Dachauer Straße:Die Zukunft des "Alkoholfreien Treffs" ist unsicher

Lesezeit: 2 min

Der "Alkoholfreie Treff" kann an der Dachauer Straße bleiben. (Foto: Catherina Hess)

Obwohl die Caritas dem Club 29 zum Jahresende 2023 gekündigt hat, ist die alkoholfreie Gaststätte weiterhin geöffnet. Denn der Betreiber-Verein hält die Kündigung für nicht rechtens. Doch wie geht es nun weiter?

Von Patrik Stäbler

An den ersten Tagen des neuen Jahres gab's für die Gäste Chili con Carne, vegetarische Cevapcici und Schnitzel mit Bratkartoffeln - serviert von den bekannten Gesichtern, hier im "Alkoholfreien Treff" in der Dachauer Straße. Dass diese stadtweit einzige Einrichtung ihrer Art vom Aus bedroht ist, dass der Verein Club 29 seinen Beschäftigten zwischenzeitlich bereits gekündigt hatte, und dass hinter den Kulissen weiterhin ein Streit mit dem Vermieter tobt, dem Caritasverband der Erzdiözese München und Freising - von alledem war kaum etwas spüren.

Und doch bangt die alkoholfreie Gaststätte, die zugleich Anlaufstelle für Suchtkranke ist, noch immer um ihre Zukunft. Denn die Caritas hatte dem Betreiber der Einrichtung, dem Club 29, dessen Mietvertrag zum Ende des Jahres 2023 gekündigt. Hintergrund sei der schlechte Zustand des Gebäudes, das dringend saniert werden müsse, teilt eine Sprecherin des Verbands mit. Ihr zufolge hatte die Caritas die Renovierungspläne schon im Sommer 2022 angekündigt. In der Folge habe man etliche Gespräche mit Vertretern des Club 29 geführt, "um für beide Seiten eine gute Lösung zu finden". Allein zu einer Einigung kam es nicht.

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Auf Seiten des Vereins, der neben dem "Alkoholfreien Treff" auch eine Begegnungsstätte für Suchtkranke betreibt und mehr als ein Dutzend Selbsthilfegruppen anbietet, hat man allerdings einen gänzlich anderen Blick auf die Dinge. Dort ist man überzeugt, dass das Abkommen mit der Caritas dem Club 29 die Option auf eine fünfjährige Verlängerung des Mietverhältnisses zusichert. Was bedeuten würde: Die Kündigung war nicht rechtens. Und dennoch wappnete sich der Verein zwischenzeitlich für ein mögliches Aus der alkoholfreien Gaststätte, in der zwölf Menschen beschäftigt sind, die allesamt selbst alkoholabhängig waren. So seien sämtliche Arbeitsverträge gekündigt worden, berichtete im Dezember Georg Grau, damals noch Geschäftsführer des Club 29. Diese Kündigungen habe man dann jedoch wieder zurückgenommen.

In der Folge wurde in der Vorstandschaft über das weitere Vorgehen diskutiert. Am Ende sei einstimmig beschlossen worden, "dass wir das Angebot aufrechterhalten", sagt Peter Knoll. Schließlich sei der "Alkoholfreie Treff" auch für die Selbsthilfegruppen, die im ersten Stock des Gebäudes zusammenkommen, "überlebensnotwendig". Auch nach dem Jahresende 2023 ist der Treff also weiterhin geöffnet. Peter Knoll ist seit Mitte Dezember neuer Geschäftsführer des Club 29. Er betont, dass sich der Verein aktuell in "intensiven Gesprächen" mit der Caritas befinde. Zu deren Inhalt und möglichen Streitfragen wolle er sich nicht äußern.

Ein Knackpunkt dürfte jedoch die Frage nach der Küche in dem montags bis freitags und am Sonntag geöffneten Lokal sein. Sie sei veraltet und müsse dringend erneuert werden, betont Peter Knoll. Die hierfür notwendigen Mittel in Höhe von gut 140 000 Euro hat der Stadtrat bereits bewilligt. Jedoch soll das Geld erst fließen, wenn der Club 29 einen langfristigen Mietvertrag vorweisen kann - und genau hier spielt die Caritas nicht mit. Denn sie erachte den Einbau einer neuen Küche zum jetzigen Zeitpunkt als "nicht sinnvoll", sagt die Sprecherin mit Blick auf die Sanierungspläne. Ihr zufolge hatte die Caritas dem Club 29 vor der Kündigung angeboten, den Mietvertrag um drei Jahre zu verlängern, bei gleichbleibenden Quadratmeterpreisen. "Die Fläche könnte damit als reine Begegnungsstätte genutzt werden", sagt die Sprecherin - ein Vorschlag, von dem der Club 29 jedoch wenig hält.

"Der Alkoholfreie Treff mit seinem jetzigen Konzept ist als niedrigschwelliges Angebot unverzichtbar", sagt Peter Knoll. "Wir machen Woche für Woche die Erfahrung, dass suchtkranke Menschen hierherkommen, etwas essen und mit den Leuten ins Gespräch kommen." Nicht nur falle dies leichter, weil die Beschäftigten selbst einen Suchthintergrund haben. Sondern im "Alkoholfreien Treff", der 1988 unter dem Namen "Zum Steg" gegründet wurde, ist auch stets eine pädagogische Fachkraft als Ansprechperson zugegen. "Die Gaststätte ist für suchtkranke Menschen mit das wichtigste Eintrittstor zu uns", sagt Peter Knoll. Er hofft nun, dass die Verhandlungen mit der Caritas doch noch zu einer Lösung führen - "ohne dass es zum Rechtsstreit kommt".

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