Malteser:Heilsamer Kontakt mit Hunden

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Der Malteser Hilfsdienst will die tiergestützte soziale Arbeit ausbauen. Davon können Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwäche ebenso profitieren wie an Demenz erkrankte Senioren.

Von Kim Romagnoli, Dachau/Fürstenfeldbruck

Hunde gelten als die besten Freunde der Menschen. Oftmals brillieren sie dort, wo wir im sozialen Miteinander an unsere Grenzen stoßen, egal ob in Kindergärten, Schulen oder Seniorenheimen. Der Malteser Hilfsdienst macht sich das zu Nutze und bietet im Landkreis Dachau seit etwa vier Jahren einen Besuchsdienst mit Hund an. Dieses Angebot soll nun ausgebaut und auch in Fürstenfeldbruck etabliert werden. Die Idee dahinter ist einfach: Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besuchen mit ihren Hunden Kinder-, Jugend- und Senioreneinrichtungen oder Privathaushalte mit alten und/oder pflegebedürftigen Menschen. Der Ablauf des Besuches werde an die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe angepasst, erklärt Karl-Michael Brand, stellvertretender Kreisbeauftragter der Dachauer Malteser.

So können beispielsweise in Schulen Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwäche einem Besuchshund aus ihren Büchern vorlesen. Im Gegensatz zu Eltern oder Lehrern ist der Hund ein stiller Zuhörer, der die Vorlesenden nicht durch Unterbrechungen oder Korrekturen verunsichert. Der Kontakt mit den Vierbeinern kann für Erwachsene genauso heilsam sein: Hunde sind in der Lage, Körper, Geist und Seele zu berühren und zu bewegen. Sie können die Lethargie und Einsamkeit zurückgezogener Menschen durchbrechen, Abwechslung in den Alltag bringen oder zu mehr Mobilität anregen. Demenzerkrankte etwa, die nicht mehr sprechen und keine Mimik zeigen, öffnen sich plötzlich und wollen die Tiere streicheln. "Für Menschen mit körperlichen oder geistigen Handicaps können Hunde zu Türöffnern für vertrauensvolle Beziehungen werden", sagt Brand. Beziehungen zu den Tieren aufzubauen, falle ihnen oftmals leichter, als der Kontakt zu den Mitmenschen.

In Dachau ist ein weiteres Projekt mit Hund geplant

In Dachau engagieren sich momentan etwa sieben Teams aus Ehrenamtlichen und ihren Hunden im Besuchsdienst. Sie kommen dabei in unterschiedlichen Einrichtungen zum Einsatz - etwa in Seniorenheimen oder im Franziskuswerk Schönbrunn. "Während der Zwangspause durch die Pandemie haben einige Teams ihr Engagement beendet", erklärt Brand. Nicht zuletzt deshalb suchen die Malteser beim Ausbau der tiergestützten sozialen Arbeit in den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Dachau nach Unterstützung. Interessenten können sich im ersten Schritt via E-Mail an iris.koelbl@malteser.org wenden.

Grundlegende Voraussetzungen, etwa Freude am Umgang mit Menschen und Interesse an einem langfristigen Engagement, sollten bei der Bewerbung erfüllt werden. Nach einem bestandenen Eignungstest absolvieren die Teams eine kostenlose Begleithundeausbildung, werden in verschiedenen Modulen, etwa Hygiene oder Erste Hilfe, geschult und für Themen wie Krankheit und Tod sensibilisiert. Abgeschlossen wird die Ausbildung mit einer Prüfung. Danach steht ersten Einsätzen nichts mehr im Wege.

In Dachau ist mittelfristig ein weiteres Projekt mit Hund geplant: Das Café Malta für Demenzkranke erfreut sich bereits an vielen Standorten großer Beliebtheit - etwa in München, Freising und Kirchheim. Dementen wird in den Cafés die Möglichkeit geboten, in einem ruhigen und vertrauten Umfeld mit anderen Betroffenen zusammenzukommen. Geschulte Mitarbeiter und Helferinnen betreuen die Gäste und bieten ihnen ein gemeinsames Frühstück oder einen Nachmittagskaffee sowie anregende Mitmachangebote wie Lesen, Malen, Tanzen oder Spielen an. "Wir arbeiten auf der Basis der palliativen Philosophie nach Silviahemmet", erklärt Brand. "Das bedeutet, dass unser zentrales Anliegen darin besteht, an Demenz erkrankten Menschen und ihren Angehörigen möglichst viel Lebensqualität und Selbstbestimmung zu ermöglichen."

In das neue Modellprojekt in Dachau sollen erstmals Hunde in das Programm integriert werden. "Die Zielgruppe des Cafés Malta sind insbesondere Menschen mit Demenz im Anfangsstadium. Diese Phase ist für die Betroffenen sehr schwierig", weiß der Kreisbeauftragte. "Oftmals beginnen sie sich zurückzuziehen und von ihren Mitmenschen zu distanzieren, weil sie die Symptome ihrer Krankheit verbergen möchten." Hunden gegenüber falle es ihnen häufig leichter, sich zu öffnen und ihre Barrieren zu überwinden. Das Café Malta soll voraussichtlich noch im Laufe des Jahres in der Dienststelle der Malteser eröffnet werden. Auch in diesem Projekt werden ehrenamtliche Helfer und ihre Hunde maßgeblich zum Gelingen des Konzeptes beitragen.

© SZ vom 20.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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