Wohnen:So wirkt sich Corona auf die Münchner Immobilienpreise aus

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Die Nachfrage nach Immobilien in München ist weiterhin hoch. (Foto: picture alliance / dpa)

Trotz leicht gesunkener Nachfrage durch die Pandemie sind Immobilien in München noch nicht günstiger geworden. Worauf müssen sich Interessenten künftig einstellen?

Von Sebastian Krass, München

Die Einschränkungen durch das Coronavirus richten gewaltigen Schaden im Arbeitsleben und in der Wirtschaft an. Gibt es dafür wenigstens eine Entspannung auf dem Münchner Immobilienmarkt? Können Interessenten sich vielleicht sogar auf sinkende Preise einstellen? Eher nein, wenn es nach der Maklervereinigung Immobilienverband Deutschland (IVD) geht. "Die Nachfrage war in den vergangenen Wochen etwas reduziert, aber die Preise haben noch nicht reagiert", sagte der Makler Christoph Müller-Brandt am Dienstag auf der Pressekonferenz des IVD Süd zum Markt für Kaufimmobilien im Frühjahr 2020.

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Er prognostiziert: "Bevor die Preise sinken, wird die Nachfrage wieder steigen." Man sehe dafür jetzt umso klarer, wie stark die Nachfrage das Angebot in München überwogen habe, sagte Müller-Brandt: "Wenn es für ein gutes Grundstück vor Corona vielleicht 50 Kaufinteressenten gab, sind es jetzt immer noch 20." Auch was schon gebaute oder im Bau befindliche Eigentumswohnungen angeht, glaubt Müller-Brandt nicht an sinkende Preise: "Die Nachfrage ist weiter groß genug, um den Bestand abzuverkaufen." Allenfalls der Verkauf wenig attraktiver Wohnungen in Neubauanlagen, sogenannter Restanten, könnte schwieriger werden.

Zu welchen Preisen Immobilien inzwischen in München verkauft werden, das stellte Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts dar. Der Preis für eine schon bestehende Eigentumswohnung mit gutem Wohnwert, der zweitbesten von vier Kategorien, stieg seit Frühjahr 2019 von 7200 auf 7750 Euro pro Quadratmeter, also um 7,6 Prozent. Die Betrachtung bezieht sich noch auf die Vor-Corona-Zeit. Vor zehn Jahren waren es 2890 Euro, das bedeutet eine Steigerung um das 2,7-fache - die etwas niedriger ausfällt, wenn man die Inflation berücksichtigt.

Aufschlussreich sind auch die Unterschiede im Stadtgebiet. Die Preisspanne für eine beziehbare 80-Quadratmeter-Wohnung im Bestand geht nach den aktuellen Zahlen von 4900 Euro pro Quadratmeter bei einfachem Wohnwert in einem als "einfach" eingestuften Stadtteil (Am Hart, Hasenbergl, Langwied, Neuperlach) bis zu 14 000 Euro für eine Wohnung mit sehr gutem Wohnwert in sehr guter Lage (Alt-Schwabing, Altstadt-Lehel, Bogenhausen, Haidhausen, Herzogpark, Isar-/Ludwigsvorstadt, Maxvorstadt, Nymphenburg).

Bei Reihenmittelhäusern im Bestand stieg der durchschnittliche Verkaufspreis in München im vergangenen Jahr von 950 000 auf 1,02 Millionen Euro. Binnen zehn Jahren haben sich auch hier die Preise mehr als verdoppelt (plus 113 Prozent). Zum Vergleich: Für ganz Bayern liegt der Wert aktuell bei 546 000 Euro.

Was die Prognose angeht, ist Kippes etwas vorsichtiger. Es gebe zwei gegenläufige Entwicklungen: eine möglicherweise sinkende Nachfrage wegen Kurzarbeit und steigender Arbeitslosigkeit, andererseits aber das Bedürfnis von Investoren, in unsicheren Zeiten "Geld sicher zu parken", zum Beispiel in Immobilien. Als ein Indiz, dass dieser Markt - aus Makler- und Verkäufersicht - weiterhin gut laufen dürfte, sieht Kippes die Zahl der Kaufangebote: "Mit den ersten Ausgangsbeschränkungen ging das deutlich runter, aber inzwischen sind wieder deutlich mehr Angebote reingekommen."

Zudem beobachtet Kippes auch erste durch die Corona-Krise ausgelöste Trends: "Viele Leute sehen den Wert einer Wohnung nun auch höher, weil sie sich viel dort aufhalten." So könne es künftig wichtiger sein, ob sich in der Immobilie ein Home-Office-Platz einrichten lässt. "Und was derzeit richtig gut kommt, sind Gartenwohnungen. Kritischer sind Käufer bei Wohnungen ohne Balkon."

© SZ vom 13.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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