erstmal gefunden werden, sagt Utschig. So ganz zufrieden scheint man in den Staatsforsten mit den aktuellen Entwicklungen noch nicht zu sein. "Aktuell fehlt es an einem ausgereiften Konzept, das auch die für uns so wichtige Bürgerbeteiligung enthält," sagt Utschig. An einem solchen werde momentan seitens Surplus gearbeitet werden. Sobald es vorliege und akzeptabel sei, sollte der weiteren Planung nichts mehr im Weg stehen dürfen.

Denn auch das bis vor Kurzem noch bremsende Gesetz, das Windkraftanlagen in Landschaftsschutzgebieten untersagte, wurde in diesem Sommer von der Bundesregierung gekippt und die Ebersberger Verordnungen dementsprechend angepasst. Will heißen, dass Windkraftanlagen in Landschaftsschutzgebieten grundsätzlich nicht mehr verboten sind. Der Schutz der Natur scheint ein Thema zu sein, zu dem sich auch Surplus Gedanken macht. Im Rahmen der Konzepterstellung habe man von Anfang auf die weitgehende Berücksichtigung von Aspekten des Umwelt- und Naturschutzes geachtet, heißt es in einer Stellungnahme seitens ihrer Kommunikationsagentur. Die aktuelle Weltlage zeige doch, dass man auch in Oberbayern einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten müsse, so das Unternehmen. Eine Aussage, die auch Utschig trifft. Vor allem der Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen würden doch die Dringlichkeit einer autarken Energieversorgung verdeutlichen. Nicht zuletzt deshalb hofft er, dass man "die Sache noch im November dingfest machen kann".

"Unser Wunsch ist es, dass wir noch im Jahr 2022 die nächsten Schritte gehen"

Dass man möglichst bald mit der nächsten Phase in der Planung beginnen kann, hofft auch die Münchner Investorengesellschaft Surplus. "Wir sind zuversichtlich, innerhalb der kommenden Wochen mit den lokalen Akteuren und den zuständigen Behörden die Details diskutieren zu können", lässt sie durch das Kommunikationsunternehmen mitteilen. Demnach arbeite man aktuell an einer Konzeptanpassung - diese könne jedoch nicht über Nacht geschehen. "Unser Wunsch ist es, dass wir noch im Jahr 2022 die nächsten Schritte gehen." Ob man im Falle eines Zuschlags künftig auch mit Unternehmen aus dem Ebersberger Umland zusammenarbeiten möchte? Bisher habe man als Münchner Unternehmen in der Zusammenarbeit mit regionalen Partnern gute Erfahrungen gesammelt, so die Stellungnahme dazu.

Konzept hin oder her. Die Konkretisierung des Baus der geplanten fünf Windkraftanlagen scheint noch in der Ferne zu liegen. Wie fern die Umsetzung tatsächlich ist, bleibt erstmal offen. Sollte es Surplus nicht zeitnah möglich sein ein passendes Konzept vorzulegen, wäre ein offenes Bieterverfahren der nächste sinnvolle Schritt, um zügig mit dem Verfahren und dem Bau der Windräder vorwärts zu kommen. Denn eines, so sagt es Utschig sei bei all den Unsicherheiten sicher: "Es braucht schnell jemanden, der den Hut aufhat."

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