Gastronomie:"Damit verliere ich 2000 bis 3000 Euro pro Tag"

Christian Lehner im Park-Cafe in München, 2011

Christian Lehner hat das Park Cafè wieder geschlossen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Zehn Tage lang hatte das Park Café wieder geöffnet - und nun ist es schon wieder zu. Der Wirt begründet den Schritt mit den Corona-Vorgaben.

Von Laura Kaufmann

Zehn Tage lang hatte das Park Café wieder geöffnet - und nun ist es schon wieder zu. "An einem Donnerstag, 18.45 Uhr, kamen die Richtlinien der Staatsregierung, wie man einen Biergarten eröffnen darf", sagt Christian Lehner. Als Wirt, der endlich wieder bewirten wollte, setzte er sich sofort an den Rechner, gab Aufträge heraus, arbeitete durch bis zur Wiedereröffnung am Montag. Gut aussehen sollte das Park Café für den Neustart. Schilder hingen, Desinfektionssäulen standen bereit und die aus der Kurzarbeit zurückgeholten und geschulten Mitarbeiter.

"Aber es blieb keine Zeit zu rechnen, ob sich das lohnt", sagt Lehner. Draußen habe er seine 1800 Plätze auf etwa 280 runtergefahren, sagt er. Aus den Bierbänken mussten normale Stühle werden, um die Schirme und Bäume herum arrangiert. Dazu die frühe Schließung und jeden zweiten Tag neue Vorgaben - "das hat mit dem, was ich beruflich und gerne mache, nichts mehr zu tun", sagt Lehner. "Soll ich mir einen Baseballschläger unter den Tresen legen und dazwischengehen, wenn sich meine Gäste mit Bussi Bussi begrüßen?" Und wenn sechs Jungs angeben, sie seien ein Haushalt, was dann? Theoretisch könnten sie in WGs wohnen, aber dafür haften? Lehner ist die Sachlage zu unklar. Wofür trägt er die Verantwortung? Bei 17 bis 19 Prozent Umsatz zahlte er ohnehin drauf: "Damit verliere ich 2000 bis 3000 Euro pro Tag." Und das, um unter für ihn fragwürdigen Bedingungen offen zu haben. Nach zehn Tagen zog Lehner die Konsequenzen und sperrte das Park Café wieder zu. "Die Lage ist existenzgefährdend."

Zusätzlich zum Park Café mit seinen 75 Mitarbeitern betreibt er noch die Gaststätte Das Bad an der Theresienwiese. Hier sei die Lage eine andere, sagt Lehner. "Das Bad ist so klein, das kann ich fast alleine betreiben, das ist beinahe ein Hobby." Dazu kommt, dass er die Außenfläche gut erweitern konnte und durfte. Nur zwei Sitzplätze fielen so weg. "Wenn es im Park Café auch so wäre, wäre es eine andere Sache." Der historische Bau liegt pittoresk im Alten Botanischen Garten. Ideal für eine Erweiterung. Einen Ansprechpartner für die Fläche um ihn herum hat er aber noch nicht erreicht, die Stadt hat ihn an den Freistaat verwiesen.

So wird das Park Café vorerst bis Ende der Pfingstferien zu bleiben. Lehner hat das Park Café breit aufgestellt, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Vom Jazzbrunch bis zu veganen Spezialitäten. Nichts davon hilft gegen eine Pandemie. "Für uns wird essenziell, dass die Zwei-Haushalte-Regelung fällt", sagt Lehner. "Mal wieder mit den Jungs ein Bier zwitschern, die Mädelsrunde auf einen Sprizz treffen - die Menschen brauchen mehr Menschen." Wenn das möglich wird, glaubt er, würden die Leute wieder ausgehen. Auch in sein Park Café. Das, wie er hofft, dann mehr Plätze zur Verfügung stellen darf.

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