Naturschutz:Eldorado für heimische Insekten

Lesezeit: 2 min

2012 hatte die BN-Ortsgruppe am See zwischen Fischweiher und Rodelberg einen Gehölzlehrpfad mit 44 heimischen Bäumen und Sträuchern und Erläuterungstafeln vor jedem Gewächs angelegt. Ziel war es seinerzeit, Tipps und Anregungen zu bieten, wie sie an ihren Häusern kleine Paradiese für Insekten schaffen könnten. (Foto: Toni Heigl)

Die Karlsfelder Ortsgruppe des Bundes Naturschutz setzt sich seit Jahren für die Bepflanzung der Gärten mit heimischen Pflanzen ein. Der Zoologieprofessor Gerhard Haszprunar gibt Tipps, worauf es zu achten gilt

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Vor zwei Wochen war noch nicht an eine naturnahe Umgestaltung des eigenen Gartens zu denken, mussten doch Gartencenter wegen Corona geschlossen bleiben. Nun sind sie glücklicherweise wieder geöffnet, so dass eine Idee des Karlsfelder Bunds Naturschutz (BN) zum Tragen kommen kann: 2012 hatte die BN-Ortsgruppe am See zwischen Fischweiher und Rodelberg einen Gehölzlehrpfad mit 44 heimischen Bäumen und Sträuchern und Erläuterungstafeln vor jedem Gewächs angelegt. Ziel war es seinerzeit, Gartenbesitzern - und längst nicht nur solchen aus Karlsfeld - Tipps und Anregungen zu bieten, wie sie an ihren Häusern kleine Paradiese für Bienen und andere Insekten und damit gleichzeitig auch für Vögel schaffen könnten.

Einige der Pflanzen stammen bereits aus der Zeit, als zu Beginn der Siebzigerjahre der Baggersee in das jetzige Erholungsgelände umgestaltet wurde - Moorbirke und Wacholder beispielsweise. Die jüngeren sind aus heimischem Saatgut aufgezogen und 2008 gepflanzt worden - von der Hänge-Birke über den Wildapfel bis zum Liguster. Und gerade jetzt stehen viele der Gehölze in voller Blüte und locken Bienen und Schmetterlinge an: "Die Blütenpracht ist überwältigend, ein Eldorado für unsere heimischen Insekten", schreibt Erika Seidenspinner vom BN in einer Pressemeldung dazu. Um dem Wunsch der Naturschützer nach größerer ökologischer Vielfalt und einem reichhaltigeren Nahrungsangebot für Bienen, Hummeln und Käfer noch ein wenig mehr Nachdruck zu verleihen, hat Seidenspinner auch noch zehn Tipps von Gerhard Haszprunar. Der in Dachau lebenden Zoologieprofessors der Ludwig-Maximilians-Universität München und Direktors der Zoologischen Staatssammlung ist ein wahrer Experten auf seinem Gebiet. Er betont gleich zu Beginn: "Das Insektensterben ist nicht nur in aller Munde und in den Medien präsent - es ist leider traurige Realität." Seine Ratschläge sollen "dazu anregen, nicht nur darüber zu reden, sondern etwas dagegen zu tun". Um jedoch keinen Gartenbesitzer wegen vermeintlicher Überforderung abzuschrecken, gibt er ihnen zur Beruhigung dies auf den Weg: "Niemand kann alles, aber keiner kann nichts!"

Neben Bäumen wachsen auch zahlreiche Blumen wie Schwertlilien um den Karlsfelder See und bieten Nahrung für Bienen und Insekten. (Foto: Toni Heigl)

Beispielsweise könne man einen sterilen Rasen wenigstens an einigen Stellen in eine blühende Wiese verwandeln oder darauf achten, dass im Garten nicht nur Frühjahrsblüher wachsen, sondern auch Arten, die im Sommer und Herbst blühen, um das Pollen- und Nektarangebot in der zweiten Jahreshälfte aufrecht zu erhalten. Als hilfreich sieht Haszprunar sogenannte Bienenhotels an, "zur gezielten Ansiedelung von Wildbienen - fast 500 Arten davon leben in Deutschland". Die könne man im Fachhandel erwerben oder aber mit wenig Aufwand selbst bauen.

Des Weiteren empfiehlt er Blütenhecken statt Thujen setzen, in und unter denen nichts lebt, "denn diese Pflanzen sind in allen Teilen giftig". Statt Abstellplätze für Autos mit Asphalt komplett zu versiegeln, plädiert Haszprunar etwa für Rasengittersteine, die dem Bodenleben eine Chance einräumen. Trockengärten auf Flachdächern, Begrünungen von Hauswänden oder die Schaffung "eines schlampigen Ecks" ganz hinten im Garten seien weitere Maßnahmen zur Steigerung der Artenvielfalt. Auf Beleuchtung, so rät der Experte, solle so weit wie möglich verzichtet werden, da diese für nachtaktive Insekten zu einer Todesfalle werden kann. Schließlich ein letzter Tipp des Lehrstuhlinhabers für Systematische Zoologie: "Tue Gutes und rede darüber." So erhoffen sich auch die Naturschützer, viele Menschen zur Nachahmung anzuregen, denn, so Haszprunar, es sei "200 bis 800 Mal billiger, die Natur zu bewahren als sie wiederherzustellen".

© SZ vom 06.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGartennutzung
:Tipps für Hobbygärtner

Karotten aus dem Garten, Eier von den eigenen Hühnern - gerade in Zeiten leerer Supermarktregale klingt das verlockend. Was bei Tierhaltung und Gemüseanbau zu beachten ist.

Von Jochen Bettzieche

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: