Kommunalwahl:Diese drei Kandidaten wollen Bürgermeister in Röhrmoos werden

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Anderswo kämpfen die Kandidaten heftig gegeneinander, doch in Röhrmoos ist trotz bevorstehender Kommunalwahl alles so friedlich wie in dieser Abendstimmung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Dieter Kugler (CSU), Arthur Stein (Grüne) und Wolfgang Götz (SPD) treten bei der Kommunalwahl in Röhrmoos gegeneinander an. Der Amtsinhaber gibt sich siegessicher.

Von Jacqueline Lang, Röhrmoos

Dienstagabend im Gasthof Kiermeir, knapp einen Monat vor der Kommunalwahl. Man könnte meinen, nun, da die heiße Phase des Wahlkampfs begonnen hat, würde die Anspannung der Kandidaten langsam spürbar werden. Doch Dieter Kugler wirkt entspannt bei der ersten offiziellen Wahlveranstaltung der Röhrmooser CSU. Kugler ist der amtierende Bürgermeister der etwas mehr als 6000 Seelen umfassenden Gemeinde und er plant, noch weitere sechs Jahre im Amt zu bleiben. Große Sorgen, dass seine zwei Gegenkandidaten, Wolfgang Götz von der SPD und Arthur Stein von den Grünen, ernsthafte Konkurrenten für ihn sein könnten, macht er sich offenbar nicht.

Das Kräfteverhältnis im Röhrmooser Gemeinderat sieht bislang wie folgt aus: Die CSU stellt acht Gemeinderäte, die Freien Wähler sieben, die Grüne Unabhängige Liste (GUL), die neuerdings die Grünen sind, drei und die SPD zwei. Neben Kugler stellt die CSU mit Andrea Leitenstorfer auch die zweite Bürgermeisterin, Nicolas Kugler von den Grünen ist der dritte Bürgermeister. Im Kreistag sitzt bislang kein einziger Röhrmooser, ganz egal welcher Couleur. Die politische Landschaft, sie ist überschaubar in der kleinen Gemeinde.

Dieter Kugler

Im Großen und Ganzen gehe es im Gemeinderat sehr harmonisch zu, sagt Dieter Kugler - vor allem im Vergleich zu Gemeinden wie etwa Petershausen, wo es regelmäßig kracht. Diesen Eindruck von der guten Zusammenarbeit bestätigen auch alle anderen Parteien auf Nachfrage. Aus Sicht des CSU-Rathauschefs gibt es eigentlich auch kein Thema das "brennt". In Arzbach konzentriert sich Kugler vor den gut 20 anwesenden Zuhörern - die meisten davon stehen auf der Liste für den Gemeinderat, für Kugler ist es somit eher ein Heimspiel - auf das, was in den vergangenen sechs Jahren erreicht worden ist. Er spricht ganz selbstbewusst auch nicht von Wahlkampf, sondern von "Wahlwerbung".

Besonders stolz ist der 61-jährige gelernte Verwaltungsfachwirt auf die Verwirklichung des neuen Horts, der den Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen nun vorerst decken soll. Stolz ist Kugler aber auch auf die Straßenbeleuchtung, die man als eine der wenigen Gemeinden in Bayern auf einen Schlag auf LED umgerüstet habe oder die 20 Seniorenwohnungen, von denen sieben Sozialwohnungen sind, acht von der Gemeinde bezuschusst werden und fünf frei verkäuflich sind.

Der Bürgermeister macht aber auch keinen Hehl daraus, dass es in den nächsten Jahren noch viel zu tun gibt. Als Pragmatiker, der er ist, steht für ihn dennoch fest: Es müssen nicht immer gleich die 100 Prozent erreicht werden, auch mit 80 Prozent ist schon viel geschafft. "Seriöse Politik ist für mich, wenn man aufzeigt, was machbar ist, aber auch, was nicht machbar ist." Dass jene, die am Ende sowieso voraussichtlich nicht in der Verantwortung sein werden, jetzt vor der Wahl utopische Forderungen stellen, findet er nicht gut.

Arthur Stein

Arthur Stein. (Foto: Toni Heigl)

Namen nennt Kugler nicht, aber wer mit Biobauer Arthur Stein spricht, der kann sich denken, dass dieser Vorwurf an ihn gerichtet sein könnte. Steins Motto für die bevorstehende Wahl lautet nämlich: "Innovation statt Stagnation". Kugler habe, das müsse man ihm lassen, keine Fehler gemacht, gibt Stein zu - aber Visionen für Röhrmoos, die würden schlicht fehlen. Kugler würde die Gemeinde lediglich verwalten, nicht aber zukunftsorientiert gestalten, kritisiert er.

In die Karten dürfte ihm spielen, so hofft Stein, dass die Grünen auf Bundesebene auf einer Erfolgswelle schwimmen. Dass allein sei zwar im vergangenen Jahr nicht der Grund gewesen, aus der GUL die Grünen zu machen, aber der "Hype" habe natürlich schon eine Rolle gespielt. Vor allem aber hat Stein das Gefühl, dass die Grünen mittlerweile nicht nur Antworten auf Klimafragen haben, sondern auch auf andere gesellschaftliche Probleme.

Anders als Kugler rechnet der 61-jährige Biobauer, der aktuell nicht im Gemeinderat sitzt, sich und seiner Partei deshalb auch durchaus Chancen für die Wahl am 15. März aus. "Ich rechne eigentlich schon mit mindestens 25 Prozent plus x", sagt Stein. Mindestens fünf Gemeinderäte und ja, vielleicht auch der erste Grünen-Bürgermeister im Landkreis Dachau könnten drin sein. Besonders schade findet Stein deshalb, dass die Freien Wähler ihren Bürgermeisterkandidaten Michael Wockenfuß zurückgezogen haben. Denn er ist sicher - dann hätte es auf jeden Fall eine Stichwahl gegeben, die seine Chancen erhöht hätte. "Zu viert wäre es noch ein bisschen spannender gewesen."

Und was wollen die Röhrmooser Grünen grundlegend anders machen als die CSU? "Was Röhrmoos fehlt ist Identität - vor allem den Zugezogenen", sagt Stein. Er will sich deshalb für einen Runden Tisch stark machen, die Bürger mehr miteinbeziehen. Auch ein Bürgerhaus für Röhrmoos "muss kommen", davon ist Stein überzeugt. Geht nicht, gibt es für ihn nicht. Viel zu verlieren hat Stein nicht: Insgesamt fünf Mal hat er für das Amt des Bürgermeisters nun schon kandidiert, dieses Mal hat er aus Altersgründen letztmalig die Chance. Sollte es ihm gelingen, wäre das eine "Sensation". Um seine letzte Chance vollumfänglich zu nutzen, kandidiert Stein dieses Mal zusätzlich auch noch für den Kreistag.

Wolfgang Götz

Wolfgang Götz. (Foto: Toni Heigl)

Der dritte Kandidat, Wolfgang Götz von der SPD, glaubt zumindest in seinem Fall nicht ernsthaft an eine Sensation. Seine Kandidatur findet er trotzdem sinnvoll: "Die Demokratie lebt vom Wettbewerb." Die Wähler müssten Wahlmöglichkeiten haben und ja, in Zeiten in denen der Rechtsruck deutlich spürbar sei - auch wenn die AfD in Röhrmoos nicht kandidiert - sei es wichtig die "Flagge hochzuhalten". Die SPD-Ortsverbände auf dem Land hätten, das gibt der Dozent an der Akademie Handel, unumwunden zu, keinen leichten Stand, aber in seiner Familie seien alle schon immer "Sozis" gewesen. Besonders freut ihn deshalb auch, dass sein 18-jähriger Sohn in diesem Jahr erstmalig für den Gemeinderat kandidiert.

Politisch gehe es ihm nicht darum, "alles über den Haufen zu werfen", immerhin habe er viele politische Entscheidung der vergangenen sechs Jahr als einer von zwei SPD-Gemeinderäten mitzuverantworten. Genau wie Stein - und anders als Kugler - ist aber auch Götz von der Notwendigkeit eines Bürgerhauses überzeugt. Natürlich könne man die Gemeinde nicht "sehenden Auges in den Ruin treiben", aber zumindest mal schauen, was möglich wäre, das wünscht sich Götz. Immerhin könnte ein Bürgerhaus ja auch eine Möglichkeit sein, Einnahmen zu generieren. "Wir führen keinen Krieg, sondern einen Wettbewerb der Ideen." Sein ganz persönliches Anliegen ist aber eigentlich das Thema "bezahlbarer Wohnraum". Die 20 Seniorenwohnungen seien ein "Leuchtturmprojekt", für das die SPD im Gemeinderat massiv geworben habe, aber es brauche dringend bezahlbaren Wohnraum für alle Altersgruppen und Familienkonstellationen.

Leicht sei es nicht gewesen, ausreichend Kandidaten für die Gemeinderatsliste zu finden, gibt Götz zu. Mit 14 Kandidaten ist er aber trotzdem einigermaßen zufrieden - und hofft, dass vielleicht nach der Wahl Mitte März nach langer Zeit wieder einmal drei SPDler im Gemeinderat sitzen werden und möglicherweise auch erstmalig im Kreistag.

Freien Wähler

Und die Freien Wähler Röhrmoos? Die sitzen an einem Donnerstagabend in kleiner Runde - bis auf zwei interessierte Bürger bleibt man an diesem Abend unter sich - im Klosterwirt Schönbrunn und betonen immer wieder, dass sie ein "starkes Team" sind. Tatsächlich sind sie neben der CSU die einzige Partei, die ihre 20 Listenplätze problemlos voll bekommen hat - sogar mit Ersatzkandidaten. Darüber, dass sie letztlich keinen Bürgermeisterkandidaten aufstellen konnten, kann das jedoch nicht hinwegtäuschen. Das gibt auch Stefan Lorenz, der Familienrichter am Dachauer Amtsgericht ist und für die Freien Wähler auf Listenplatz drei kandidiert, unumwunden zu: "Das ist schade und eigentlich auch nicht gut so."

Der Countdown zur Kommunalwahl am 15. März läuft. Wie sind die politischen Gegebenheiten im Landkreis Dachau? In einer Serie nimmt die SZ Dachau jede der 17 Kommunen gesondert in den Blick.

© SZ vom 18.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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