Amtsgericht Ebersberg:Security auf Beutezug

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Eigentlich sollten die Security-Mitarbeiter das Firmengelände beschützen. Die Männer hatten jedoch andere Pläne. (Foto: imago stock&people)

Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens stehlen bei ihrem Ebersberger Auftraggeber Gegenstände im Wert von 17 000 Euro. Dann werden sie erwischt.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Wer ein Sicherheitsunternehmen engagiert, will in aller Regel sein Hab und Gut schützen. Blöd nur, wenn just die Mitarbeiter einer solchen Firma es sind, die es auf besagtes Hab und Gut abgesehen haben. Genau so ist es einem Ebersberger Unternehmen im Juli vergangenes Jahr passiert, das zum Schutz seines Bürogebäudes eine Security-Firma eingesetzt hatte. Statt jedoch das Betriebsgelände zu überwachen, ließen zwei Mitarbeiter insgesamt 77 Gegenstände im Gesamtwert von über 17 000 Euro mitgehen. Einer der beiden Diebe musste sich dafür am Donnerstag vor dem Amtsgericht Ebersberg verantworten.

Angeklagt wegen des besonders schweren Fall des Diebstahls, wie der Sachverhalt im Juristendeutsch heißt, waren eigentlich beide Männer. Aber nur einer von ihnen ließ sich dann auch tatsächlich zur Verhandlung in der Kreisstadt blicken. Der 36-Jährige, der inzwischen in Nordbayern wohnt, soll die treibende Kraft hinter dem Beutezug gewesen sein. Laut Anklageschrift sollten der Mann und sein Komplize bei ihren nächtlichen Kontrollgängen für Sicherheit auf dem Firmengelände sorgen, stattdessen aber durchstöberten sie das Bürogebäude nach Wertgegenständen. Die dafür nötige Zugangskarte hatten sie sich von einem weiteren Mitarbeiter der Sicherheitsfirma geliehen.

Ein Teil der Beute ist bis heute verschwunden

Dem Staatsanwalt zufolge soll es mindestens sieben solcher nächtlichen Beutezüge gegeben haben, ehe die Sache aufflog. Bei ihren Taten nämlich wurden die Männer von Videokameras gefilmt. Der Angeklagte und sein Komplize hatten es vor allem auf elektronische Gegenstände abgesehen, unter dem Diebesgut befanden sich Handys, Laptops, Kopfhörer, Tablets, Sim-Karten oder etwa Webcams - der exakte Gesamtwert beläuft sich auf 17 465 Euro. Viele der geklauten Sachen konnte die Polizei schließlich bei den Angeklagten wiederfinden und an die Ebersberger Firma zurückgeben. Einige der Gegenstände jedoch blieben verschwunden, deren Wert bezifferte das Gericht mit 5350 Euro.

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Auf die Frage von Richterin Vera Hörauf, warum er sich zu dieser Tat habe hinreißen lassen, gab der Angeklagte eine klare Antwort: "Ich habe mich in einer sehr verzweifelten Situation befunden." So gab der Mann an, seine vorherige Firma habe ihm Geld geschuldet, gleichzeitig aber habe er seine Miete zahlen müssen. "Ich habe diesen Fehler gemacht, weil ich meine Wohnung und meinen Arbeitsplatz nicht verlieren wollte", so der Angeklagte. Vor Gericht bedauerte der Mann sein Vergehen. Ein Kollege habe ähnliches zuvor schon bei einer anderen Firma gemacht und es ihnen quasi empfohlen. "Er hat gesagt, der Staat kann da nichts tun", so der 36-Jährige, der selbst bisher nicht vorbestraft ist. Er habe sich letztendlich nur wegen seiner finanziellen Notlage darauf eingelassen.

"Das ist ein großer Vertrauensbruch, das so auszunutzen", sagt die Richterin

Das hielten ihm Staatsanwalt und Richterin schließlich auch zugute, wenngleich der entstandene Schaden durchaus groß gewesen sei, wie beide betonten. Zudem habe der Angeklagte bei seinen Taten gewerbsmäßig gehandelt, sagte der Staatsanwalt. "Er wollte sich ein zweites Standbein aufbauen, um seine finanziellen Schwierigkeiten auszugleichen." Das rechtfertige es allerdings nicht, seinen Arbeitgeber zu beklauen, wie Richterin Hörauf ergänzte, zumal als Angestellter einer Sicherheitsfirma. "Das ist ein großer Vertrauensbruch, das so auszunutzen", so die Richterin, die den Mann schließlich zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten verurteilte. Außerdem muss der 36-Jährige die 5350 Euro für die fehlenden Gegenstände begleichen und zusätzlich noch 500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen.

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