Forstlicher Wettbewerb:Präzision an der Motorsäge

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Die Kette hakt, Alexander Zettl muss in die Knie gehen, um sauber schneiden zu können. Der angehende Landwirt nimmt am Forstlichen Wettbewerb am Jexhof teil. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Angehende Landwirtinnen und Landwirte zeigen am Jexhof, was sie über Waldarbeiten gelernt haben.

Von Ingrid Hügenell, Schöngeising

Die Kerbe muss sitzen, damit der Baum beim Fällen in die richtige Richtung kippt. Sonst kann die Waldarbeit schnell lebensgefährlich werden. 53 Auszubildende sowie Studentinnen und Studenten der Landwirtschaft zeigen am Montagvormittag, dass sie gelernt haben, wie man sicher mit der Motorsäge umgeht, Bäume und Schädlinge erkennt und Gehölze fällt und zerschneidet. Sie nehmen teil am Forstlichen Wettbewerb, den das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Bauernhofmuseum Jexhof in Schöngeising ausrichtet. Die jungen Leute sind zwischen 17 und 20 Jahre alt, fünf Frauen sind darunter. Sie kommen aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau und Landsberg am Lech oder haben ihren Ausbildungsbetrieb dort.

Auf dem Parkplatz des Museums herrscht höllischer Lärm. An drei Baumstümpfen gleichzeitig setzen die Prüflinge mit ihren Kettensägen die Fallkerben. Die Fichten für die Prüfung stellen die Bayerischen Staatsforsten zur Verfügung. Denn natürlich werden keine echten Bäume gefällt. Das wären einfach zu viele, erklärt Stefan Warsönke, Bereichsleiter Forsten am AELF. Er beobachtet interessiert den Wettbewerb.

Auch die korrekte Ausrüstung geht in die Wertung ein

In kleinen Gruppen warten die jungen Männer und Frauen, bis sie an der Reihe sind. Sie tragen Ohrenschützer und Helme mit Visier, Sicherheitsschuhe und Schnittschutz-Hosen. Auch die korrekte Ausrüstung fließt in die Wertung ein. Die Prüflinge haben Spaß an der Sache und strengen sich an. Aufgeregt sind sie kaum. Zwar muss man den Forstlichen Wettbewerb absolviert haben, um zur Gesellenprüfung zugelassen zu werden. Aber der Einfluss auf die Note ist gering.

Das Amt stellt einen Teil der Prüfer, die mit Stoppuhr, Meterstäben und Winkelmessgeräten festhalten, wie exakt die Azubis arbeiten. An einer weiteren Station müssen sie von einem Stamm, der auf dem Boden liegt, eine gleichmäßig dicke Scheibe abschneiden. 30 Sekunden haben sie Zeit für den Präzisionsschnitt, und sie dürfen nicht in den Untergrund schneiden. Alle haben ihre eigenen Motorsägen dabei oder die des Ausbildungsbetriebs.

Jeder Millimeter zählt: Die Prüfer Peter Göttler und Andreas Krahmer vermessen Alexander Zettls Schnitt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Alexander Zettl, 19, muss tief in die Knie gehen bei seinem Schnitt. In der Mitte des Stamms habe sich die Kette leicht verhakt, sagt der junge Mann aus Graßlfing (Stadt Olching) nachher, da habe es neben der richtigen Technik auch Kraft gebraucht. Er ist in der Zeit fertig geworden. Seine Scheibe ist nur ein bisschen schräg, in den Untergrund hat er nicht geschnitten - 41 von 50 Punkten. Zettl, der den elterlichen Hof mit Kartoffelanbau, Schweinemast, einem kleinen Wald sowie einer Wirtschaft übernehmen will, ist zufrieden.

Die Theorie sei sehr gut gelaufen, beim Holz habe es etwas Punktabzug gegeben. Sein Plan, sich eher Zeit zu lassen, als unsauber zu arbeiten, sei aufgegangen. Auch die dritte Aufgabe mit der Motorsäge, den Kombinationsschnitt am hochgelegten Stamm, hat er gut gemeistert. So belegt er schließlich den ersten Platz.

Damit es auch in hundert Jahren etwas zu fällen gibt, lernen die jungen Leute, wie man Bäume pflanzt. Wie gut sie das können, müssen sie ebenfalls zeigen. Auf einer Wiese sind fünf Buchensetzlinge einzupflanzen, in einer geraden Linie, mit jeweils 1,50 Meter Abstand. Amelie Tepe und Karla Schweisfurth, beide 19, sind nacheinander dran. Die jungen Frauen absolvieren ein duales Landwirtschaftsstudium in Freising, mit viel Praxiserfahrung, die Tepe auf dem Scharlhof in Röhrmoos macht.

Amelie Tepe beim Pflanzen. Die junge Frau hat bei einem Praktikum die Landwirtschaft für sich entdeckt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die junge Frau aus Dachau hatte mit Landwirtschaft wenig zu tun. Erst bei einem Praktikum auf dem Silbernagel-Hof in Eismerszell (Gemeinde Moorenweis), einem Bio-Betrieb mit Mutterkuhhaltung, packte es sie. Die Vielfalt des Berufs gefalle ihr, sagt sie. "Es wird nie langweilig, man ist immer aktiv draußen." Sie könne sich vorstellen, später bei einem Verband oder einer Kontrollstelle zu arbeiten - oder in einen Hof einzuheiraten.

Karla Schweisfurth aus Glonn rammt den Rundspaten in den Boden. Sie möchte den elterlichen Betrieb übernehmen - die Herrmannsdorfer Landwerkstätten. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Baumfällen hat sich Tepe gut geschlagen - 90 von 100 Punkten, und auch die anderen Aufgaben mit der Motorsäge liefen gut. Beim Pflanzen sind die jungen Frauen ebenfalls vorne mit dabei. Für Amelie Tepe reicht es zum siebten Platz. Geübt hätten sie nur bei einem Probetag am Jexhof, sagt Karla Schweisfurth aus Glonn (Landkreis Ebersberg). Sie habe die Landwirtschaft über die "Liebe zu den Kühen" entdeckt und will sie nun tatsächlich zu ihrem Beruf machen. "Mein Vater ist froh darüber." Das ist wenig verwunderlich - die junge Frau stammt aus den Herrmannsdorfer Landwerkstätten, die ihr Großvater gegründet hat. Die Enkelin kann sich gut vorstellen, den Betrieb zu übernehmen.

Dass Frauen eine landwirtschaftliche Ausbildung machen, ist immer noch ungewöhnlich. Zehn bis 20 Prozent der Lehrlinge seien weiblich, sagt Rainer Thoma, Bildungsberater am AELF. Und auf jeden Fall theoretisch seien sie besser als die Burschen. Ordentlicher.

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