Was freut man sich, wenn man einen hartgesottenen, lederjackentragenden, tätowierten und grimmig guckenden Mann über die Straße rennen sieht - mit rosa Püppchen und ausladenden Plüschtieren im Arm. Elternsein bringt manchmal Aufgaben und Verantwortungsbereiche mit sich, von denen man früher nicht zu träumen gewagt hat. Und weil Kinder meistens ziemlich ausdauernd sind in ihren Hobbys, werden sie mit der Zeit Experten in ganz eigenen Nischen - und die Eltern zwangsweise mit ihnen.
Das Interesse an Dinosauriern war, um ehrlich zu sein, noch vor wenigen Jahren nicht sehr ausgeprägt in der Familie. Doch als die Tochter, damals etwa vier, begann, sich mit den ausgestorbenen Landwirbeltieren zu beschäftigen, schwirrten durchs Haus Begriffe wie Deinonychus, Velociraptor oder Iguanodon. Gnadenlos wurde die Oma verbessert, wenn da mal ein Dino-Name falsch vorgelesen wurde. Und nein, der mit dem Horn heißt nicht Parolophus, sondern Para-sauro-lophus.
So sehr man auch versucht hat, die Kinder ohne Rollenklischees zu erziehen - der erste Sohn hat sich dann im Alter von zwei den Baggern verschrieben. Bereits in der Kita unterrichtete er alle anderen, die es wissen wollten oder auch nicht, über die Unterschiede von Rad- und Raupenbaggern, über Kompaktlader und Hydraulikbagger. Statt zum Spielplatz ging es zur Baustelle, und wenn irgendwo ein Bagger zu sehen war, war der Kleine nicht mehr weit. Stundenlang musste der Opa mit ihm vor dem Baugeschehen ausharren, da konnte es regnen oder schneien - Bagger, Bagger, Bagger.
Wen verwundert es, dass der Kleinste im Bunde nun als erstes Wort den "Baga!" herausgebracht hat. Die geschwisterlichen Experten lassen den "Baga", der derzeit eigentlich auf alles, was fahren kann, angewendet wird, nicht immer gelten. "Nein, das ist ein Radlader!", heißt es dann schon mal forsch. Aber weil das Gebiet Reptilien und Baumaschinen langsam abgegrast ist, haben sich die Älteren nun was Neues gesucht: Meerestiere und Vulkane.
Schon morgens hört man es aus dem Kinderzimmer rufen: "Mama, bricht der Mauna Loa eigentlich immer noch aus?" Oder der Papa wird gefragt: "Wie lange schläft der Yellowstone eigentlich noch?" Nicht immer wissen die Eltern eine Antwort auf die Fragen. Ja, eigentlich wissen sie ziemlich selten eine. Zum Glück gibt es schlaue Bücher, die da weiterhelfen können. Und es kann sich nur noch um Tage handeln, bis der Kleine "Lava" sagen wird.