Volksfest-Alternative:Dachaus gemütliches Familienfest

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Die Schausteller sind froh, dass sie beim "Sommer auf der Thoma-Wiese" ihre Geschäfte öffnen können. Es gibt sogar einen separaten Biergarten. Die Veranstaltung soll aber erheblich ruhiger ablaufen als das Volksfest

Von Julia Putzger und Thomas Altvater, Dachau

Die Vorfreude ist riesig, und was die Stadt unter Federführung des Kulturamts in Pandemiezeiten auf die Beine gestellt hat, kann sich sehen lassen: Der Sommer auf der Thoma-Wiese als Volksfest-Alternative. Mit Biergarten für bis zu 1500 Gäste und 24 Ständen im temporären Freizeitpark hat die Veranstaltung einiges zu bieten. Damit alles coronakonform abläuft, sind allerdings einige Regeln zu beachten, die Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), Kulturamtsleiter Tobias Schneider und Wirt Ewald Zechner am Dienstag beim Pressegespräch vorstellten.

So sind die beiden Bereiche - Biergarten und Freizeitpark - streng voneinander getrennt, ein unmittelbarer Wechsel ist nicht möglich. Der Zugang zum Biergarten erfolgt über die Amperbrücke von der Alten Schießstatt, der Eingang zum Freizeitpark und den Schaustellern befindet sich auf Höhe der ehemaligen Ludwig-Thoma-Schule. Für beide Bereiche gilt eine Registrierungspflicht: Sie ist am einfachsten über die Luca-App möglich, ansonsten auch analog am Eingang. Damit auch wirklich nur die erlaubte Höchstzahl an Personen auf dem Gelände ist, wird laut Kulturamtsleiter Schneider per Hand gezählt. Eine Ampel auf der Website der Stadt soll über den aktuellen Stand informieren.

Im Biergartenbereich gelten die derzeit üblichen Regeln - FFP2-Masken-Pflicht beim Betreten, auf Wegen und Toiletten, nicht aber am Platz. Ein Test-, Genesenen- oder Impfnachweis ist hier nicht nötig - wohl aber im Freizeitpark. Wer also Kettenkarussell fahren oder sein Taschengeld in Süßwaren investieren möchte, muss vorbereitet sein, kann sich aber auch bei der mobilen BRK-Teststation auf der Thoma-Wiese testen lassen. OB Hartmanns Rat dazu lautet jedoch: "Wenn es geht, lieber schon getestet kommen, um lange Schlangen zu vermeiden."

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Ob zwischen all den Reglementierungen doch noch Volksfeststimmung aufkommt? Ja und nein: "Das ist kein Volksfest", stellt der OB klar - einen feierlichen Einmarsch, Partystimmung und dergleichen soll es deshalb auch gar nicht geben. Vielmehr finde heuer eben ein "gemütliches Sommerfest" statt, bei dem der Fokus vor allem auf Familien und Kindern liege. So steht auch im Biergarten alles im Zeichen der Gemütlichkeit: Um für entsprechendes Ambiente zu sorgen, lässt Wirt Ewald Zechner 350 Bäume und Sträucher in Töpfen aufstellen. Nach dem Fest sollen sie alle in Dachau eingepflanzt werden. Derweil kann man für sie im Zuge einer Sitzplatzreservierung sogar eine Patenschaft übernehmen. Auch Musik wird es jeden Abend, am Wochenende auch mittags geben, Tanzen ist allerdings strikt verboten. "Es soll wirklich ein Familienfest für Stadt und Landkreis sein, bei dem man einfach mal wieder miteinander reden kann, das haben wir in der Pandemie eh viel zu selten", sagt Zechner.

Bei den Schaustellern ist die Freude über die Genehmigung des Dachauer Sommers auf der Thoma-Wiese groß. "Wir waren alle sehr erfreut über diese Nachricht", sagt der Sprecher der Schausteller, Paul Tille. Zwar stellt auch er fest, dass der Sommer auf der Thoma-Wiese nur eine "abgespeckte Version" des Dachauer Volksfests ist, weshalb einige Schausteller keinen Platz mehr bekommen hätten. "Aber es ist insgesamt besser als nichts", so Tille.

Für ihn und seine Kollegen hing die eigene Existenz an der Genehmigung durch das Landratsamt. "Wir müssen Geld verdienen, unser Lebensunterhalt hängt ab von solchen Veranstaltungen", sagt er, "und deshalb war das schon eine Erleichterung." Doch nicht nur das: "Das Schaustellerdasein gehört zu unserem Leben dazu, wir sind da auch mit Leib und Seele dabei." Dies lässt erahnen, wie hart Tille und seine Kollegen die Absage des Volksfests im vergangenen Jahr getroffen haben dürfte.

Dabei hat sich die lange Planungsunsicherheit auch auf die Arbeit der Schausteller ausgewirkt. Weil der Sommer auf der Thoma-Wiese nur knapp einen Monat vor der offiziellen Eröffnung genehmigt wurde, müssen die Schausteller um Paul Tille nun mehr Arbeit in ihre Vorbereitungen stecken als sonst. "Wir konnten vor der Genehmigung nichts machen", erklärt er. Die Konsequenz: "Ich fahre jetzt erst einmal mit meinen Fahrzeugen zum TÜV und dann wird Tag und Nacht gearbeitet." Doch Tille zeigt sich zuversichtlich, schließlich seien die Schausteller "Pioniere", wie er sagt, "und deshalb schaffen wir das". Auch lobt er die Kommunikation mit den Organisatoren, der Stadtverwaltung. "Wir sind immer im Gespräch gewesen, haben viel telefoniert, und das lief wirklich gut."

Trotzdem, sagt Tille, Veranstaltungen wie der Sommer auf der Thoma-Wiese könnten kein Dauerzustand bleiben. "Es ist gut, dass das jetzt geklappt hat, aber wir wollen einfach nur, dass alles wieder normal abläuft." Und er hofft, "dass die Dachauer die Veranstaltung gut annehmen."

Hartmanns abschließender Appell beim Pressegespräch an die Dachauer Bürger lautete deshalb auch: "Geht mit einer gewissen Gelassenheit und Geduld an die Sache ran." Schließlich sei die Veranstaltung für alle Beteiligten Neuland - dass also nicht immer alles glatt laufen könnte, sei beinahe programmiert.

Der "Sommer auf der Thoma-Wiese" findet von 31. Juli bis 16. August täglich immer von 11.30 bis 22 Uhr statt.

© SZ vom 21.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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