Karlsfeld:Geld für den Sparstrumpf

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Der Gemeinde Karlsfeld geht das Geld aus. Deshalb will sie nun die Bürger zur Kasse bitten: Diese sollen vom kommenden Jahr an höhere Gebühren bezahlen.

Gregor Schiegl

Karlsfeld - Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) hat die Karlsfelder bei der Bürgerversammlung am Montag auf steigende Gebühren eingestimmt. "Im einen oder anderen Bereich ist mit Gebührenerhöhungen zu rechnen", sagte er. Allerdings ist noch keine Erhöhung beschlossen. Die Gemeinderäte beraten sich intern noch über Kürzungen und etwaige Abgabenerhöhungen. "Ich kann da auch noch keiner Entscheidung vorgreifen", sagte Kolbe der SZ. Im Gespräch ist offenbar auch eine Erhöhung der Gebühren für Kinderbetreuung, ein Posten, der in der Vergangenheit als unantastbar galt.

Die Gebühren für Kindergärten - hier am Spatzenwinkel - könnten für die Karlsfelder Eltern von 2011 an teurer werden. (Foto: Niels Joergensen)

"Ich tue mich damit grundsätzlich schwer, weil ich die Familien entlasten will", sagte der Rathauschef. In der Versammlung wies er aber auch auf die vergleichsweise "moderaten Sätze" in Karlsfeld hin. Auch wenn eine Erhöhung sehr wahrscheinlich ist: In welcher Größenordnung sie dann käme, steht noch in den Sternen. Anfang 2011 rechnet Kolbe mit einer Entscheidung.

Im kommenden Jahr könnte auch eine Erhöhung der Wassergebühren auf die Karlsfelder zukommen.Kolbe verband die Ankündigung mit einem klaren Bekenntnis für eine kommunale Wasserversorgung. Die Versorgungssicherheit sei "eine sehr wichtige Geschichte". Einer Privatisierung erteilte er eine Absage. "Das Bestreben der Gemeinde geht genau in die andere Richtung."

Dafür müsse die Gemeinde allerdings auch Investitionen tätigen. Das sei "nicht zum Nulltarif zu haben". Rund drei Millionen Euro haben die Gemeindewerke in die Sanierung von Brunnen und Leitungen gesteckt. "Das kann sich auch auf den Wasserpreis auswirken." Gewissheit, ob und wie stark die Gebühren tatsächlich angehoben werden müssen, würden allerdings auch erst die komplizierten Kalkulationen der Gemeindewerke ergeben.

Neue Gebühren kommen auf die Karlsfelder mit der Straßenausbaubeitragssatzung zu, die allerdings nicht in direktem Zusammenhang mit Karlsfelds Finanznot steht: Die Rechtsaufsicht des Landratsamts fordert von allen Kommunen, eine solche Satzung zu erlassen. Bürger müssen sich dann finanziell am Ausbau von Straßen und Fußwegen vor ihrer Haustür beteiligen. Für die regulären Instandhaltungsmaßnahmen wie das Ausbessern von Schlaglöchern kommt aber nach wie vor die Gemeinde allein auf. Wenn so eine Maßnahme anstehe, werde die Gemeinde sie aber "nicht ohne die betroffenen Anlieger" in Angriff nehmen, versprach Kolbe.

Zwar ist die Gemeinde unerwartet glimpflich durch das letzte Haushaltsjahr gekommen, so dass Kämmerer Alfred Giesinger dank der Rücklagen noch mal einen ausgeglichen Haushalt zustande brachte. Doch das Polster der Gemeinde, das im Jahr 2000 noch rund 14 Millionen Euro betrug, ist auf etwa sechs Millionen zusammengeschmolzen. "Irgendwann ist der Sparstrumpf der Gemeinde auch leer", sagte der Bürgermeister, die Gemeinde müsse gegensteuern.

Mit einer aktiven Wirtschaftspolitik will sich Karlsfeld weitere Einnahmequellen erschließen. Ein Baustein dieser Strategie ist für die Kommune auch die Ausweisung eines neuen Gewerbegebiets, die allerdings heftig umstritten ist. Im Dezember soll ein Bürgerentscheid klären, ob das 7,5 Hektar große Gewerbegebiet im Grünzug am Rande zur Stadt Dachau gebaut werden kann oder nicht.

© SZ vom 23.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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