Es soll ja Bayern geben, für die Bamberg im Ausland liegt, und Franken, denen es mit München ebenso geht. Insofern ist es fast schon ein internationaler Austausch, wenn nun zum ersten Mal die Bamberger Symphoniker als Gäste des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks nach München kommen. Sogar ein Gastgeschenk hat ihr Chefdirigent Chef Jakub Hrůša mit in den Herkulessaal gebracht: ein brandneues Violinkonzert des (eher in München beheimateten) Komponisten Johannes X. Schachtner, gespielt von Julia Fischer. Schachtner, der Fischer seit Schultagen kennt, weiß, was er der brillanten Technikerin schuldig ist. Unter anderem in einer großen Kadenz darf sie mit allen etablierten Spieltechniken aufwarten, bleibt also im Gegensatz zu anderen zeitgenössischen Konzerten klar in der Solistenrolle. Dennoch lässt Schachtner sie immer wieder mit dem Orchester interagieren, entlockt dem symphonischen Apparat damit neue, ausgesprochen sinnliche Klangkombinationen. In einer guten halben Stunde gehen sieben "Zustände" unterschiedlichsten Tempos und Charakters ineinander über, rhythmisch skandierende, melodische, tänzerische, die in sich freilich kaum weitergeführt werden. Dem Werk als Ganzem fehlt damit ein Bogen, der schlüssig zum poetisch ruhigen Ende führte.
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Umso größer fällt danach der Publikumsjubel für Antonin Dvořáks Symphonie "Aus der Neuen Welt" aus, nicht weil sie altbekannt wäre, sondern weil Jakub Hrůša sie tatsächlich neu in die Welt lockt. Mit äußerster Genauigkeit sorgt sein Dirigat für Ecken und Kanten, spitzt die Kontraste bei Tempofolge und Klangcharakteren zu. Die Bamberger zeigen mit brillanten Soli und klarem, aber warmem Gesamtklang, was man in München gern mal vergisst: dass in Franken ein weiteres Weltklasseorchester zuhause ist. Die BR-Symphoniker dürfen sich also anstrengen, wenn sie im Juli zum Gegenbesuch antreten, mit Bruckners Fünfter Symphonie unter Christian Thielemann.