Kultur in Corona-Zeiten:Im absoluten Krisenmodus

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Droht wieder die große Leere, wie hier im Gärtnerplatztheater? Die neuen Corona-Regeln, die voraussichtlich von Mittwoch an gelten, schüren Ängste in der Kulturwelt. (Foto: Matthias Balk/dpa)

An den Münchner Theatern und im Literaturhaus rätselt man, wie man mit den neuen Pandemie-Auflagen umgehen soll. Zuversicht gibt es dennoch.

Von Bernhard Blöchl und Jutta Czeguhn

Residenztheater

Premiere an diesem Samstag im Marstall des Residenztheaters, "Die Unerhörten - Technoide Liebesbriefe für antike Heldinnen", das noch, aber was kommt dann? Laut Ministerpräsident Markus Söder dürfen Kulturveranstaltungen von Mitte nächster Woche an nur noch in deutlich kleinerem Rahmen stattfinden: mit einer Auslastung von maximal 25 Prozent an Zuschauern. Zudem gilt dort die 2-G-plus-Regel - Zugang also auch für Geimpfte und Genesene nur noch mit Test. Ingrid Trobitz, stellvertretende Intendantin und Pressesprecherin des Residenztheaters, kann dazu noch nichts Verlässliches sagen, als man sie am Freitagnachmittag nach der Söder-Pressekonferenz am Telefon erwischt. Zu vage die Aussagen des Ministerpräsidenten, Vorinformationen für das Staatstheater habe es keine gegeben. Wie die Kaninchen vor der Schlange sei man vor der Übertragung der Pressekonferenz gesessen.

"Wir versuchen nun erst einmal herauszufinden, was das konkret für uns bedeutet." Man sei nun im absoluten Krisenmodus, die Spielstätten auf 25 Prozent Auslastung herunterfahren? Das bedeutet, erstmal alle verkauften Tickets annullieren und ein Viertel wieder kurzfristig in den Verkauf geben. Warum werden Häuser mit einer ausgefeilten Lüftungstechnik gleich behandelt wie andere ohne Lüftungsanlage, fragt sich Trobitz? "Bei uns sind Sie sicherer als in einem ICE, zumal bei uns 2G plus gilt." Oder kommt bald die komplette Schließung, wenn die Münchner Inzidenz über die 1000er-Marke springt. "Eine verlässliche Planung für unser Publikum ist da unmöglich. Wir haben für nächste Woche zwei Premieren geplant. Und nun hängt alles wieder von der Inzidenz ab? Da waren wir in Krisenzeiten doch schon mal weiter."

Staatsoper

Konkrete Schritte unternimmt hingegen die Bayerische Staatsoper. Wie Staatsintendant Serge Dorny mitteilt , sieht man sich gezwungen, alle gekauften Tickets von 24. November bis einschließlich 15. Dezember zu stornieren. "Wir bedauern diese Entwicklung, auf die wir keinen Einfluss hatten, sehr", so Dorny. Kartenkäufer müssten nichts weiter tun: die Tickets würden automatisch storniert und rückerstattet. "Karten für Veranstaltungen bis zum 23. November bleiben unter Beachtung der 2-G-Regel (geimpft oder genesen) gültig. Mit Inkrafttreten einer neuen Verordnung, mit der aktuell Mitte nächster Woche zu rechnen sei, werde man die zulässige Zahl an Besucher und Besucherinnen für Veranstaltungen im Nationaltheater auf 525 reduzieren müssen.

Volkstheater

Am Volkstheater, schwer gebeutelt durch einen Wasserschaden, wird bis auf weiteres auf den Bühnen 2 und 3 gespielt. So fand am Freitagabend mit "cloud*s*cape" die nächste Premiere statt. Und auch auf der Bühne 1 wird am Sonntag unter anderem Josef Hader auftreten. Auch bei einer Belegung von nur 25 Prozent werde man den Spielbetrieb aufrecht erhalten. Darüber hinaus muss jeder, der dann geimpft oder genesen ist, noch einen gültigen Test mitbringen. "Wir haben uns vorgenommen, trotzdem zu spielen und bieten im Theater für unsere Gäste eine Testung an. Bei einer Inzidenz von über 1000 wird dann alles zurückgefahren und das Theater wieder geschlossen", heißt es aus dem Volkstheater.

Literaturhaus

Auch im Literaturhaus denkt man bereits intensiv über die Veränderungen nach. "Wir wollen unser Publikum wie auch alle Akteure im Haus weiterhin bestmöglich schützen", sagt Sprecherin Marion Bösker-von Paucker. Und wird konkret: Von Mittwoch, 24. November, an würden alle Veranstaltungen unter Berücksichtigung der 2-G-plus-Regel stattfinden. "Geplant ist, dass die Personenzahl im Saal ab diesem Zeitpunkt wieder auf 50 reduziert wird." Auch für die Ausstellung gilt 2 G plus.

Traurig ist man über die Absage des beliebten Marktes der unabhängigen Verlage, der für den 27. und 28. November geplant war. Und falls in München eine Inzidenz von 1000 erreicht wird, "werden alle Veranstaltungen im Stream ohne Publikum stattfinden, die Ausstellung muss dann schließen", so Bösker-von Paucker weiter. Etwas Zuversicht gibt es dennoch: "Wenn wir eines gelernt haben, dann ist es Geduld. Wie gut, dass wir weiterhin streamen können. Und ein so grandioses Publikum haben."

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