Markt Indersdorf:Protestler begegnen sich

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Landrat Stefan Löwl (CSU) signalisiert in einem Facebook-Post seine Gesprächsbereitschaft mit den Protestierenden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

In Indersdorf treffen mehrere hundert Impfgegner auf rund 150 Gegendemonstranten. Nur wenige der Impfgegner tragen Masken bei dem unangemeldeten Umzug, bei dem auch AfD-Stadtrat Markus Kellerer mitläuft

Von Joshua Beer und Jessica Schober, Markt Indersdorf

Mehrere hundert Menschen sind am Sonntag durch Indersdorf gezogen, um gegen eine mögliche Impfpflicht zu demonstrieren. Die Demo war - wie schon am vergangenen Sonntag - unangemeldet. Diesmal aber trafen sie auf eine Gegenveranstaltung unter dem Motto "Solidarisch aus der Pandemie". Dazu hatten die Dachauer Jugendverbände von FDP, Grünen, CSU und SPD gemeinsam unter dem Hashtag #wirsindmehr aufgerufen, nachdem demokratiefeindliche Aufkleber in Indersdorf auftauchten. Am Sonntag aber sind sie den Impfgegnern zahlenmäßig unterlegen. Etwa 150 sind laut Veranstalter Thomas Obeser (Junge Liberale) zur Gegendemo erschienen.

Auf der anderen Seite ziehen Impfgegner mit Teelichtern und Laternen umher, Kinder tragen Kerzen. Mitten im Umzug der Impfgegner läuft der Dachauer AfD-Stadtrat Markus Kellerer mit. Es ist ruhig, fast still. Nur ein Gong ertönt immer wieder, den ein Mann im Wollpulli schlägt. "Das ist Balsam für meine Seele", sagt Karin Fest, auf deren Maske ein Zettel mit der Aufschrift "Sieben-Tage-Intelligenz weiter niedrig" klebt. "Man wird zur Impfung genötigt, weil man als Ungeimpfte sonst nicht mehr am öffentlichen Leben teilhaben kann", sagt eine andere Teilnehmerin.

Unter den Gegendemonstranten sind neben jungen Menschen auch einige Senioren. Helmut Schmid etwa trägt ein Schild mit dem Schriftzug "Impfen schützt alle" und sagt: "Impfen ist solidarische Bürgerpflicht. Mir war es wichtig, als älterer Mensch hier Farbe zu bekennen." Er ist 71 Jahre alt. Andere halten Schilder mit den Aufschriften "Gemeinsam aus der Pandemie" und "Gesund durch Wissenschaft und Vernunft".

Zeitweise ist der Marktplatz voll mit Impfgegnern, von denen ein Großteil keine Maske trägt und auch die Abstände nicht einhält. Stefan Priller, Einsatzleiter der Polizei vor Ort, hält die Abstände für ausreichend. Teilweise vermischen sich die Lager der Demoteilnehmenden, zu erkennen waren sie meist von Weitem, je nachdem, was sie trugen: Maske oder Kerze. Zu einer Konfrontation oder gar Gewalt zwischen den Maskentragenden und den Teelicht-Tragenden kommt es nicht. Auch Priller sagt: "Alles ist friedlich geblieben." Polizei und Impfgegner berichteten übereinstimmend von einer weiteren Kundgebung in Altomünster.

© SZ vom 13.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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