Nachdem die Nationalsozialisten Anfang 1933 an die Macht gekommen waren, musste Franz Stenzer untertauchen. Der 32-Jährige war Mitglied der Kommunistischen Partei (KPD), die mit der "Reichstagsbrandverordnung" vom 28. Februar faktisch verboten wurde und deren Mitglieder vom neuen NS-Regime fortan verfolgt wurden. Zuvor arbeitete Stenzer im Bahnbetriebswerk I in München, als Politiker saß er im Pasinger Stadtrat und seit einem Jahr im Reichstag.
Aus dem Untergrund organisierte Stenzer den Widerstand der KPD gegen die Nazis in Süddeutschland. Doch am 30. Mai 1933 flog er auf, die Gestapo verhaftete ihn und deportierte ihn ins Konzentrationslager Dachau. Bis zu seiner Ermordung am 22. August musste er schwerste Folterungen erleiden.
"Die Rückkehr der Namen" erinnert auch an Franz Stenzer
Erst im vergangenen Jahr, 90 Jahre nach Stenzers Tod, brachte die Stadt München an seinem ehemaligen Wohnort in Pasing in der Nimmerfallstraße 54 ein Erinnerungszeichen an. Diese Form des Gedenkens an Stenzer hatte Björn Mensing initiiert, Pfarrer der Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau. An diesem Mittwoch, 10. April, eröffnet die Versöhnungskirche eine Ausstellung über das Leben des Kommunisten. Der Titel lautet: "Wer war Franz Stenzer? - Der kurze Traum von Gerechtigkeit." Tatjana Trögel hat die Ausstellung erstellt. Sie ist Stenzers Enkeltochter und wird am Mittwoch zur Eröffnung nach Dachau kommen. Unter anderem werden Fotos und Dokumente aus dem Nachlass Stenzers zu sehen sein.
Franz Stenzer ist auch einer von tausend Münchnerinnen und Münchnern, an die der Bayerische Rundfunk und die Stadt München im Rahmen des Erinnerungsprojektes "Die Rückkehr der Namen" gedenkt. Sie alle wurden während der Zeit des Nationalsozialismus "verfolgt, entmenschlicht und ermordet", so der BR. 1000 Patinnen und Paten werden sich dafür an diesem Donnerstag, 11. April, ab 15 Uhr mit Plakaten an jenen Orten in München aufstellen, an denen NS-Opfer lebten oder wirkten. Tatjana Trögel und Björn Mensing werden sich am Bahnhofsplatz 1 in München, gegenüber dem Hauptbahnhof, positionieren, um an Franz Stenzer zu erinnern. Schließlich sei Stenzer Eisenbahner gewesen, so die Versöhnungskirche. Um 17 Uhr treffen sich alle Patinnen und Paten sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger mit den Erinnerungstafeln am Königsplatz und gehen gemeinsam den "Weg der Erinnerung" über die Brienner Straße bis zum Odeonsplatz.
Die Ausstellung über Franz Stenzer ist bis zum 2. Juni im Gesprächsraum der Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau zu sehen, täglich von 10 bis 16 Uhr.