Bildung:Viele Schulen, wenig Geld

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Der Spatenstich für das fünfte Gymnasium im Landkreis Dachau in Röhrmoos ist im September erfolgt. Das Bauvorhaben ist nur eines von vielen, die der Landkreis finanziell stemmen muss. (Foto: Toni Heigl)

Der Investitionsplan des Landkreises für die kommenden zehn Jahre sieht vor, zunächst die Gymnasien in Röhrmoos und Karlsfeld zu bauen. Für die Sanierung anderer Schulen könnte laut Kreiskämmerer Michael Mair das Budget knapp werden.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Es hat sich längst zu einem Ritual entwickelt. Wann immer Kämmerer Michael Mair sich seit ein paar Jahren im großen Sitzungssaal des Dachauer Landratsamts ans Mikrofon setzt, um in einem der Ausschüsse über die Finanzen des Landkreises zu referieren, wiederholt er ruhig, aber doch mit Nachdruck, dass die Kreisrätinnen und Kreisräte sich über kurz oder lang entscheiden müssen, wofür sie Geld ausgeben wollen. Denn, auch wenn er selbst stets betont, dass es vor allem im Bereich Schulen und öffentlicher Nahverkehr reichlich zu tun gäbe, so machte er doch schon in der Vergangenheit auch immer wieder deutlich: "Alles wird nicht gehen." Und nicht nur das, in der jüngsten Schul- und Kreisausschusssitzung sagte er auch: "Es wird schwer sein, das Erreichte zu halten."

Noch hat das Gremium eine Schonfrist von gut zwei Wochen, erst dann geht es mit Beginn der alljährlichen Haushaltsdebatten ans Eingemachte. Doch Mairs Vorstellung der Schulinvestitionsvorhaben des Landkreises Dachau in den kommenden fünf bis zehn Jahren geben schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf das, worauf sich der Landkreis finanziell einstellen muss - und das ist eine ganze Menge. Schließlich gibt es nicht nur die Gymnasien in Röhrmoos und Karlsfeld, die bis zum Schuljahr 2025/26 unbedingt fertig werden müssen, auch einige bestehende Gebäude bedürfen einer Sanierung oder wie im Fall der Greta-Fischer-Schule in Dachau gar eines Ersatzbaus. Dazu sollen in Dachau und Odelzhausen neue Sportstätten entstehen. Rechnet man die Kosten für all das zusammen, kommt man schnell auf mehrere 100 Millionen Euro.

Kämmerer Mair fühlt sich von der Kreditanstalt und dem Bund im Stich gelassen

Zwar sei die Landkreisverwaltung stets darum bemüht, Fördermittel für die Realisierung der einzelnen Baumaßnahmen zu beantragen, doch vor allem von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und dem Bund fühlt sich der Kreiskämmerer finanziell laut eigenen Aussagen zunehmend im Stich gelassen. Ein Umstand der Mair umso mehr entrüstet, als doch gemeinhin das Prinzip gelte "Wer anschafft, zahlt auch." Doch stattdessen warte man auch seitens der Regierung von Oberbayern nach wie vor vergeblich auf belastbare Aussagen dazu, ob mit einer staatlichen Beteiligung am Bau des fünften Gymnasiums in Röhrmoos zu rechnen ist. Auf mehrmalige Nachfrage habe es dazu stets geheißen, dass mit einer Auskunft dazu frühestens 2025, vermutlich sogar erst 2026 - sprich, wenn die Schule längst gebaut ist - zu rechnen sei, gab Mair mit einem leichten Kopfschütteln bekannt.

Weil allein die beiden neuen Gymnasien mit insgesamt 169 Millionen zu Buche schlagen - auch wenn sich die Landeshauptstadt München an den Kosten für das Karlsfelder Gymnasium beteiligt - will der Landkreis bis zu deren Fertigstellung keine weiteren Großprojekte in Angriff nehmen. Gedanklich beschäftigt sich die Verwaltung aber trotzdem schon mit zukünftigen Bauvorhaben, etwa mit dem Ersatzbau für die längst in die Jahre gekommene Dachauer Förderschule oder der Zukunft des Schulstandortes an der Steinstraße, den man zwischenzeitlich schon einmal verkaufen wollte, der sich aber seitdem schon mehrmals als "Rettungsanker" erwiesen hat, wenn es um die Unterbringung von Schülerinnen und Schülern, etwa des Dachauer Josef-Effner-Gymansiums (JEG), ging. Um die JEG-Außenstelle in der Steinstraße zu entlasten, gelte es daher das Gymnasium zu optimieren, dazu werde es aber, wenn man realistisch bleiben wolle, vor 2027 nicht kommen. Erst einmal wolle der Landkreis die beiden Gymnasien in Karlsfeld und Röhrmoos fertig bauen, so Mair.

Der Landkreis will zunächst die beiden Gymnasien in Karlsfeld und Röhrmoos fertig bauen

Auch hinter die umfassenden Pläne für die Dachauer Greta-Fischer-Schule setzt der Kreiskämmerer mit Blick auf die angespannte Haushaltslage ein großes Fragezeichen, deren Genehmigung sei aktuell "fraglich". Die Rechtsaufsicht werde das Vorhaben freilich nicht selbst streichen, sondern "die werden das uns überlassen", prophezeit Mair. Zumal man bei Sanierungs- und Umbaumaßnahmen der erzbischöflichen Theresa-Gerhardinger-Realschule in Weichs und der Fachoberschule Vinzenz von Paul in Markt Indersdorf aufgrund vertraglicher Regelungen vermutlich "auch nicht auskommen" werde.

Auch wenn die Umsetzung bei einigen dieser Vorhaben also noch ungewiss ist, so sind sie doch in den kommenden fünf Jahren schon grob in den Haushalt eingeplant. Überdies gibt es aber auch noch Überlegungen, die über die Jahre 2027 und 2028 hinausgehen. Da wäre zum einen der Ausbau der Realschulkapazitäten, denn auch wenn nach wie vor viele Kinder zunächst aufs Gymnasium gehen, so gibt es, wie es in Mairs Präsentation heißt, "im weiteren Schulverlauf stetig steigende Rücklaufquoten zur Realschule". Mittel- bis langfristig sei daher - auch mit Blick auf den Bevölkerungszuwachs - mit einem steigenden Kapazitätsbedarf zu rechnen. Gleichzeitig müsse man, auch wenn Gymnasium Nummer vier und fünf noch im Entstehen sind, mit Blick auf die nötige Vorlaufzeit, die man für Planung und Bau benötige, schon über ein möglicherweise sechstes Gymnasium nachdenken, so Mair. Der Ausbau des Schulstandorts Dachau, das wird, wenn man Mairs Ausführungen folgt, nie ganz abgeschlossen sein. Vielmehr gibt es deutlich mehr zu tun, als Geld vorhanden ist.

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