Seit ungezählten Jahrzehnten ist im Landkreis Dachau erstmals wieder ein Wolf aufgetaucht - oder vielleicht auch mehrere. In einem Wald in der Nähe des Ortes Unterumbach in der Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn hatte ein Spaziergänger am 12. Januar einen Rehkadaver gefunden und die Jagdpächter der umliegenden Reviere verständigt. Das Tier war offenbar von einem Wolf gerissen worden, darauf deuteten die Bisswunden an der Kehle hin.
Die Jäger haben richtig vermutet: Das Landesamt für Umwelt, Abteilung große Beutegreifer, analysierte die Speichelreste aus den Wunden des Rehkadavers und ist jetzt zu dem Ergebnis gekommen, dass das Tier einem Wolf zum Opfer gefallen ist.

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Seit 2006 gibt es wieder Wölfe in Bayern, nachdem sie vor mehr als einem Jahrhundert ausgerottet worden waren. 1882 wurde vermutlich der letzte Wolf in Bayern geschossen. In fünf Regionen leben dem Landesamt für Umwelt zufolge heute wieder standorttreue Tiere: im Nationalpark Bayerischer Wald, im Manteler Forst, auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr, im Veldensteiner Forst und in der Rhön. Die anderen Wölfe, die im Freistaat Bayern unterwegs sind, befinden sich den Experten zufolge auf der Durchreise. Die scheuen Tiere wurden schon an mehrern Orten gesichtet, in den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau, Starnberg oder Eichstätt oder in der Nähe von Landsberg. Im Dachauer Land jedoch ist seit Jahrzehnten kein Wolf mehr unterwegs gewesen - bis jetzt.
Kein Lebensraum für den Wolf im Landkreis Dachau?
Der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz, Kreisrat Roderich Zauscher (Grüne), hat von dem gerissenen Reh bereits gehört. Er sagt, dass das Tier wohl bereits wieder verschwunden sei. Im dicht besiedelten Landkreis Dachau, der zu den waldärmsten in Bayern zählt, finde es keinen adäquaten Lebensraum, meint er. Das glauben die Jagdpächter indes nicht. Denn sie haben bereits seit Dezember vergangenen Jahres in den betreffenden Revieren schon mehrere Rehkadaver gefunden, dachten zunächst aber, wildernde Hunde hätten die Tiere getötet. Deshalb kamen die Kadaver auch nicht zur Untersuchung ans Landesamt.
Das Reh lag direkt an der Grenze zum Landkreis Aichach, in dem, bei Igenhausen, vor einiger Zeit sechs Schafe von einem oder mehreren Wölfen getötet worden sind. Ob ein Zusammenhang besteht, ist unklar, aber der Gedanke liegt nahe, dass in der Region vielleicht ein Wolfsrudel lebt und auf der Jagd auch in den Landkreis Dachau kommt. Solange Wildtiere wie Rehe oder Wildschweine gerissen werden, so die Jagdpächter, nehme die Öffentlichkeit kaum Notiz davon. Aber wenn Wölfe in dem dicht besiedelten Raum zwischen Augsburg und München auf Nutztiere wie Schafe und Pferde losgingen, dann gebe es wohl einen großen Aufschrei. Die Jäger glauben nicht, dass der Wolf weitergezogen ist: In der vergangenen Woche entdeckten sie keine 400 Meter von dem Fundort des Rehkadavers entfernt Spuren eines Kampfes, viel Blut und Rehhaare.